Essen. Regattatribüne am Baldeneysee soll durch einen zehn Millionen Euro teuren Funktionsbau ersetzt werden. Gewagte Pläne gibt es für den Parkplatz.
Die Regattastrecke am Baldeneysee zählt zweifellos zu den ganz besonderen Orten Essens. Das Ensemble aus Regattaturm, Tribüne und Regattahaus ist zwar in die Jahre gekommen, versprüht aber einen einzigartigen Charme. Im kommenden Jahr macht sich die Stadt Essen auf, den Regattabereich neu zu gestalten. Der Neubau einer Regattatribüne soll dabei nur ein erster Schritt sein.
Bereits vor einem Jahr hatte die GSF Planungsgesellschaft für Sport- und Freizeitbauten aus Hamm im Auftrag der Sport- und Bäderbetriebe einen Entwurf für die Neugestaltung des Regattabereichs vorgelegt. Die Planungen für den Bau einer neuen Tribüne sind inzwischen abgeschlossen. 2023 soll die alte Tribüne – es handelt sich um einen aufgeschütteten Erdwall – abgetragen und durch einen funktionalen Neubau ersetzt werden. Dies alles soll auf Grundlage des geltenden Bebauungsplanes geschehen.
„Wir sind froh, dass es ein großer Wurf wird“, sagt Hans-Walter Fink, Sprecher der Interessengemeinschaft Baldeneysee, der als Vertreter der am See ansässigen Sportvereine an den Planungen beteiligt war. „Die inneren Werte der Tribüne sind uns dabei fast wichtiger als die äußeren“, fügt Fink an.
Denn die neue Tribüne wird nicht nur bis zu 1700 Zuschauern Platz bieten, im Inneren sind Lagerräume für Boote vorgesehen; Kanuten und Ruderer hatten darauf großen Wert gelegt, wie Hans-Walter Fink berichtet. Die Weiße Flotte Baldeney wird in dem Funktionsbau Büros beziehen, und auch öffentliche Toiletten soll es geben.
Der Dreiklang aus Zielturm, Tribüne und Regattahaus soll erhalten bleiben
Mit einer Länge von 135 Metern fällt der Neubau 9,7 Meter kürzer aus, als die alte Tribüne. Zur Seeseite sind acht Sitzstufen vorgesehen, die Funktionsräume sind in Richtung Parkplatz ausgerichtet. Wichtig: Der „historische Dreiklang“ aus Zielturm, Tribüne und Regattahaus bleibe erhalten. Auch soll die Sicht von der Freiherr-vom-Stein-Straße auf den See nicht beeinträchtigt werden.
Den Neubau lässt sich die Stadt Essen einiges kosten. Die Planer rechnen inzwischen mit einer Investition in Höhe von rund 9,9 Millionen Euro. Eine erste Schätzung ging noch von 6,6 Millionen Euro aus. Dass es noch teurer werden könnte, sei nicht auszuschließen. Denn mit dem Bau sind Unwägbarkeiten verbunden. Da der Untergrund aufgeschüttet ist, soll das Bauwerk auf 320 Bohrpfählen ruhen, jeder einzelne zwölf Meter tief. Allein dadurch liegen die Kosten um eine Million Euro höher als geplant. 2025 soll die neue Regattatribüne stehen.
Deutlich teurer käme die Stadt, was sich hinter dem „städtebaulichen und verkehrlichen Konzept“ für den Regattabereich verbirgt. Den von der Verwaltung favorisierten Entwurf der Planer aus Hamm darf man spektakulär, ja gewagt nennen. Sie schlagen vor, den heutigen Parkplatz mit einem Deckel zu versehen und darunter 300 Pkw-Stellplätze – aktuell gibt es 265 – zu verstecken.
Autofahrer würden diese, von der Freiherr-vom-Stein-Straße kommend, über eine Rampe ansteuern. Anders als heute kämen sie Spaziergängern und Fahrradfahrern somit nicht mehr in die Quere. Der Deckel soll mit Grün und Sitzgelegenheiten gestaltet werden, offene Lichthöfe sollen sicherstellen, dass genügend Sonnenschein durchdringt und es unter dem Deckel nicht zum Fürchten aussieht. Die gesamte Anmutung des Regattabereichs wäre eine andere als heute. Die Stadt spricht von einem „funktionalen und ästhetischen Ort“, was sicher Geschmackssache ist.
Eine Alternative zu einem Deckel über dem Parkplatz wäre eine Parkpalette
Rund 20 Millionen Euro veranschlagen die Planer für einen solchen Deckel, wobei es sich um eine vorläufige Schätzung handelt. Etwa in gleicher Höhe bewegen sich die Kosten für eine mögliche Alternative, für eine Parkpalette. Eine solche, mehrgeschossige Garage platzieren die Planer entlang der Böschung zur Freiherr-vom-Stein-Straße. Von dort würden Autofahrer das Parkdeck ebenfalls über eine Rampe direkt ansteuern. Der Rad- und Fußweg, der heute an der Böschung entlang führt, müsste verlegt werden, um das Bauwerk herum.
Die Erweiterung des Regattahauses und der Neubau eines Olympiastützpunktes wären weitere Bausteine. Noch handelt es sich um eine Projektidee, betonen die Sport- und Bäderbetriebe. Die Idee soll nun mit Hilfe eines externen Projektsteurers konkretisiert werden. Ob dann tatsächlich ein Deckel gebaut wird, oder doch eine Parkpalette steht wohl auch angesichts der Kosten in Millionenhöhe in den Sternen.