Essen. Ein Hund beißt in Essen einen Jungen (13 Monate), der Halter flüchtet mit dem Tier. Die Empörung in der örtlichen Hunde-Szene ist riesig.
Nach der schlimmen Attacke eines Boxer-Molosser-Mischlings auf einen 13 Monate alten Jungen in Essen-Frillendorf sucht die Essener Kriminalpolizei weiter nach dem flüchtigen Hundehalter. „Der mutmaßliche Halter ist noch nicht ermittelt“, sagte ein Polizeisprecher am Montag (8. Januar). Nach dem Zeugenaufruf vom Wochenende geht die Kripo allen Hinweisen aus der Bevölkerung nach.
Der schwerverletzte Junge war zur stationären Behandlung ins Krankenhaus gebracht worden. Inzwischen konnte er das Krankenhaus aber wieder verlassen und nach Hause zurückkehren. Der Junge habe mehrere Bissverletzungen an Kopf und Gesicht erlitten, in Lebensgefahr habe er nicht geschwebt.
Unterdessen ist die Empörung über die Beißattacke groß - erst recht in der lokalen Hundeszene. „Dieser Vorfall ist erschreckend, wir sind alle erzürnt“, sagt Hans-Joachim Ulrich, der Vorsitzende des Schäferhundevereins Ortsgruppe Essen-Ruhr 1910. Das Vereinsgelände befindet sich ganz in der Nähe des Tatortes am Gleisdreieck. „Wir haben am Samstag von dem Vorfall erfahren und in unserer WhatsApp-Gruppe sofort zur Zeugensuche aufgerufen.“
Tierärztesprecher: „Schwerstes Fehlverhalten eines Halters, der nicht qualifiziert ist, einen Hund zu halten“
Besonders empörend findet der Klubvorsitzende, dass sich der Hundehalter nicht um das verletzte Kind gekümmert und die Flucht ergriffen habe. „Das ist unterlassene Hilfeleistung“, sagt Ulrich, der auch auf die Haftpflicht hinweist. Anhand der Polizeimeldung ist für Hans-Joachim Ulrich offenkundig, dass der Halter seinen Boxer-Molosser-Mix nicht im Griff habe. „Außerdem ist der Hund nicht sozialisiert.“
Ähnlich äußert sich Dr. Thomas Sabel: „Das ist schwerstes Fehlverhalten eines Halters, der offenbar nicht qualifziert erscheint, einen Hund zu halten.“ Der Sprecher der Essener Tierärzte weist darauf hin, dass für Hunde mit mehr als 20 Kilogramm Gewicht und mehr als 40 Zentimetern Schulterhöhe ein Sachkunde-Nachweis erbracht werden müsse.
Dieser Test könne bei einem qualifizierten Tierarzt oder beim Veterinäramt abgelegt werden, den Nachweis müsse der Halter dann bei der Anmeldung des Hundes dem Ordnungsamt vorlegen.
Die Tierrechtsorganisation PETA nimmt die Beißattacke in Essen zum Anlass, die Landesregierung zur Einführung des so genannten Hundeführerscheins in NRW aufzufordern. „Meist liegt das Problem nicht beim Hund, sondern am anderen Ende der Leine. Viele Halterinnen und Halter können das Verhalten, die Signale und die Körpersprache ihres Vierbeiners nicht richtig deuten und einschätzen. Somit ist die wahre Ursache für Beißattacken bei ihnen zu suchen – nicht beim Tier“, so Monic Moll, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. Jeder Hund, der falsch gehalten oder behandelt werde, könne zu einer Gefahr für Mensch und Tier werden – unabhängig davon, ob er einer „Rasse“ angehöre oder ein „Mix“ sei.
Tatort Gleisdreieck: So hat sich die Beißattacke zugetragen
Die Mutter hielt sich nach Polizeiangaben am Freitagnachmittag (5. Januar, gegen 16.45 Uhr) mit ihrem Sohn vor dem Haupteingang eines Hundesportvereins an der Straße Gleisdreieck auf. Ein ihr unbekannter Hund lief dann laut Polizei von außerhalb des Vereinsgeländes auf ihr Kind zu und biss es unvermittelt mehrfach in den Kopf. Die Mutter stürzte sich auf den Hund und schlug auf das Tier ein. Als ein unbekannter Mann „Komm“ rief, ließ das Tier von dem Kleinkind ab.
Polizei Essen bittet um Mithilfe: Wer kennt den Hundehalter?
Halter und Hund verschwanden daraufhin in den gegenüberliegenden Wald. Der Junge wurde nach Polizeiangaben durch die Hundeattacke schwer verletzt. Bei dem Hund könnte es sich laut Polizei um einen Boxer-Molosser-Mix handeln. Auf seinem vorderen rechten Bein hatte das Tier einen großen weißen Fleck.
Der Hundehalter soll circa 1,70 Meter groß gewesen sein. Er wurde mit dunklen Haaren und einem langen Bart beschrieben. Außerdem soll der Unbekannte eine graue Hose sowie eine schwarze Wellensteyn-Jacke getragen und mit südländischem Akzent gesprochen haben.
Die Polizei sucht nun dringend nach Zeugen. Insbesondere Hundehalter, die im Bereich Gleisdreieck und den umliegenden Grünanlagen oder Waldflächen spazieren gehen, werden um Mithilfe gebeten. Wem der beschriebene Hund und der Hundehalter bekannt ist, meldet sich bei der Polizei Essen unter 0201/829-0.
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