Essen. Der Neubau eines Fußball-Stadions an der Hafenstraße hängt offenbar nicht mehr vom Verkauf des städtischen Traditionshotels „Handelshof” ab. Denn das Geld aus einem Verkauf müsste die Stadt in den Schuldenabbau stecken.
Der erwartete Erlös von rund 20 Millionen Euro sei für die Finanzierung der Arena zwar weiterhin wünschenswert, aber nicht unverzichtbar, erklärte Stadtdirektor Christian Hülsmann.
Bislang war der Eindruck entstanden, mit der Veräußerung des Hotels am Hauptbahnhof versetze sich die klamme Stadt überhaupt erst in die Lage, den millionenschweren Stadion-Neubau für den Traditionsclub Rot-Weiss Essen in Angriff zu nehmen. Deshalb wurde in der RWE-Anhängerschaft mit zunehmender Sorge beobachtet, dass sich der Handelshof-Verkauf durch die stadteigene Grundstückstochter GVE wegen genehmigungsrechtlicher Bedenken verzögerte.
Verfahrensfehler vermeiden
Unter dem Hotel befindet sich eine U-Bahn-Strecke, die die Stadt vor Jahren in einem transatlantischen „Cross-Border-Leasing”-Verfahren an einen US-Investor verkaufte und langfristig zurückmietete. Über den Eigner-Wechsel im Hotel will die Stadt sicherheitshalber diesen amerikanischen Geschäftspartner informieren. Im Rathaus ist man darauf bedacht, jeden Verfahrensfehler mit etwaigen Vertragsstrafen zu vermeiden. Hinter vorgehaltener Hand wird gemutmaßt, spitzfindige Anwälte warteten nur darauf, die inzwischen in Misskredit geratenen Leasing-Geschäfte auf Kosten der deutschen Kommunen zu lösen.
Nach den jüngsten Irritationen um den Spatenstich zum Stadion (wir berichteten) will Hülsmann den Hotel-Verkauf als Finanzierungsquelle relativieren. Eine Gleichung „Ohne raschen Handelshof-Verkauf kein rascher Stadion-Bau” habe es nie gegeben, sagt er. Richtig ist: Da die Haushaltsaufseher der Bezirksregierung den Hotel-Erlös lieber zur Schulden-Tilgung verwendet sähen, wollen sie der Stadt die Kreditlinie um jenen Betrag kürzen. Am Ende kommen die Stadion-Millionen also – Handelshof-Verkauf hin oder her – ohnehin aus dem Stadtetat.