Essen-Heisingen. Geraume Zeit steht die Wohnung der verstorbenen Annette Jäger zum Verkauf. Bilder geben Einblicke in ihr Zuhause - mit Möbeln.
Dunkle Holzmöbel und helle Räume: Wer die Wohnung von Annette Jäger besichtigt, bekommt auch Einblicke, wie Essens im Vorjahr verstorbene Oberbürgermeisterin lebte. Denn die Immobilie in Heisingen wird nach wie vor zum Verkauf angeboten, die Möbel stehen noch darin. Bilder hängen an den Wänden. Das ist kein Zufall. Der Preis indes wurde bereits zweimal gesenkt.
Holzschränke, großzügie Zimmer, große Teppiche, darauf Tische samt Tischdecken und Sofas sowie Sessel mit Holzarmlehnen. Zu diesem ersten Eindruck gibt es die Beschreibung des Maklers „Von Poll Immobilien“, der die Wohnung anbietet: „Großzügiges Wohnen in gefragter Lage am Naturschutzgebiet“. Gemeint sind damit die Räume der früheren Oberbürgermeisterin. Die Sozialdemokratin ist von 1989 bis 1999 Essens Stadtoberhaupt gewesen und im Juli 2023 im Alter von 86 Jahren gestorben. Es ist aber auch die Umschreibung des Wohnortes, der sich in Nähe zum Schellenberger Wald und kaum 1000 Meter Luftlinie zum Baldeneysee befindet.
Auch dieses Umfeld mit seinen Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten macht laut Frank Wetzel, Sachverständiger für Immobilienbewertung bei Von Poll, Heisingen nach wie vor zu einem beliebten Wohnort auf der Ruhrhalbinsel.
Angeboten werden nun fünf Zimmer - drei davon sind klimatisiert - auf einer Wohnfläche von 121 Quadratmetern. Lag der Preis noch im Februar bei 329.000 Euro, war die Wohnung dann für 289.000 Euro und jetzt für 259.000 Euro zu haben. Dazu gibt es in der Beschreibung des Objektes ausdrücklich den Hinweis: „Hier wohnte bis zuletzt die ehemalige Oberbürgermeisterin und Alt-Oberbürgermeisterin der Stadt Essen Frau Annette Jäger.“ Dieser Zusatz sei auf Wunsch der Erben formuliert worden, die die Immobilie ihrer Tante veräußerten. Natürlich gehe es auch darum, ein wenig Aufmerksamkeit zu erregen und die Neugier zu wecken.
Daraufhin habe es zunächst mehrere Interessenten gegeben und auch diejenigen, die zur früheren Bewohnerin nachhakten oder diesen Punkt zumindest erwähnten. Sie habe immerhin lange in Heisingen gelebt, weiß Frank Wetzel zu ergänzen. Geblieben sind als Inventar von Annette Jäger auch die weiße Küche im Landhausstil und die vielen Einbauschränke, die Gardinen wie geblümten Vorhänge, Kronleuchter sowie zahlreiche Bilder an den Wänden.
In die Wohnung im ersten Obergeschoss gelangt man über eine Treppe, deren Seiten aus dunkelbraunem Holz gestaltet sind. Innen gibt es dann ein eher modernes Bad sowie ein Gäste-WC und viele Fenster neben einem Zugang zum Balkon. Insgesamt zählen drei Einheiten zu dem Haus von 1954, das auf einem rund 900 Quadratmeter großen Grundstück errichtet worden ist. Die Außenfläche ist ein Gemeinschaftsgarten, in dem es laut Wetzel ein bisschen was zu tun gibt.
Wartelisten im Essener Süden noch bei besonderen Immobilien-Wünschen
Auch der Zustand der Wohnung wird als renovierungsbedürftig beschrieben. Das sei ein Grund für den Preis, der manchem zunächst bei der Größe der Wohnung und dem Stadtteil als nicht allzu hoch erscheinen mag. Geschuldet sei dieser zudem dem Baujahr und ein bisschen der Lage, die zwar gefragt sei („eine schöne Ecke“), in diesem Fall aber gleichzeitig eine befahrene Hauptstraße bedeute, erklärt Wetzel. Insgesamt seien die Immobilienpreise 2023 etwas eingebrochen, sagt er. Der Markt habe sich ein bisschen eingependelt.
Auch die Wartelisten, die viele Interessenten aus den vergangenen Jahren im Essener Süden kennen, gebe es höchstens noch vereinzelt bei Wünschen wie etwa einem Penthouse. Manchmal gibt es nun sogar den gegenteiligen Effekt, wenn bei Neubauwohnungen, wie derzeit einem Objekt eines anderen Anbieters in Heisingens Dorfmitte, der Kaufpreis gesenkt wird. Gleichwohl kostet diese „Dorfperle“ nach wie vor knapp 600.000 Euro (statt 625.000 Euro), dazu kommen 27.500 Euro für eine Garage. Weitere Neubauprojekte in Heisingen wie an der Zölestin- oder Elsaßstraße befinden sich indes im Bau, andere wie am Baderweg in den Startlöchern.
Ob Neu- oder Altbau, eine Präferenz mag Wetzel grundsätzlich nicht erkennen. Natürlich gibt es bei den Bauten beispielsweise aus den Jahren zwischen 1930 und 1960 mitunter Abstriche bei der Bauqualität. Wenn die aber stimme, habe beides seinen Charme. Viele würden Jugendstil mögen. Nach wie vor sei es zudem so, dass beim Immobilienkauf die Tendenz Richtung Haus gehe. Wenn aber wiederum ein kleines Haus 300.000 oder gar 400.000 Euro koste und man beinahe den gleichen Betrag für die Renovierung und Modernisierung einkalkulieren müsse, sei das oftmals nicht mehr interessant.
Wuchtige Möbelstücke, Steh- und Tischlampen gehören zur Einrichtung in Essen-Heisingen
Das Zuhause der ehemaligen Oberbürgermeisterin hat seinen ganz eigenen, ein wenig antiken Charme und Retro-Stil. Zu manch wuchtigem Möbelstück gesellen sich Steh- und Tischlampen mit den Lampenschirmen aus Stoff wie die gemusterten Teppiche in kräftigen Farben auf den beigefarbenen Fliesen.
Was genau diese Immobilie für mögliche Käufer interessant macht, bleibt offen. Fest steht: „Die Nachfrage ist groß.“ Wer auch immer die Wohnung kauft und einzieht, der hat jedenfalls die Wahl, ob er oder sie in der Einrichtung der Alt-Oberbürgermeisterin leben möchte. Die Möbel jedenfalls können auf Wunsch übernommen werden.
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