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Die „Apfelinsel“ im Baldeneysee sorgt für Differenzen. Bei dem Projekt „Marking Time“ des Künstlers Nobert Francis Attard wird eine Plattform für 20.000 Äpfel errichtet, die der Natur überlassen werden. Sponsor RWE bestand darauf, dass die schwimmende Vergärung nicht Teil des Ruhr-Atolls ist.

Wenn am Dienstag das Projekt „Ruhr-Atoll“ offiziell in See sticht, dann wird eine der geplanten Kunst-Inseln im Baldeneysee noch nicht zu sehen sein: Das Projekt „Marking Time“ des Malteser Künstlers Nobert Francis Attard wurde in den Juni verschoben und entsprechend verkürzt.

„Metapher auf das fragile Ökosystem der Erde“

Nobert Francis Attard, Schöpfer des Kunstprojekts
Nobert Francis Attard, Schöpfer des Kunstprojekts "Marking Time". Foto: Privat © Fremdbild/Ruhr-Atolle | Fremdbild/Ruhr-Atolle





Grund dafür sind in erster Linie Differenzen, die das Konzept dieser Insel betreffen, zwischen der betreibenden Kultur-Konzept-GmbH und den Sponsoren, in erster Linie dem RWE. Denn die Idee ist zumindest diskussionswürdig: Attard will aus circa 20 000 Äpfeln eine Plattform errichten lassen. Begrenzt werden sollen die Äpfel durch vier an den Ecken mit Ketten verbundene Holzbalken, die ein schwimmendes Quadrat mit einer Kantenlänge von 15 Metern bilden. Innerhalb dieser Konstruktion soll eine auf der Wasseroberfläche schwimmende Ölbarriere einen Kreis nachzeichnen.

Den Kern des Anstoßes bilden die Verwendung der Äpfel, die laut ursprünglicher Projektbeschreibung sechs Monate lang als „zur Nahrung der Wasserfauna, der Vögel und Fische werden sollten. Was laut Künstler eine „Metapher auf das fragile Ökosystem der Erde“ ist, wird von anderen offenbar als pure Verschwendung von Lebensmitteln bewertet.

Lebhafte Diskussion

So stieß die Aktion beim RWE, Hauptsponsor des Ruhr-Atolls, auf wenig Gegenliebe, wenngleich man dort nach außen um diplomatische Wortwahl bemüht ist. „Unser Eindruck ist, dass der Apfelteppich nicht ins Dachkonzept des Ruhr-Atolls passt, das Kunst, Wissenschaft und Energie miteinander verbinden soll“, erläutert RWE-Sprecher Theo Horstmann.

Laut Holger Krüssmann, Sprecher des „Ruhr-Atoll“-Projekts waren „lebhafte Diskussionen“ mit dem Hauptsponsor die Folge. Ergebnis: Attards Projekt „Marking Times“ wurde aus dem offiziellen Hauptprojekt ausgekoppelt und geht nun als eigenständiges Kunstobjekt zusammen mit dem Rettungsring „Local/Global“ der Künstlerin C.U. Frank parallel zur Extraschicht am 19. Juni an den Start. Das Ende der Aktion soll abhängig gemacht werden vom Zustand der Äpfel. An der Finanzierung der Apfelinsel beteilige sich RWE nicht.

„Wenn die Leute sich über die Aktion aufregen, dann ist das gut“, findet Krüssmann. Wer sich über die Lebensmittelverschwendung mokiere, solle zum Beispiel auch an die Plantagen denken, die abgeholzt werden, um Palmöl zu erzeugen.

Nach der Aktion sollen die Äpfel zu Biogas verarbeitet werden.

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