Essen. Die Gründung war eine „Schnapsidee“, nun sind sie Stadionpaten. Was RWE besonders macht? „Hier steht der Sozialhilfeempfänger neben dem Anwalt.“

Wenn Opa Luscheskowski gespielt wird, müssen sie auf der West stehen. Spätestens. Das ist eines der kleinen Rituale, mit denen der Fanclub „Landstreicher“ den Heimspieltag am Stadion an der Hafenstraße begeht. Was sie verbindet, ist die Liebe zu ihrem Verein, Rot-Weiss Essen. Und das Stauder schmeckt immer gut.

Klausi, Felix, Lena und Mike warten nahe dem Denkmal von Helmut Rahn. Die ersten Stauder-Flaschen sind schon geköpft worden. Während Scharen von Fans in RWE-Trikots Richtung Stadion strömen, haben die vier ihre eigenen Fanartikel mitgebracht. „Landstreicher“ steht auf ihren Schals, rot auf weiß. Sticker haben sie auch. Einige davon kleben auf der Westtribüne, wo die Mitglieder des Fanclubs beim Spiel stehen. Immer im höheren Drittel von W3, links außen.

257ers Rapper Mike ist Mitglied im RWE-Fanclub „Landstreicher“

„Es war im Prinzip eine Schnapsidee“, sagt Felix. Wortwörtlich. Am 1. Februar 2023 hatten sie sich in der Altenessener Kneipe Marktklause getroffen, na klar, zum Geburtstag von RWE. An diesem Tag gründeten sie ihren Fanclub. „Wir haben uns Landstreicher genannt, weil wir das Land bereisen, wenn wir mit RWE zu den Auswärtsspielen fahren“, erklärt 257ers-Rapper Mike, vermutlich das prominenteste Fanclub-Mitglied.

Felix, Mike, Klausi und Lena (v.l.) vor dem RWE-Spiel: Es gibt natürlich Stauder.
Felix, Mike, Klausi und Lena (v.l.) vor dem RWE-Spiel: Es gibt natürlich Stauder. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Einige von ihnen seien eigentlich eher zu Dortmund-Spielen gefahren, sagt Felix. Wir wissen: RWE- und gleichzeitig BVB-Fan sein geht, anders als RWE und Schalke. Seit dieser Saison habe sich jedoch alles etwas gedreht. Jetzt besuchten sie öfter die Spiele von Rot-Weiss Essen. „Hier ist es familiärer, nicht so kommerziell“, findet Felix.

Essener RWE-Fanclub „Landstreicher“: Ältestes Mitglied ist 60, jüngstes 26

Etwa 15 Mitglieder zählt der Fanclub inzwischen. Klausi ist mit 60 Jahren das älteste Mitglied, Lena mit 26 das jüngste. Sie sehen sich regelmäßig, mal in Essen, mal in Dortmund, mal auf Geburtstagen, immer am Geburtstag von RWE. Am Spieltag treffen sie sich am Mast, dann steht erstmal Stauder trinken auf dem Programm. Viele von ihnen kommen aus Essen, andere aus Dortmund. Lena ist als Felix‘ Freundin noch neu dabei, sie ist fürs Spiel aus Rommerskirchen angereist. „Ich war direkt angefixt“, sagt sie.

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Auch Klausi – übrigens Felix‘ Vater, wir sehen: Die Essener Familienbande sind stark – kommt zwar aus Essen und lebt in Überruhr, ist aber erst seit zwei Jahren ganz intensiv im RWE-Fangeschäft. In dieser Zeit habe sich merklich etwas verändert im Stadtbild, hat der 60-Jährige beobachtet: „Wenn man durch Essen fährt, sieht man in der ganzen Stadt RWE-Wimpel. Das war früher nicht so.“

RWE-Fanclub „Landstreicher“ ist auch Stadionpate

Felix greift zum etwas drastischen Vergleich: „RWE ist wie Heroin.“ Man sei auch süchtig. Auch, wenn man sich manchmal aufrege. „Eine Woche später ist alles vergessen und man geht trotzdem wieder hin.“ Er geht schon ins Stadion, seit er zwölf Jahre alt ist. Inzwischen ist er 30. Am Verein schätze er, dass er Menschen zusammenbringe: „Hier steht der Sozialhilfeempfänger neben dem Anwalt.“

Unmittelbar nach ihrer Gründung sind die „Landstreicher“ auch Stadionpaten geworden. Die Paten geben Geld dafür, dass das RWE-Stadion „Stadion an der Hafenstraße“ heißen kann. RWE hatte 2022 für fünf Jahre die Namensrechte erworben und so sichergestellt, dass das Stadion fürs Erste keinen kommerziellen Namen tragen wird. Die Millionen-Investition wird zum Teil durch Stadionpatinnen und -paten finanziert.

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Die Namen aller Stadionpaten werden auf zwei LED-Tafeln, die außen am Stadion angebracht sind, dargestellt. Für einen einmaligen Betrag in Höhe von 150,07 Euro erscheint der Wunschname bis Ende 2026 in einem rollierenden System auf der LED-Tafel neben dem Stadionnamen-Schriftzug. Felix: „Es war ein sehr schöner Moment, als wir das zum ersten Mal gesehen haben.“

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