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Die Evag führt die elektronische Zugangskontrolle in Bussen ein. Von Dienstag an wird die Technik zunächst in zehn Fahrzeugen getestet. Davon verspricht sich das Verkehrsunternehmen größere Erfolge im Kampf gegen Schwarzfahrer.
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In der Telefonschleife der Evag dreht sie noch eifrig ihre Runden - die „süße kleine Schaffnerin“. Im wahren Leben wurde sie schon in den 60er Jahren wegrationalisiert. Fahrkartenverkauf und -kontrolle funktionieren heute weitgehend elektronisch. Und die technische Entwicklung geht immer weiter. Am morgigen Dienstag zündet die Evag die nächste Stufe, dann führt das Nahverkehrsunternehmen in Bussen die „elektronische Zugangskontrolle“ ein.
Fahrgäste, die über ein Abonnement-Ticket verfügen, müssen dieses dann nicht mehr dem Fahrer zeigen, sie müssen die Chip-Karte vor ein elektronisches Lesegerät halten, das vorne am Einstieg des Busses angebracht ist. Kann das Gerät das Ticket nicht lesen, gibt es ein Signal.
Erfahrungen sammeln
Die Evag verspricht sich davon größere Erfolge im Kampf gegen Schwarzfahrer. Deren Anteil liegt bei so genannten Schwerpunktkontrollen bei rund zwei Prozent. Die Evag geht allerdings davon, dass etwa fünf Prozent der Fahrgäste ohne gültigen Fahrschein unterwegs sein dürften. Der finanzielle Schaden, der dem Unternehmen so jedes Jahr durch verlorene Einnahmen entsteht, geht in die Millionen.
Im Erzhof stützen sie sich auf positive Erfahrungen aus Duisburg, wo die Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) - seit 1. Juli dieses Jahres Partner in der gemeinsamen Verkehrsgesellschaft „Via“ - die elektronische Zugangskontrolle bereits seit Februar testet. Innerhalb von zehn Wochen konnte die DVG nach eigenen Angaben mehr als 600 ungültige Abo-Tickets einziehen. Zwischen Karnap und Kettwig werden die elektronischen Lesegeräte von morgen an zunächst in zehn Bussen getestet. In allen Fahrzeugen wird Begleitpersonal an Bord sein, so Evag-Sprecher Nils Hoffmann. Die Service-Mitarbeiter sollen Fahrgästen zeigen, wie die neuen Geräte funktionieren. Und sie sollen einschreiten, wenn der graue Kasten ein Ticket nicht lesen kann Sei, es weil der Chip defekt ist oder weil das Ticket ungültig ist.
„Es muss gewährleistet sein, dass unsere Fahrer geschützt werden“
In dem sie Fahrzeugbegleiter einsetzt, kommt die Unternehmensleitung nicht zuletzt Forderungen des Betriebsrates nach. Die Arbeitnehmervertretung sieht die Einführung der neuen Technik mit Skepsis und fürchtet, Busfahrer könnten noch häufiger Opfer von verbalen Aggressionen oder Schlimmerem werden, als dies bereits heute im Alltag der Fall sei. Denn die Busfahrer sind gehalten einzuschreiten, sollte die elektronische Kontrolle einem Fahrgast den Zustieg verweigern. „Es muss gewährleistet sein, dass unsere Fahrer geschützt werden“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Detlef Barz. Der Arbeitnehmervertreter fordert Fahrzeugbegleiter „vor allem am Abend“. Dass auf allen Linien Personal mitfahren könnte, schließt die aus.
Vier Wochen lang will die Evag selbst Erfahrungen sammeln mit der neuen Technik. Die Einführung sei aber beschlossene Sache. Schließlich besitzen drei von vier Kunden ein Abo-Ticket. Im vierten Quartal des Jahres sollen sämtliche Linienbusse mit Lesegeräten ausgestattet werden. Die Evag beziffert die Kosten auf 600.000 Euro. Davon trägt das Unternehmen 250.000 Euro, den Rest finanziert das Land.