Essen. Essener Deilbachsteig kommt bei Wanderern gut an. Doch es gibt Probleme mit Vandalismus. Mutwillig zerstörte Wegezeichen sorgen für Verärgerung.
Drei rote Punkte und eine blaue Welle: Wer über den Deilbachsteig wandert, der von Kupferdreh über Hattingen nach Velbert-Langenberg und zurück führt, begegnet dem Signet entlang der 33 Kilometer langen Wanderstrecke auf Schritt und Tritt. Eigentlich. Nur wenige Wochen nach der Eröffnung den neuen Essener Touristenattraktion beklagen sich Läufer auf einigen Teilstrecken bereits über zerstörte Wegezeichen. Markierungen wurden bisweilen regelrecht abgefräst, alte Bäume durch rohe Gewalt beschädigt und Besucher des Deilbachsteigs mangels ausreichender Beschilderung in die Irre geführt.
Auch der Baldeneysteig wurde immer wieder Ziel von Vandalismus
Das Phänomen ist nicht neu. Beschädigte Hinweiszeichen entlang des Baldeneysees sorgten in den vergangenen Jahren immer wieder für Beschwerden und Diskussionen. Weil etliche Schilder des 2017 im Rahmen der Grünen Hauptstadt Europas eröffneten Baldeneysteigs bereits nach kurzer Zeit entwendet wurden, ging man im Jahr 2018 deshalb dazu über, Markierungen direkt auf die Bäume zu sprühen.
Von derlei Erfahrungen gewarnt, sind auch die Wegehinweise für den Deilbachsteig direkt auf die Baumstämme aufgemalt worden. Doch gegen die vorsätzliche Tat einiger zerstörungswütiger Zeitgenossen hilft auch das nicht. Teilweise sind die Zeichen auf der Baumrinde regelrecht abgekratzt worden oder mit Farbe übersprüht worden, wie man auf Aufnahmen von beschädigten Bäumen sieht. Auch das ist vom Baldeneysteig her bekannt. Irgendwer in Essen scheint das markierte Wandern unterbinden zu wollen, warum auch immer.
„Man muss von Vorsatz ausgehen“, seufzt Claudia Martin vom Sauerländischen Gebirgsverein (SGV), der für die Genehmigung und Markierung der neuen Wanderstrecke zuständig ist. Bei dem in Arnsberg ansässigen Wanderverband ist man in puncto Schilder-Beschädigung mittlerweile einigen Kummer gewohnt. Obwohl auf dem vom SGV betreuten rund 42.000 Kilometer langen Wegenetz hunderte von Wegemarkierern im Einsatz sind, komme man mit dem Nachmarkieren durch die bezahlten Ehrenamtler stellenweise kaum nach, sagt Claudia Martin, zuständig für das Wegemanagement beim SGV. „Es gibt einfach keine Patentlösung.“
Wer ertappt wird, muss mit einem saftigen Bußgeld rechnen
Mittlerweile wurde ein Großteil des riesigen SGV-Gebiets in sogenannte „Waben“ eingeteilt. Für jedes etwa 50 Wegekilometer umfassende Gebiet sei ein Markierer zuständig, der die Wegezeichen seiner „Wabe“ regelmäßig überprüfe und die Strecke im Zweijahrestakt auf Vordermann bringe, erklärt Martin. Gebiete, die besonders von Vandalismus betroffen seien, würden auch schon mal häufiger kontrolliert. Manchmal gleiche das jedoch einer Sisyphos-Arbeit, wenn Hinweiszeichen immer wieder verschwinden.
Sauerländischer Gebirgsverein kommt nicht gegen das Phänomen an
„Man kommt nicht dagegen an“, bedauert Claudia Martin. Zumal die rechtliche Handhabe schwierig ist. Zwar gilt die vorsätzliche Beschädigung oder Entfernung von Markierungszeichen keineswegs als Kavaliersdelikt, sondern als Ordnungswidrigkeit, die mit bis zu 50.000 Euro Bußgeld geahndet werden kann. Doch dafür müssten die Täter auf frischer Tat ertappt werden, weiß Claudia Martin. Nur welcher Mitarbeiter lauert schon im Unterholz, um mögliche Wanderweg-Vandalen in flagranti zu stellen?
Dass die neue, insbesondere durch Corona ausgelöste Wanderlust auf immer mehr extra ausgezeichneten Wegen nicht jedem gefällt, hat man dabei nicht nur beim Sauerländischen Gebirgsverein zu spüren bekommen. Auch beim Bistum Essen gebe es viele Klagen über zerstörte oder entfernte Schilder. Die markanten, magentafarbenen Hinweiszeichen seien Ziel zahlreicher Attacken, weiß Martin. Oft würden die Schildchen nicht nur abgenommen, sondern auch noch mit kirchenkritischen Kommentaren verunziert. Das Bistum Essen rate Wanderern auf dem Pilgerweg deshalb, mit einem digitalem GPS-Wegweiser und/oder passendem Kartenmaterial unterwegs zu sein.
Bisweilen treten Wanderer in Konkurrenz zu Reitern und Mountainbikern
Vor allem da, wo sich Wanderer, Reiter und Mountainbiker bei der Waldnutzung ins Gehege kommen, gebe es schon mal Revier-Streitigkeiten, weiß man beim Sauerländischen Gebirgsverein. Auch beim Deilbachsteig könnte eine wilde Mountainbikestrecke möglicherweise Anlass für die Schilderzerstörung sein, mutmaßt man nach entsprechenden Berichten von Wanderern beim Verein der Freunde und Förderer des Deilbachtales, der mit einer eigenen Mängelmelder-Mailadresse möglichst frühzeitig über Schäden, beschädigte Teilstücke oder defekte Schilder am Wegesrand informiert werden möchten.
Neben Natur bietet der neue Steig auch viele kulturhistorisch interessante Orte
Die Wanderstrecke, die durch drei Städte führt, bietet dabei nicht nur hügelige Waldbereiche, teils mit Urwaldcharakter, und Anhöhen mit Panoramablick, sondern lässt den Besucher auch etliche kulturhistorisch interessante Orte und wichtige Zeugnisse der 250-jährigen Industriegeschichte der Region entdecken, wie den denkmalgeschützten Deilbachhammer.
Der neue Steig erfreue sich zunehmender Beliebtheit, sagt Essens ehemaliger Kulturdezernent Andreas Bomheuer, Vorsitzender des Vereins Freunde und Förderer des Deilbachtals. Damit das so bleibt, sollen die blaue Linie mit den drei roten Punkten bald wieder flächendeckend sichtbar sein.
Deilbachsteig ist die vierte große Wanderroute in Essen
Mit dem Deilbachsteig hat Essen nach dem Baldeneysteig, Kettwiger Panoramasteig und dem Zollvereinsteig nun eine vierte große Wanderroute.
Der Deilbachsteig gilt als durchaus anspruchsvoll. Auf den rund 33 Kilometern gilt es 1060 Höhenmeter zu überwinden. Eine Wanderkarte und die GPX-Datei für Navigationsgeräte kann unter visitessen.de heruntergeladen werden.
Die gesamte Strecke des Deilbachsteigs wird von Wegemarkierern des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGR) betreut. Wer sich für das honorierte Ehrenamt interessiert, kann sich unter wege@sgv.de bewerben.