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Viele Essener wollten die Streitschrift von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin. Aber in den großen Buchhandlungen lag sie noch nicht in den Regalen. Dafür ergibt eine Umfrage in der City: Sarrazins Thesen stoßen nicht nur auf Kritik.

Wohl kaum ein Buch der letzten Jahre ist schon vor seiner Veröffentlichung so heftig diskutiert worden wie Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab. Wie unser Land seine Zukunft aufs Spiel setzt.“ Darin vertritt das Vorstandsmitglied der Bundesbank seine umstrittene These, dass die Integration vor allem der muslimischen Einwanderer weitestgehend gescheitert sei.

Manchen ist er gänzlich unbekannt

Viele Essener wollten am Montag am Erscheinungstag die Streitschrift des früheren Berliner SPD-Finanzsenators kaufen. Und dann das: In kaum einer der größeren Buchhandlungen lag das Buch in den Regalen. „Der Verlag hat wegen der vielen Vorbestellungen wohl Lieferschwierigkeiten. Aber das Interesse und die Nachfrage sind sehr groß“, sagt eine Verkäuferin in der Mayerschen Buchhandlung am Markt. Wann es eintreffe, weiß sie nicht: „Wir hoffen, in einer oder zwei Wochen.“

Essener zu Sarrazin

Ulla Höhne (72) aus Essen:
Ulla Höhne (72) aus Essen: "Sarrazins Kernthesen sind an sich stimmig. Aber dass er von einem vermeintlichen jüdischen Gen redet, stört mich und macht viele seiner richtigen Aussagen kaputt." Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Jonas Schwendrat (23) aus Essen:
Jonas Schwendrat (23) aus Essen: "Wer gesellschaftliche Verantwortung trägt, muss konkrete Vorschläge liefern und kein Stammtischgeschwätz. Dass er die Integration thematisiert, finde ich aber gut." Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Siegfried Gehrmann (73) aus Rüttenscheid:
Siegfried Gehrmann (73) aus Rüttenscheid: "Es ist falsch, Sarrazins komplettes Buch wegen einiger isolierter Zitate abzulehnen. Integration ist ein Tabuthema, deswegen ist die Debatte wichtig." Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Rainer Göbel (49) aus Duisburg:
Rainer Göbel (49) aus Duisburg: "Sarrazins Sprüche haben wir doch alle schon mal gehört. Populismus ist bei einem so schweren Thema wie der Integration völlig fehl am Platze. Die Diskussion wird schnell verpuffen." Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Elke Hövel (49) aus Steele:
Elke Hövel (49) aus Steele: "Wenn ich in ein fremdes Land gehe, muss ich mich den Gegebenheiten anpassen. Das tun viele, aber nicht alle Zuwanderer. Die Politik hat bei der Integration versagt." Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
Besarta Qerkini (18) aus Essen:
Besarta Qerkini (18) aus Essen: "Ich bin Muslimin, komme aus dem Kosovo und lebe seit 17 Jahren in Deutschland. Und ich muss sagen: Sarrazin hat Recht, wenn er sagt, dass viele Muslime unter sich bleiben wollen." Foto: Walter Buchholz © WAZ FotoPool
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In vielen Punkten habe Sarrazin Recht, aber...: Das ist der Grundtenor, wenn man die Besucher der Buchhandlung nach ihrer Meinung zu Sarrazins Standpunkten fragt. Interessant ist, dass einige Essener zugeben, den Namen noch nie gehört haben. Und das, obwohl es wirklich schwer war, ihm in den letzten Tagen zu entkommen.