Mülheim. .
Der Energieversorger Medl verlangt mit Beginn der Heizperiode im Oktober mehr Geld für Gas – satte 0,66 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Höhere Beschaffungskosten seien der Grund.
Hoffentlich wird der kommende Winter nicht so kalt – das werden sich wohl die Gaskunden der Medl denken, die dieser Tage Post vom heimischen Energieversorger bekommen haben. Der Gaspreis steigt...
Und zwar um satte 0,66 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Kunden mit einer 100-m²-Wohnung mit einem Musterverbrauch von jährlich 14 000 kWh zahlen somit 92,40 Euro drauf.
Im Tarif „Behaglich warm“, an den sich mehr als 20 000 Mülheimer vertraglich gebunden haben, macht dies eine Erhöhung um stattliche 12,4 % aus. Die Medl begründet den Anstieg mit höheren Beschaffungskosten. Diese seien, so Vertriebsleiter Thorsten Marx zur WAZ, bereits seit Oktober 2009 jedes Quartal mehr geworden. Auch für diesen Oktober sei ein neuerlicher Sprung im Beschaffungspreis prognostiziert.
Irgendwann, so der Medl-Manager, müsse man diese Kosten nun mal an den Verbraucher weitergeben. Von Oktober 2009 bis Oktober 2010 würden sich die Beschaffungskosten netto um 0,93 Cent/kWh erhöht haben, in dieser Periode habe man selbst den Gaspreis bislang erst einmal (im Februar) um netto 0,34 Cent/kWh erhöht. Selbst mit der anstehenden Erhöhung (netto 0,55 Cent/kWh) gebe man den Kostenanstieg nicht komplett an die Verbraucher weiter.
Seitdem die Briefe der Medl raus sind, die den Kunden die Preiserhöhung mitteilen, machen die Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) wieder Stimmung gegen den lokalen Energieversorger. Sie werfen ihm vor, den Preisanstieg mit der Ölpreisbindung zu erklären, dies ist nach jüngster Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes tatsächlich nicht mehr zulässig. Allerdings erwähnt die Medl in ihren Kundenbriefen das Wort „Ölpreisbindung“ gar nicht. Dessen ungeachtet pocht MBI-Fraktionssprecher Lothar Reinhard weiter darauf, dass die Medl ihre „reale Kalkulation“ offenlegt. Bis dato sei Kunden anzuraten, der Preiserhöhung zu widersprechen. Die MBI halten ein entsprechendes Formular auf ihrer Internetseite www.mbi-mh.de vor. Die Initiative „Gaspreis runter“ trifft sich zum nächsten Mal am Mittwoch, 15. September, um 19 Uhr im Alten Schilderhaus an der Südstraße 2.
Fakt ist: Mit ihrer Preiserhöhung stellt sich die Medl im Wettbewerb schlechter. Das Verbraucherportal Verivox.de weist für den anfangs genannten Musterhaushalt mit 14 000 kWh Jahresverbrauch einige Anbieter aus, bei denen Gas günstiger zu beziehen ist. Und das selbst dann, wenn man diejenigen Angebote mit Vorauskasse und Kaution, vor denen die Verbraucherschützer warnen, sowie Boni-Zahlungen für Neukunden unberücksichtigt lässt. Im besagten Haushalt ließen sich dann bei einem Wechsel zum günstigsten Anbieter („optimization engineers GmbH“ aus Hattingen) gut 19 % sparen.
Zählt dieser Anbieter sicher nicht zu den Erfahrenen der Branche, so lässt sich auch bei der Nummer 2 des Preisvergleichs gut sparen. Die Stadtwerke Essen bieten seit Juli Gas in Mülheim an, seit Mai laufen die Marketing-Bemühungen. 14 000 kWh sind bei ihnen immerhin noch 15 % günstiger zu beziehen als bei der Medl – die Ersparnis pro Jahr macht dann gut 140 Euro aus. Der monatlich kündbare Vertrag garantiert bis Ende September 2011 einen fixen Preis von 4,66 Cent/kWh (bei 11,99 Euro monatlicher Grundgebühr). Das hatte die Medl auch mit ihrem Fixpreis-Angebot ab Februar nicht toppen können. Möglicherweise einziger Minuspunkt am Angebot der Stadtwerke Essen: Die komplette Vertragsabwicklung hat online zu erfolgen.