Essen-Werden. Die Schatzkammer St. Ludgerus in Essen-Werden startet die neue Ausstellungsreihe „Genau betrachtet“. Welche Technik dahinter steckt.

Sie gilt als Highlight in der Schatzkammer St. Ludgerus: eine kleine Dose (Pyxis) aus Elfenbein, die im umlaufenden Relief die Geburt Jesu und die Verkündigung an die Hirten zeigt. Die Szenen gelten als die älteste Darstellung der Weihnachtsgeschichte in Deutschland. Und diese Szenen können ab sofort digital von allen Seiten betrachtet und vergrößert angesehen werden. Der Werdener Fotograf Niklas Hlawatsch hat das Exponat als 3D-Modell erlebbar gemacht.

Die Handhabung auf Tablet oder Smartphone ist einfach

„Das ist sozusagen das Zückerchen beim Museumsbesuch“, zeigt sich Andrea Wegener, Leiterin der Schatzkammer, begeistert. Und die Handhabung sei denkbar einfach: Die digitale Animation kann über einen QR-Code in der Nähe der Vitrine abgerufen werden. Die Pyxis in der Schatzkammer stehe mit ihrem digitalen Zwilling für den Beginn der neuen Ausstellungsreihe „Genau betrachtet“.

Das ist sozusagen das Zückerchen beim Museumsbesuch.
Andrea Wegener, Leiterin der Schatzkammer

So könne beispielsweise auf dem Smartphone die unterschiedliche Stärke und Beschaffenheit des Elfenbeins auch innen und von der Unterseite genauer betrachtet werden, erläutert Siri Meder, Geschäftsführerin des Werdener Museums. In der Vergrößerung seien viele Darstellungen wie etwa die Schilfhütte mit einem Hirten oder sogar die Hebamme von Maria im Hintergrund sehr gut erkennbar.

Das Exponat kam zur Fotosession auf einen Drehteller

Die Herstellung des digitalen 3D-Modells ist auf Initiative des Geschichts- und Kulturvereins Werden zustande gekommen, der auf seiner interaktiven Homepage bereits eine Rundumsicht der Pyxis im Rahmen einer Foto-Collage zeigt. „Doch das reichte uns nicht“, so Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Lach. Der Fotograf Niklas Hlawatsch habe dann die Idee einer dreidimensionalen Betrachtung ins Spiel gebracht – und diese in vielen Stunden Arbeit realisieren können.

Öffentliche Führung

Auf einem 60-minütigen Rundgang erfahren Interessierte etwas über die Schatzkammer Werden und die Basilika St. Ludgerus. Die nächste öffentliche Führung findet am Sonntag, 28. April, um 15.30 Uhr statt. Treffpunkt ist das Foyer, Brückstraße 54.

Karfreitag bis einschließlich Ostersonntag ist das Museum geschlossen.

Weitere Infos sowie die 3D-Animation sind auf www.schatzkammer-werden.de abrufbar.

In einer Lichtbox wurden dazu 500 Fotos hergestellt – unter Verwendung eines elektronisch gesteuerten Drehtellers, um aus jeder Perspektive und Entfernung die optimalen Aufnahmen erzielen zu können. Anschließend kam eine Software für die 3D-Effekte zum Einsatz, eine weitere sorgte für die Feinheiten. Die Fotos seien dann „wie eine Tapete“ auf das Modell gebracht worden, um es farbig werden lassen, beschreibt der Fotograf seine Arbeit.

3D-Modell kann bei der wissenschaftlichen Forschung helfen

Das Ergebnis hat nicht nur die Mitglieder des Geschichts- und Kulturvereins begeistert. Auch die Museumsleitung ist überzeugt davon, dass diese Art von 3D-Modell zukunftsweisend für die weitere wissenschaftliche Forschung sein werde. Die aus dem fünften Jahrhundert datierte Elfenbeinpyxis sei daher nur der Anfang einer Reihe von Visualisierungen von Exponaten aus der Werdener Schatzkammer, ist sich Andrea Wegener sicher.

Karl-Heinz Lach vor dem Reliquienkasten aus Eichenholz. Auch er soll bald als 3D-Modell abrufbar sein.
Karl-Heinz Lach vor dem Reliquienkasten aus Eichenholz. Auch er soll bald als 3D-Modell abrufbar sein. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Ein weiteres Objekt ist jedenfalls schon ausgeguckt worden: der Reliquienkasten aus Eichenholz, der aus dem 13. Jahrhundert stammt. Er ist in der Vitrine gleich neben der Pyxis ausgestellt. Wegener: „Sein Aufbau gibt noch Rätsel auf.“ Es sei möglich, dass die Reliefs zuvor anderswo angebracht waren. Eine 3D-Visualisierung könne da unter Umständen weiterhelfen.

Karl-Heinz Lach ist sich jedenfalls schon jetzt sicher, dass die digitale Erweiterung eine Bereicherung für das Museum sei. „Wir zeigen der Welt da draußen, was es in der Schatzkammer St. Ludgerus alles zu entdecken gibt.“

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