Essen.
Der Ruhrpilot befindet sich auch nach dem Neustart auf Sinkflug. Bei einem DerWesten-Test fiel das überarbeitete Verkehrsinformationssystem in allen Kategorien durch. Von zwölf im Internet angezeigten Staus in Essen war nicht einer wirklich vorhanden.
Geschäftsführer Benno Hense gesteht Probleme mit der Verkehrserkennung ein. Gerade auf der A40 gebe es „aktuell nur wenig einsatzbereite Messstellen“. Ein Grund dafür seien viele Baustellen. Dort führe der umgeleitete Verkehr nicht mehr unter den fest installierten Infrarotkameras entlang. Die Live-Daten der Kameras ersetzt der Ruhrpilot dann nur durch Durchschnittswerte – im Test durch Phantomstaus.
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Euphorisch hatte das Verkehrsministerium erst im Januar einen Neustart für das 50 Millionen Euro teure System verkündet. Die Ruhrpilot-Besitzgesellschaft übernahm als 100-prozentige Landestochter die Verantwortung, Siemens stieg aus der Partnerschaft aus. Ein neue, übersichtlichere Internetseite ging an den Start. Theoretisch im Angebot: zuverlässige aktuelle und vorausschauende Verkehrsinfos für Bundes- und Landstraßen, aktuelle Abfahrtszeiten für Bus und Bahn, freie Parkplätze.
In der Realität hat sich wenig gegenüber dem gescheiterten Start zur Fußball-WM 2006 geändert. Noch immer fehlt dem Ruhrpiloten eine geeignete Plattform, um seine Daten an den Nutzer zu bringen. Die Zugriffe im Internet beschreibt Benno Hense als „noch ausbaufähig.“ Es gibt auch noch keine Verbindung zum Autofahrer, der bereits unterwegs ist. „Wir wollen in die Navigationssysteme“, sagt Hense. Aktuell gebe es Gespräche mit den Betreibern. „Nach dem Sommer 2011“ sollen erste Systeme an den Start gehen. Auch mit dem WDR wolle die Gesellschaft eine Kooperation schließen.
In Essen, wo eine knappe Million Euro verbaut wurde, messen etwa 70 Detektoren den Verkehrsfluss. Immerhin profitiert die Stadt: „Wir ziehen die Daten in der Planung von Baumaßnahmen heran“, sagt Uwe Brückner, Sachgebietsleiter Verkehrstechnik. Das spare Verkehrszählungen. Brückner macht aber keinen Hehl daraus, dass das System beim Bürger nicht auf die erwartete Resonanz stößt: „Der Internet-Auftritt müsste bekannter sein.“
Bisher Gesamtkosten von 50 Millionen Euro
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Während Hense den Betrieb für gesichert hält, lässt das NRW-Verkehrsministerium die Zukunft des Ruhrpiloten „noch offen“. Sprecherin Heike Dongowski verweist auf den Koalitionsvertrag: „Darin steht, dass der Ruhrpilot Bestandteil der Verkehrszentrale ist.“ Wie der Ruhrpilot darin aufgehe, stehe aber noch nicht fest. Die jährlichen Betriebskosten ließen sich nicht beziffern, „da sich unser Haus derzeit noch im Controlling-Verfahren befindet“.
Zufall oder nicht: Nur wenige Stunden nach der DerWesten-Anfrage folgte ein Totalausfall beim Ruhrpiloten. Die Homepage zeigte ein Testbild mit dem Hinweis auf eine technische Störung. „Wir arbeiten mit Hochdruck an einer Lösung und werden Sie so schnell es geht wieder mit aktuellen Verkehrsinfos versorgen.“