Essen. Das Dellwiger Freibad hat in Sachen Energieeffizienz große Pläne. Zum Saisonstart muss Betreiber Ruwa aber mit kleineren Hindernissen kämpfen.
Einige Stammkunden schauten schon unter der Woche vorbei, berichtet Josha Westkamp. So war es keine Überraschung das der Geschäftsführer von Ruwa-Dellwig und sein Team die ersten Besucher zum Saisonstart im Freibad „Hesse“ am vergangenen Samstag pünktlich um sieben Uhr begrüßen durften. In der ersten Stunde wurden 50 bis 60 Badegäste gezählt, die die Bezeichnung Frühschwimmer sehr wörtlich nahmen. Am Ende des Tages waren es 150 bis 200 Badende, freute sich Josha Westkamp über einen gelungenen Start in eine Saison, in der sich das traditionsreiche Freibad am Rhein-Herne-Kanal in Richtung Zukunft aufmacht.
„Hesse“ ist ein besonderes Freibad, nicht nur wegen seiner Lage direkt am Kanal, an dessen Ufer sich Schubschiffe entlangschieben und Angler die Ruhe genießen. Ruhrgebiet pur. Wer dieses Klischee bestätigt sehen will, sollte dem Dellwiger Freibad einen Besuch abstatten. Stammkunden wissen das familiäre Umfeld und die weitläufigen Liegewiesen zu schätzen.
Zu Schade nur, dass der imposante Zehn-Meter-Turm nicht mehr ist als ein Hingucker, seit vor vielen Jahren das Wasser, aus dem Springerbecken abgelassen wurde, worauf es dem Druck des Grundwassers nicht länger standhielt und leck schlug. Die Geschichte, dass es einem Wagemutigen nur im ersten Versuch gelungen sein soll, vom Sprungturm über das Sprungbecken hinweg direkt ins damals noch 50 Meter lange Schwimmerbecken zu springen, ist eine Geschichte, die sich Ältere noch heute erzählen. Ob Dichtung oder doch Wahrheit? Wer weiß das schon.
Der Kampf um den Erhalt des Freibades hat eine Kommunalwahl mitentschieden
Mit alten Geschichten wollen sie sich bei Ruwa Dellwig nicht länger aufhalten. Dass das Bad vor Jahren sogar vor dem Aus stand und der Kampf um den Erhalt eine Kommunalwahl mitentschied, ist nicht vergessen, aber lange her. Ganz auf der Höhe der Zeit wollen Josha Westkamp und seine Mitstreiter „Hesse“ zum Vorzeigeschwimmbad machen in Sachen Energieeinsparung.
Eine Photovoltaikanlage sollte das Bad eigentlich schon zur neuen Saison mit Strom versorgen und eine Kunststoffabdeckung dafür sorgen, dass das Wasser im Schwimmerbecken nicht zu schnell abkühlt. Der Energieverbrauch soll so um 42 Prozent sinken, was einer Energieeinsparung von 124.000 Kilowattstunden entspricht. Beides hat sich verzögert.
Die Beckenabdeckung soll nun im Juli installiert werden, hofft Josha Westkamp. Die Planungen für die Photovoltaikanlage liefen auf Hochtouren, nur sei die Nachfrage hoch. Der Ruwa-Geschäftsführer hofft, dass die Anlage spätestens zur kommenden Saison in Betrieb geht.
Auch so setzen sie beim Betreiber darauf, dass die Sonne oft und ausdauernd scheint – auch im Sinne aller Nichtschwimmer. Hesse-Besucher wissen: dass Nichtschwimmerbecken wird in der Regel nicht geheizt. Technisch wäre das zwar möglich, erläutert Westkamp, nur müsste man sich für eines der beiden Becken entscheiden. Schwimmer dürfen sich im 25-Meter-Becken auf 24 Grad warmes Wasser freuen.
Das neue Kassensystem, das Geldwertkarten lesen kann, lässt noch auf sich warten
Im Nichtschwimmerbecken gilt es zunächst, Einlaufdüsen zu reparieren, was den Einsatz von Tauchern erfordert. Auch die Leitungen müssen durchgespült werden, nachdem Sand und Aktivkohle aus den Filtern ausgetreten war. „Kein Grund zur Aufregung“, sagt Westkamp. In der kommenden Woche soll der Schaden repariert werden. Bis es so weit ist, kann das Becken nicht genutzt werden.
Auf sich warten lässt noch ein neues Kassensystem, das mit dem System der Stadt kompatibel und in der Lage ist, Geldwertenkarten zu lesen. Die Sport- und Bäderbetriebe hätten die notwendigen Dinge auf den Weg gebracht, so Westkamp. Nun hänge alles von der Lieferzeit ab.
Wäre da nicht die Dauerbaustelle der Deutschen Bahn und die damit verbundenen Sperrungen an der Prosperstraße, es liefe wohl bereits zum Start auf eine vielversprechende Badesaison hinaus. Zur vergangenen Saison konnten sie bei „Hesse“ rund 55.000 Badegäste begrüßen – zehn Prozent mehr als sonst üblich.