Eine Fusion mit Mülheim und Duisburg soll Nahverkehr schneller und besser machen. 450 Arbeitsplätze stehen auf der Kippe.
Die vierköpfige Vorstandsmannschaft der Bahn- und Busgesellschaft Evag kann derzeit vor Kraft kaum laufen: Zum einen verkauft das städtische Verkehrsunternehmen als Krisengewinnler derzeit deutlich mehr Fahrkarten als in den Vorjahren, weil viele Essener ihre teuren Zweit- oder Drittwagen lieber stehen lassen und weil Schüler nach der Schließungswelle von Schulen längere Anfahrtswegen zum Unterricht haben.
Zum anderen haben die Essener Horst Zierold und Siegfried Voß sowie der Duisburger Klaus-Werner Siewior und der Mülheimer Klaus-Peter Wandelenus eine Fusion der drei Verkehrsbetriebe Essen, Mülheim und Duisburg eingefädelt, die intern mit keinem geringeren Wort als „historisch” bewertet wird.
Denn unter dem sperrigen Titel „Rhein-Ruhr-Partner Verkehr” (rrp-Verkehr) soll die neue Nahverkehrsfirma mit Sitz in Essen für die 1,25 Millionen Bürger in den drei rheinländischen Städten (fast) alles besser machen:
Einheitliche Fahrkartenautomaten sollen den Ticketkauf viel einfacher machen.
Einheitliche Haltestellen und Fahrpläne sollen die Orientierung erleichtern.
Unterschiedliche Fahrbetriebszeiten in Mülheim, Duisburg und Essen an Feiertagen, Einkaufswochenenden oder an Silvester sollen der Vergangenheit angehören.
Viel mehr Haltestellen werden mit elektronischen Anzeigetafeln ausgestattet, die über die Wartezeit bis zum nächsten Bus informieren. In Bussen und Bahnen sollen Fahrgäste künftig wie in Düsseldorf über Behinderungen im Nahverkehr und über Alternativanschlüsse unterrichtet werden.
Bei Bedarf sollen benachbarte Viertel unterschiedlicher Städte direkt mit Bussen verbunden werden statt Fahrgäste erst langwierig über die Stadtzentren fahren zu lassen.
Erst einmal geht es den Vorständlern aus den drei Fusions-Städten aber darum, den Betrieb möglichst schlank aufzustellen – und satte 40 Millionen pro Jahr bei 330 Millionen Euro Umsatz einzusparen.
Dafür sollen etwa 450 Jobs quer durch alle Abteilungen abgebaut werden – sozialverträglich durch Abfindungen, Altersteilzeit und Fluktuation. Geld sparen will man auch damit, dass man künftig teuer von außen eingekaufte Dienstleistungen wieder von eigenen Spezialisten erledigen lassen will. Evag-Vorstandschef Horst Zierold setzt auch darauf, dass das neue Gebilde in der Größenordnung der Düsseldorfer Rheinbahn eine viel stärkere Macht im Markte darstellt: So könne man billiger einkaufen sowie staatliche Fördersummen kassieren, für die bisher jede einzelne Gesellschaft viel zu klein sei.
Zwar investiert die Evag allein in diesem Jahr 64 Millionen Euro in U-Bahnanlagen, Streckennetzen oder Haltestellen. Doch reicht dies nach Ansicht des Vorstandes nicht aus: Mehr eigene Spuren für die Bahnen und mehr niederflurgerechte Bahnhaltestellen seien dringend notwendig. Bund und Land müssten hierfür mehr Geld locker machen.