Essen. Hat die Zahl der Schlaglöcher zugenommen? Die Stadt Essen widerspricht. Experten der TÜV Nord Station in Essen geben nützliche Tipps

Schlaglöcher sind ein Ärgernis und obendrein gefährlich. Die Klagen der Autofahrer über den löchrigen Zustand des Essener Straßennetzes reißen nicht ab. Hat sich die Lage etwa weiter verschlechtert? Diesem Eindruck tritt die Stadt Essen entgegen. „Momentan stellt sich die Situation nicht mehr so schlimm dar wie zum Jahreswechsel“, stellt Stadtsprecher Patrick Betthaus klar. Doch gleichzeitig fügt er hinzu: „Wetterbedingt ist weiterhin damit zu rechnen, dass immer wieder Schlaglöcher auftreten.“ Die „Schlagloch-Saison“ sei in Essen längst noch nicht vorbei.

Die Stadtverwaltung arbeitet schon seit Wochen mit Hochdruck daran, die kleinen und großen „Krater“ im Asphalt zu beseitigen. Aktuell seien fünf Teams auf den Essener Straßen unterwegs. Ihr Pensum ist enorm: Pro Tag schaffen die Trupps 150 Schlaglöcher. Zum Vergleich: Anfang Januar war die Situation weitaus dramatischer. Damals waren sogar acht Teams im Einsatz, um bis zu 500 Löcher am Tag zu schließen. Selbst an Wochenende griffen die Arbeiter damals zur Schaufel.

Fünf Teams des Amtes für Straßen und Verkehr beseitigen täglich 150 Löcher

Der ungewöhnlich nasse Winter in Essen, der zuletzt für einen Regenrekord sorgte, ist in Verbindung mit den Temperaturunterschieden hauptsächlich dafür verantwortlich, dass sich die Essener Straßen in diesem Jahr zum Leidwesen der Autofahrer in Buckelpisten verwandeln. An porösen Stellen im Asphalt rinnt Regen- oder Schmelzwasser unter die Straßendecke und sammelt sich dort. Wenn es an frostigen Tagen gefriert, dehnt sich das Niederschlagswasser aus und lässt die Straßendecke wie bei einer kleinen Sprengung mühelos aufplatzen: Das Schlagloch ist da, eines von Tausenden. Im Sommer kann extreme Hitze den Belag ebenfalls zusätzlich belasten und platzen lassen. Die zweite wichtige Ursache ist das hohe Verkehrsaufkommen in der Stadt.

Das Amt für Straßen und Verkehr beseitigt Jahr für Jahr durchschnittlich 30.000 Schlaglöcher auf den Haupt- und Nebenstraßen im Essener Stadtgebiet. An den kalten und regenreichen Monaten Februar, März und April müssen die Trupps der Stadtverwaltung die Ärmel besonders oft hochkrempeln.

Um Autofahrer vor den negativen Folgen der massenhaft auftretenden Schlaglöcher zu schützen, hat der TÜV Nord in Essen jetzt einen Leitfaden herausgegeben. „Fahrbahnschäden entstehen schneller als viele denken, und stellen eine erhebliche Gefahr dar“, erklärt Daniel Terwedow, der Leiter der TÜV Nord Station.

TÜV Nord in Essen: Das sind die typischen Schlaglochschäden am Auto

Typische Schlaglochschäden träten an Reifen, Felgen, dem Fahrwerk oder der Lenkung auf. In Extremfällen könnten auch Unterboden und Karosserie in Mitleidenschaft gezogen werden. Autofahrende sollten daher stets vorsichtig fahren und ihre Geschwindigkeit den Straßenverhältnissen anpassen. Bei sichtbaren Schlaglöchern bedeute das, langsamer zu fahren oder ihnen nach Möglichkeit auszuweichen. „Eine angepasste Fahrweise kann Schäden am Fahrzeug verhindern und trägt generell zur Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden bei“, betont der TÜV Experte.

Komme es dennoch zu einer Beschädigung, sei es wichtig, Fotos vom Fahrzeugschaden, dem Schlagloch und der Umgebung zu machen, die zeigen, dass eine Warnbeschilderung fehlt. „Diese Dokumentation ist entscheidend für die Beweisführung, wenn Haftungsansprüche geltend gemacht werden sollen“, sagt Terwedow. Zudem sollten Betroffene die Polizei informieren und die Versicherung kontaktieren.

„Schadenersatzansprüche sind in der Regel schwer durchzusetzen, da Autofahrende beweisen müssen, dass die zuständige Behörde ihrer Pflicht nicht nachgekommen ist.“
Daniel Terwedow - Leiter der TÜV Nord Station Essen

Wer haftet für Schäden? Grundsätzlich seien Bund, Länder und Kommunen für den verkehrssicheren Zustand der Straßen verantwortlich. Sie müssten Fahrbahnschäden zeitnah reparieren und vor Schlaglöchern mit entsprechender Beschilderung warnen. Die Realität sehe jedoch oft anders aus, warnt der Essener TÜV-Experte. „Schadenersatzansprüche sind in der Regel schwer durchzusetzen, da Autofahrende beweisen müssen, dass die zuständige Behörde ihrer Pflicht nicht nachgekommen ist.“

Sein Tipp: Einfacher werde es, wenn der Schaden von Fachleuten geprüft werde. „Unabhängige Gutachten, wie sie von Prüfgesellschaften angeboten werden, können nicht nur bei der Schadenregulierung helfen, sondern auch bei rechtlichen Auseinandersetzungen unterstützen“, so Terwedow. Straßenschäden und Schlaglöcher blieben ein Problem auf deutschen Straßen. Doch mit dem richtigen Wissen und der Unterstützung von geschulten Sachverständigen könnten Autofahrerinnen und Autofahrer die Risiken minimieren und im Falle der Fälle die richtigen Schritte einleiten.

Mängelmelder und nützliche Tipps

Schlaglöcher auf Essener Straßen können der Stadtverwaltung gemeldet werden: rund um die Uhr telefonisch bei der Verkehrsleitstelle des Amtes für Straßen und Verkehr unter der Rufnummer 0201 88-66766 oder über dem Mängelmelder online unter www.essen.de/maengelmelder

Der TÜV Nord in Essen hat auf seiner Webseite ein Service-Spezial zu Schlaglöchern mit nützlichen Tipps eingerichtet

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