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Statt 1750 waren „nur“ 1208 Bedienstete des Rathauses 2009 länger als sechs Wochen krank. Personaldezernent Hülsmann sieht dennoch Handlungsbedarf und macht Führungsprobleme für den hohen Krankenstand verantwortlich.
Vor zwei Wochen mussten sich die 8500 Mitarbeiter der Stadtverwaltung öffentlich als „das faulste Rathaus im Ruhrgebiet“ beschimpfen lassen, weil nach eigener städtischer Rechnung angeblich 1750 Bedienstete länger als sechs Wochen im Jahr krank waren - eine erschreckende Quote von 21 Prozent der Beschäftigten. Jetzt stellte sich heraus: Diese Zahlen sind falsch. „Ich konnte die Daten einfach nicht glauben, da müsste das Rathaus ja jeden Tag wie leer gefegt sein und habe deshalb zur Kontrolle eine Namensliste aller Langzeiterkrankten aufstellen lassen“, sagte Personaldezernent Christian Hülsmann. Er ging aber zunächst selbst wochenlang davon aus, dass die Zahlen korrekt den Krankenstand beschrieben.
Doch die Zahl 1750 bezog sich nicht auf die Langzeiterkrankten in einem einzigen Jahr, sondern auf die innerhalb von zwei Jahren. Betrachtet man nur das Jahr 2009 waren 1208 Bedienstete länger als 42 Kalendertage erkrankt und verursachten 125 211 Krankentage. Insgesamt verzeichnete das Rathaus 2009 rund 193 000 Krankentage bei 7590 Mitarbeitern (ohne Feuerwehr). „Das ist immer noch viel zu viel, aber nicht so schlimm wie zunächst gedacht“, sagt Hülsmann.
Mehr als im Schnitt aller Städte
Und die Krankenquote wird üblicherweise nicht im Verhältnis Zahl der irgendwann einmal Erkrankten zur Beschäftigtenzahl dargestellt, sondern als Quotient aus Zahl aller Krankentage zur Zahl der Kalendertage. Hier kommt die Stadt auf eine Gesamtquote von 6,97 Prozent. Das ist aber immer noch mehr als im Schnitt aller Städte und erst recht mehr als bei Unternehmen: Da liegt die Quote laut Krankenkassen bei 4 Prozent.
„Die vielen Langzeiterkrankten verhageln uns die Quote - da müssen wir dringend handeln“, sagt Hülsmann, der nicht glaubt, dass wirklich alle 1208 Bediensteten so ernsthaft erkrankt waren, dass sie so lange nicht mehr ihrer Arbeit nachgehen konnten. Dabei hat Hülsmann ein Führungsproblem in den Abteilungen des Rathauses ausgemacht: Bei einigen Chefs herrsche eine zu große Strenge, andere ließen ihren Mitarbeitern zu große Freiheiten. Zu viele Vorgesetzte fragten noch nicht einmal nach, warum jemand so lange krank sei. Wenn man das Problem aber nicht kenne, könne man auch nicht helfen: Etwa bei der Kinderbetreuung, bei Suchtproblemen oder bei der Pflegebetreuung für die Mutter. Nun will die Stadtspitze alle Führungskräfte zwingen, zweimal im Jahr über ihre Krankenquote Bericht zu erstatten. Wer zu viele Kranke hat, muss dies dann erklären.