Essen. Essen: Im Krupp-Wald und manchmal auch an anderen Stellen des Steigs kratzen Unbekannte Wegezeichen ab, verwirren Wanderer und beschädigen Bäume.
Er (oder sie) hat es wieder getan: Im Krupp-Wald zwischen dem Torhaus der Villa Hügel an der Haraldstraße und der Straße Berenberger Mark in Höhe Klusenkapelle sind erneut zahlreiche Wanderzeichen von den Bäumen gekratzt oder übermalt worden, wie schon so oft seit Einweihung des Baldeneysteigs im Jahr 2017. Martin Velling, Bezirkswegewart des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV), hat jetzt erstmals Anzeige bei der Polizei erstattet, nachdem er mittlerweile ein Dutzend Mal die Markierungen wieder erneuert hat.
„Für uns ist das gerade vor dem Tag der Steige am 13. April ein extremes Ärgernis“, sagt Florian Hecker, der bei der Essen Marketing GmbH Chef der Abteilung Stadtwerbung ist und den Steige-Tag organisiert hat. Extra mit Blick auf diesen Tag hatte der SGV die Zeichen noch einmal kontrolliert und erneuert. Hecker unterstützt das Vorgehen des SGV, den Druck zu erhöhen. „Zum finanziellen Schaden kommt der Imageschaden“, so Hecker. Essen habe sich einen guten Ruf als Wanderer-Stadt erarbeitet, wenn aber Markierungen fehlten, bekomme dieser Ruf leicht Kratzer.
Trotz Handy-Navigation sind Markierungen immer noch für viele wichtig
Zwar lassen sich mittlerweile Wanderer häufig von ihren Handys navigieren, auf denen sie vor einer Tour die entsprechenden Routen heruntergeladen haben, die im Internet leicht verfügbar sind. Viele andere aber mögen es nicht, in der freien Natur ständig ihr Telefon zu zücken und achten lieber auf Wanderzeichen, um sicherzustellen, dass sie noch korrekt unterwegs sind. Wenn jemand die Markierungen zerstört hat, kann das verwirren und zu ungewollten Umwegen führen.
Ganz abgesehen davon, schädigt der unbekannte Wander-Feind die Bäume. „An manchen Stellen sind die Zeichen mit Werkzeugen regelrecht rausgehauen worden“, sagt Martin Velling vom SGV. In anderen Fällen wurde zum Übermalen Farbe verwendet oder die Rinde angekratzt. Selbst als die Markierungen bewusst höher angebracht wurden, war das kein Hindernis. Auch der Zerstörer arbeitet möglicherweise mit einer Steighilfe.
Zuletzt machte der unbekannte Täter die frische Markierung binnen Stunden kaputt
„Wer sowas macht, ist nicht ganz richtig im Kopf“, mutmaßt Velling, der vor einigen Wochen ein besonders skurriles Erlebnis hatte. Während er mühsam alle Zeichen erneuerte, folgte der mysteriöse Unbekannte ihm unbemerkt und machte das Werk nach wenigen Stunden wieder zunichte. „Als ich noch mal den ganzen Weg zurücklief, war schon alles wieder zerstört. Ich schätze, ich habe ihn um eine Viertelstunde verfehlt.“
Dass Wanderzeichen entfernt werden, passiert zwar seit jeher immer mal, zuletzt auch am Deilbachsteig. „Aber so ausdauernd wie hier habe ich das noch nicht erlebt, und ich bin jetzt seit 40 Jahren Wegewart“, sagt Velling. Drei Gründe gebe es erfahrungsmäß, wenn Markierungen verschwinden: Zum einen ist da die pure Lust am Vandalismus und die Freude darüber, dass andere sich ärgern. „Das zweite Motiv ist, sich ein Souvenir zu besorgen“, weiß Velling. Mancher, der einen Wanderweg absolviert hat, wolle unbedingt etwas mitnehmen, ohne Rücksicht auf mögliche Folgen.
Schließlich gebe es Wohnanlieger, Landwirte, Jäger oder andere Interessengruppen, die bewusst verhindern wollen, dass Menschen in größerer Zahl einen bestimmten Wegabschnitt gehen und dies durch die Entfernung oder Manipulation der Wegzeichen zu erzwingen versuchen. Letzteres ist am Baldeneysteig auch schon vorgekommen, und zwar an einem Wohngebiet in Fischlaken.
Auch Pilgerweg des Bistums Essen von Zerstörungen betroffen
Dies ist allerdings nicht vergleichbar mit der schon manischen Zerstörungswut im Krupp-Wald, von der übrigens neben der Baldeneysteig-Markierung auch die Wanderzeichen des Pilgerwegs des Bistums Essen betroffen sind. Auch diese wurden vielfach abgekratzt und die entsprechenden Bäume noch zusätzlich mit kirchenfeindlichen Sprüchen versehen, berichtet Velling.
Welches Motiv auch immer dahintersteckt, illegal und strafbar sind die Zerstörungen alle, betont Velling. Aber was tun? Obwohl oft im Wald unterwegs, „kann ich mich natürlich nicht auf die Lauer legen“, sagt Velling. Ob die Strafanzeige etwas bringt, ist allerdings eine andere Frage, denn auch die Polizei kann das offenbar nicht. „Ich kann die Anzeige bestätigen, sie liegt jetzt bei der Kriminalpolizei“, sagt Polizeisprecher Matthias Werk. Hoffnungen allerdings dämpft er: Streife gehen im Wald sei nicht drin, „aber Zeugenaussagen wären natürlich hilfreich.“
So muss wohl der Zufall helfen, um den merkwürdigen Menschen zu stellen und gegebenenfalls von seinem Tun abzuhalten. Bis dahin hat Martrin Velling vom Sauerländischen Gebirgsverein einen praktischen Tipp: Die Wanderzeichen seien zwar abgekratzt, aber die Beschädigungen an den Bäumen ja dennoch deutlich erkennbar. „Wer das sieht, weiß, dass er auf dem richtigen Weg ist.“
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