Essen. Dokumentationen sind eine Stärke des Snowdance-Filmfestivals in Essen. „Die Bergmanns“ erzählt von Zwillingen und einem medizinischen Wunder.

Die Frisuren sehen immer noch fast gleich aus. Beide tragen mittlerweile Brille und vermitteln eine große Portion Gelassenheit: „Die Bergmanns“, das sind Matthias und Christian, Zwillingsbrüder, eineiig. Annähernd ein halbes Jahrhundert haben sie nun miteinander verbracht. Was nicht abzusehen war. Einer der beiden Brüder wächst nämlich mit nur einer Niere auf.

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Als auch diese zu versagen droht, spendet sein Zwilling das lebenswichtige Organ. Susanne Hensdiek erzählt diese bewegende Geschichte auf dem Snowdance Filmfestival in Essen und sie berichtet auch von einem medizinischen Wunder. Die Nierenspende liegt nämlich schon 30 Jahre zurück. Normalerweise funktioniere eine Spenderniere, zehn, maximal 15 Jahre, heißt es im Abspann.

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Die lebensbedrohliche OP steht schon an, da sind „Die Bergmanns“ nicht mal 18 Jahre alt. Ihr Testament schreiben sie schon, bevor sie überhaupt den Führerschein haben. „War ja nicht viel zu verteilen“, lacht Christian, der Gesunde vor der Kamera von Susanne Hensdiek, die in nur 52 Minuten ein intensives Porträt zweier Menschen zeichnet, die einerseits gleich und doch so verschieden sind. Die Doku könnte auch bei der heutigen Preisverleihung des Essener Filmfestivals im Astra-Theater (2. Februar, 18 Uhr) Chancen haben.

Nach der Dialyse geht‘s in die Disco

„Die Bergmanns“ sind Kämpfer. Mit zehn Jahren schauen sie die Rocky-Filme und hauen sich gegenseitig die Nase blutig. Als Matthias‘ Niere mit 17 nicht mehr arbeiten will, gehen sie nach der Dialyse trotzdem in die Disco. Wenn der eigentlich schwer kranke Bruder auf der Tanzfläche kollabiert, gibt‘s draußen frische Luft und eine Cola.

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Aufgeben gilt nicht, k.o. ist keine Option für „Die Bergmanns“, die zumindest beruflich getrennte Wege gehen, um sich Freiraum zu verschaffen. Der eine wird Schauspieler, der andere arbeitet bei den Stadtwerken. Der eine kann mit Geld umgehen, der andere nicht. „Raten Sie mal, wer“, lacht Christian, der schon als Teenager Schulden bei seinem Bruder hat. „Fünf oder zehn Mark.“ Für seine gesunde Niere habe er nicht einmal ein Dankeschön von seinem Bruder Matthias gewollt. „Der schuldet mir gar nichts!“

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