Essen/Duisburg. Forscher der Uni Duisburg-Essen präsentieren moderne evolutionsbiologische Erkenntnisse in einem neuen Lese-Lehrbuch. Darin gehen die Autoren auch der Frage auf den Grund, warum Männer mit häufig wechselnden Partnerinnen keine Probleme haben, weitere Frauen zu erobern.

Der Stärkere setzt sich durch und alle anderen gehen unter im Nirwana der Evolution. Dass Evolution so einfach aber nicht ist, zeigen Prof. Dr. Hynek Burda und Dr. Sabine Begall vom Lehrstuhl Allgemeine Zoologie der Universität Duisburg-Essen in vielerlei Facetten als Herausgeber des neuen „Lese-Lehrbuch Evolution”, das jetzt erschienen ist.

200 Jahre liegt das Geburtsjahr von Charles Darwin zurück, vor rund 150 Jahren veröffentlichte der britische Naturforscher sein Hauptwerk über die „Entstehung der Arten” und legte damit die Grundlage zur modernen Evolutionsbiologie. Mehr denn je interessieren sich auch heute nicht nur Studenten und Wissenschaftler für das Woher und Wohin. „Seit Darwin hat sich viel getan”, erklärt Prof. Hynek Burda. „Doch es gibt im deutschsprachigen Raum kaum Lehrbücher, die diesen aktuellen Kenntnisstand wiedergeben.”

Interesse der Studenten ist riesig

Vor rund drei Jahren begannen Burda und Begall daher ihre Vorlesung „Evolution der Biodiversität” auf dem Buch „Jak se dela evoluce” („Wie man Evolution macht”) tschechischer Kollegen aufzubauen. „Das Interesse der Studenten war riesig”, so Begall. „Also entstand die Idee, dieses Buch zu erweitern und in deutscher Sprache zu veröffentlichen.”

Herausgekommen ist nun ein durchaus amüsantes Lesebuch, das fundiert und in verständlicher Sprache Grundlagen und Hypothesen der modernen Evolutionsforschung vermittelt - und dies nicht nur für den Studenten oder Wissenschaftler, sondern auch für den interessierten Laien. „Evolution wird oftmals nur auf die Erdgeschichte reduziert”, erklärt Burda. „Dabei geht es vielmehr darum, Prinzipien und Mechanismen zu verstehen, die allen Entwicklungen zu Grunde liegen.”

Spannende Evolutionsgeschichten

Ohne die Leser mit einseitigen mathematischen oder molekularbiologischen Ansätzen zu überfordern, gehen die Autoren oftmals mit einem Augenzwinkern auf Tatsachen ein, die im Alltag offensichtlich, aber meist niemals hinterfragt wurden: Warum beispielsweise haben Männer mit häufig wechselnden Partnerinnen keine Probleme, erfolgreich weitere Frauen zu erobern?

Interessierte Leser erfahren auch, dass die männliche Homosexualität durchaus keine evolutionsbiologische Sackgasse ist, warum Insekten so weit verbreitet sind, warum fremde Arten manche einheimischen verdrängen und weshalb viele Haustier schwarz-weiß gefleckt daherkommen.

Spannende Evolutionsgeschichten schreibt auch die Botanik: Bäume gibt es, weil manche Pflanzen sich nicht an die Spielregeln halten: Eine will immer höher hinaus und die anderen müssen dann mitwachsen. Andere Pflanzen, die riesige Früchte wie die asiatischen Jackfruits hervorbringen, haben einst riesige Tiere wie Dinosaurier versorgt. Die Giganten sind - von den Pflanzen unbemerkt - inzwischen zwar ausgestorben, doch nun laben sich die Menschen an den süßen Früchten.

Das knapp 500 Seiten umfassende Lese-Lehrbuch vermittelt nicht nur evolutionsbiologisches Wissen, sondern verführt durch seine anschauliche Aufmachung mit Portraits, Zitaten und Grafiken auch einfach zum Schmökern.

„Evolution zu betrachten, ist faszinierend, aber wir wissen immer noch sehr wenig”, schwärmt Sabine Begall. „Evolution verfolgt kein Ziel und lässt sich nicht aufhalten. Keiner weiß, wohin sie führt…”

Überblick über die Grundlagen der Evolution

Verständlich geschrieben und anschaulich illustriert vermittelt „Evolution: Ein Lese-Lehrbuch” einen Überblick über die Grundlagen der Evolutionsbiologie sowie Facetten der modernen Evolutionsforschung. Herausgeber der deutschen Ausgabe sind Prof. Dr. Hynek Burda und Sabine Begall. Spektrum Akademischer Verlag, ISBN 978-3-8274-1975-0. Preis: 39,95 Euro.

Die Veränderung des Schönheitsideals zeigt die Abbildung aus dem Buch "Evolution: Ein Lese-Lehrbuch", herausgegeben von Prof. Hynek Burda und Sabine Begall vom Lehrstuhl für Allgemeine Zoologie an der Uni Duisburg-Essen. Illustration: Herausgeber