Essen. In Essen-Haarzopf könnte ein gigantischer Solar-Carport entstehen. Eine kleinere Anlage ging jetzt andernorts in der Stadt Betrieb.

Die Wolkendecke über dem Baldeneysee riss auf wie bestellt, als Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen zur Mittagsstunde die neue Photovoltaikanlage auf dem Dach des Regattahauses offiziell in Betrieb nahm. Das 475 Quadratmeter große Solardach mit einer Leistung von fast 100 Kilowatt-Peak wandelt Sonnenenergie in voraussichtlich 87.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr um und deckt damit immerhin etwa 75 Prozent des Strombedarfs des städtischen Gebäudes. 60.000 Kilogramm Kohlendioxid pro Jahr werden durch die umweltfreundliche Energiegewinnung eingespart.

Das allein wäre dennoch nicht sonderlich der Rede wert, denn würde man den Strom vom Regattahausdach ins Netz einspeisen, würde das gerade reichen, um ein gutes Dutzend Einfamilienhäuser mit Strom zu versorgen. Aber Kufen hatte noch mehr zu verkünden. „Das ist nur der Auftakt“, betonte der OB. Die Stadt Essen habe noch viel vor in Sachen Sonnenenergie - und hat auch weitaus größere konkrete Standorte im Auge.

Die spektakulärste Anlage könnte auf dem Messeparkplatz P10 an der Lilienthalstraße in Haarzopf entstehen, wohl neben dem P2 der größte Messeparkplatz in Essen überhaupt. Der städtische Holdinggesellschaft EVV, die für die Stadt Essen die Federführung beim Ausbau regenerativer Energien übernommen hat, liegt bereits eine Machbarkeitsstudie vor für einen riesigen Solar-Carport mit einer Gesamtfläche von 52.200 Quadratmetern und einer Leistung von elf Megawatt-Peak.

Weitere Sportstätten sollen in Essen mit Solaranlagen ausgerüstet werden

Oberbürgermeister Thomas Kufen weihte die Anlage mit Vertretern der Stadt, der EVV und Nutzern des Regattahauses ein.
Oberbürgermeister Thomas Kufen weihte die Anlage mit Vertretern der Stadt, der EVV und Nutzern des Regattahauses ein. © Jochen Tack / EVV | Jochen Tack

Das ist dann schon eine andere Dimension. Es gibt allerdings einiges zu beachten, etwa die Vorgaben des Bebauungsplanes hinsichtlich des Landschaftsbildes und auch der Umstand, dass sich unter dem Gelände ein riesiger Röhrengasspeicher befindet. Man wisse das, betont die EVV, die hier aber keine grundsätzlichen Hindernisse sieht. Wirtschaftlich wäre der Betrieb der Anlage darstellbar. Die EVV sei daher zuversichtlich, das Projekt umsetzen zu können, sagte EVV-Geschäftsführer Jochen Sander anlässlich der Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage am Baldeneysee.

Mit deren Bau hatten die Stadtwerke im November vergangenen Jahres begonnen, im März erfolgte die technische Abnahme.

Die städtischen Sport- und Bäderbetriebe haben bereits weitere Objekte im Blick, die ebenfalls mit einer solchen Anlage ausgestattet werden sollen: das Freibad Dellwig, das Hallenbad am Thurmfeld unweit der Universität Duisburg-Essen und das Freibad Steele. Ebenfalls auf der Liste steht das Hallenbad Borbeck, das in Gänze neu gebaut. Wegen ihres hohen Energiebedarfs böten sich Sportstätten für Photovoltaikanlagen an.

Unweit des Regatthauses entsteht am Sommer 2024 die neue Tribüne

Zu sehen ist die nagelneue Photovotaik-Anlage am Baldeneysee übrigens nur aus dem Flugzeug. Nicht verborgen wird Besuchern bleiben, wenn sich ab Sommer im Umfeld des Leistungsstützpunktes der Ruderer und Kanuten vieles tut. Ende Juli beginnt die Stadt Essen gleich nebenan mit dem Abriss der Regattatribüne. Sie soll bis zum Frühjahr 2026 durch einen Neubau ersetzt werden, der weit mehr bietet als Sitzplätze mit schöner Aussicht. Die neue Tribüne ist zugleich ein Multifunktionsbau mit Büro- und Lagerräumen.

„Die Modernisierung auch der Energieversorgung mit einer zusätzlichen Solaranlage war da nur folgerichtig“, so Kufen. Tatsächlich soll die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Regattahauses auch Strom für die neue Regattatribüne liefern. An ein Leerrohr für die nötigen Verbindungsleitungen werde beim Bau gedacht, so Essens Sport- und Umweltdezernentin Simone Raskob.

Entwürfe für eine Überdachung des Parkplatzes hinter der Tribüne haben die Sport- und Bäderbetriebe bereits vorgelegt. Ein Platz zum Verweilen mit bester Aussicht auf den See könnte so entstehen. Die Politik müsste noch zustimmen. Und auch weil ein Bebauungsplan aufzustellen wäre, ist das Projekt laut OB Kufen eines für noch folgende Jahre. (mit F.S.)

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