Essen. Wie das funktioniert, zeigt das Schauspielertrio um Martin Lindow mit „Achtsam morden“ im Rathaus-Theater. So reagierte das Publikum.

Den einen populären Schauspieler haben sie alle - die Komödien im Rathaus-Theater. Diesmal ist es Martin Lindow, der in Essen lebt und aus Fernsehfilmen („Polizeiruf 110“, „Landfrauen“) wie von der Bühne bekannt ist. Noch bevor er als Anwalt von seiner ersten Tat erzählt, erhält er einen herzlichen Begrüßungsapplaus. In einem vortrefflichen Trio entblättert er die Bühnenversion von Karsten Dusses Bestseller „Achtsam morden“, die im Rathaus-Theater stürmisch gefeiert wurde.

Rathaus-Theater: Wie Mord mit Humor auf der Bühne funktioniert

Wer Dusses beliebte Buchreihe verfolgt hat, weiß, wie diese irrwitzige Kombination aus Achtsamkeitsregeln und tödlicher Problemlösung funktioniert. Doch wie soll das auf der Bühne gehen? Humoristisch von Mord zu schreiben, ist eine Sache, Gewalt auf die Bühne zu bringen, eine andere. Bernd Schmidt hat mit seiner Bühnenfassung gute Vorarbeit geleistet. Er macht aus dem Strafverteidiger Björn Diemel einen Verbündeten des Publikums und einen Sympathieträger, der durch das Großaufgebot von Figuren führt.

Man kann durchaus Verständnis haben, wenn einem so netten Kerl ein Mord passiert. Schließlich macht ihm die mafiöse Kundschaft zu schaffen, die ständig nach juristischen Schlupflöchern verlangt, und die Ehefrau setzt ihm die Pistole auf die Brust, weil er zu wenig Zeit für die Familie hat. Ein Achtsamkeitsseminar soll helfen – aber anders als gedacht. „Wenn das Leben eines Menschen ein Problem darstellt, ist der Tod die Lösung des Problems“, schlussfolgert er und handelt danach.

Essener Rathaus-Theater: Ein Anwalt zwischen Unbedarftheit und Cleverness

Mit viel Verve spielt Lindow den Anwalt zwischen Unbedarftheit und Cleverness in der temporeichen und pointierten Regie von Pascal Breuer, der weiß, wie man selbst Gewaltszenen mit einer Überzeichnung oder einem Schattenspiel komödienkompatibel inszeniert. Da macht es sogar Spaß, mit Björn Diemel in menschliche Abgründe zu schauen. Der entlarvt die kleinen und die großen Verbrecher, den Anwaltsberuf und vermeintliche Gutmenschen.