Essen.
Die Fitness-Messe „Fibo“ ist schloss mit einem Besucher-Plus von 5,3 Prozent. Ein Ergebnis, das zur Jahresbilanz 2009 der Essener Ausstellungsbetriebe gut zu passen schien. Dennoch droht das Aufzehren des Eigenkapitals und damit die Überschuldung.
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Mit hochgerechnet 52,3 Millionen Euro war der Erlös im Jahr der Wirtschaftskrise durchaus zufriedenstellend, so Messe-Chef Frank Thorwirth, der die 70 Millionen Euro des Vorjahres schon wegen der zyklusbedingten Messe-Ballung für unwiederholbar erklärte.
1,5 Millionen Besucher aus 129 Nationen kamen 2009 in die Rüttenscheider Hallen, um bei 38 Messen und sechs sonstigen Präsentationen die Produkte von 11 659 Ausstellern in Augenschein zu nehmen - und nebenbei auch einiges Geld in der Stadt zu lassen.
7500 Arbeitsplätze sichere die Messe, davon die Hälfte in Essen - „eine Job-Maschine“, wie Reinhard Paß deklamierte, der als OB auch Aufsichtsratsvorsitzender der Messe ist.
Anfrage für Bau eines neuen Parkhauses läuft
Stolze Zahlen, in der Tat. Doch um im Fibo-Jargon zu bleiben: Die Messe ist dennoch finanziell schwach auf der Brust. Laut kursierender Fehlbeträge, die die Messe gestern nicht dementierte, muss Mutter Stadt 2009 weit mehr als jene 6,3 Millionen Euro zuschießen, die ohnehin eingeplant waren. 2010 ist ein Minus von 4,8 Millionen Euro zu befürchten, 2011 gar eines von mehr als 17 Millionen.
Es droht das Aufzehren des Eigenkapitals und damit die Überschuldung - und das in einer Situation, in der die Stadt bei ihrem eigenen Etat gegen genau diese Überschuldung ankämpft, ihre Möglichkeiten zur Hilfe also begrenzt sind. Paß und Thorwirth mochten aber weder über dieses Dilemma konkret reden noch über Details der 2008 gescheiterten, dennoch weiter geplanten „Ertüchtigung“.
Obwohl seit 1999 immerhin 150 Millionen Euro in die bauliche Erweiterung und Sanierung flossen, könne sich die Messe beim Bauen keine Verschnaufpause leisten. „Es gibt gewisse Ecken, die nicht mehr zeitgemäß sind“, so Thorwirth. In doppelgeschossige, niedrige Hallen lassen sich die heutzutage verwöhnten Messe-Veranstalter und Aussteller tatsächlich ungern pferchen, und auch die Zeltstadt an der Grugahalle wirkt antiquiert und soll seit längerem einem neuen festen Vorbau weichen.
„Wir machen solche Probleme zum Teil wett durch das Engagement unserer Mitarbeiter und die besondere Atmosphäre einer Messe, die sich mitten in der Stadt befindet“, sagt Thorwirth. Das neue Hotel direkt an der Grugahalle habe den als angenehm empfundenen Kompakt-Charakter weiter vertieft. Auf ewig sei all das aber keine Gewähr für eine gute Messe-Zukunft.
Die bange Frage: Wie passen die Messe-Bedürfnisse zur drohenden Überschuldung? Thorwirth sprach sibyllinisch von „ganzheitlicher Betrachtung“, der Ende 2010 Konkretes folge: „Dann wird das Paket stehen.“ Eines ließ sich die Messe-Leitung doch noch entlocken: Für die Parkfläche P 3 an der Norbertstraße gegenüber vom Messehaus Ost läuft die Voranfrage zum Bau eines neuen Parkhauses.
Hoffnung vermittelt eine Statistik über die Ausstellungswirtschaft in Deutschland, in der die Essener Messe fast durchweg besser dasteht als die leider so überaus zahlreich vorhandene Konkurrenz. Demnach sank die Zahl der Besucher in Essen um 3,5 Prozent, im Bundesschnitt aber um acht bis neun Prozent. Die Flächennutzung gab um 1,6 Prozent nach, bundesweit um fünf Prozent. Bei den inländischen Ausstellern lag das Essener Minus mit 1,9 Prozent genau im Trend, dafür kamen aus dem Ausland zwei Prozent mehr - im Bundesschnitt gab es auch hier ein sattes Minus von fünf Prozent.