Essen/Duisburg. Rund ein Jahr nach der Cyber-Attacke auf die Uni Duisburg-Essen: Was man daraus gelernt hat. Die Täter sind noch nicht gefasst.

Rund ein Jahr nach der schweren Cyber-Attacke auf die Uni Duisburg-Essen (UDE) sind die Täter noch nicht ermittelt. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Köln. Dort ist die sogenannte „Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime“ gegen Internet-Kriminalität aktiv.

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Am 27. November 2022 hatten sich Unbekannte in die Netzwerke der Hochschule geschlichen und dort verheerende Schäden angerichtet. Mehr als 100 Tage war allein die reguläre Internetseite der Uni nicht am Netz. Kein Telefon an der Uni funktionierte, kein Mailverkehr, keine Zugriffe auf Lehr- und Forschungsmaterialien, zumindest nicht von Rechnern aus, die nicht direkt auf dem Campus stehen.

„Wir haben allein 50.000 Passwörter neu vergeben müssen“, berichtet Arne Rensing, der als Webredakteur und -entwickler für die Uni arbeitet. 1200 sogenannter „virtueller Server“ der Hochschulrechner seien geknackt worden, das komplette System der Zugangsberechtigungen habe nicht mehr funktioniert.

Attacke auf die Uni-Homepage heißt: 120.000 Zugriffe pro Sekunde

Die Uni baute – auch mit Hilfe anderer Hochschulen – schnell Alternativen auf, auch eine Ausweich-Internet-Seite. Sobald aber die reguläre Homepage wieder am Netz war, wurde sie regelmäßig erneut attackiert. „Die Attacken umfassten rund 120.000 Zugriffe pro Sekunde“, erklärt Rensing.

Schnell war nach Bekanntwerden der Attacke klar, dass es um Lösegeld-Forderungen geht, dass es sich also um einen Erpressungsversuch handelt. Wie hoch die Forderung war und wie die Uni reagiert hat – auf diese Fragen reagieren die offiziellen Stellen bis heute mit Schweigen. Bekannt wurde nur, dass einige Datenmengen der Hochschule später im sogenannten Dark Net landeten.

Unis sind für Hacker besonders anfällig

„Ein derart offenes System wie eine Hochschule ist besonders anfällig für Attacken“, sagt Rensing. Schließlich hätten nicht nur sämtliche Mitarbeitenden und Studierenden Zugriff auf die Systeme, sondern auch Forschende rund um den Globus. „Ein Uni-Netzwerk ist das Gegenteil eines geschlossenes Systems“, zumal der Austausch großer Datenmengen besonders für den Forschungsverkehr unverzichtbar sei.

„Mittlerweile läuft der Betrieb wieder weitestgehend normal“, berichtet Astrid Bergmeister, die Sprecherin der Uni. Für weite Teile der Studierenden, Mitarbeitenden und Forschenden seien jetzt keine Folgen mehr spürbar.

„Wir haben nach dem Angriff viele Strukturen unserer IT neu konzipiert und somit sicherer gemacht“, sagt Rensing. Das Stichwort heiße hier vor allem Dezentralisierung. Die meisten Server seien heute viel schwerer zugänglich als vor dem 27. November 2022. Die sogenannten Administrationsrechte, also die Möglichkeiten für Nutzer, gravierende Veränderungen in Netzwerken vorzunehmen, würden jetzt nach strengeren Maßgaben vergeben.

Rensing betont, dass durch die Attacke keine Prüfungs-, Lehr- oder Forschungsdaten abhandengekommen seien. Dass die Uni relativ schnell wieder handlungsfähig war, „haben wir auch zu großen Teilen unserer eigenen Informatik zu verdanken“. Die gesamte Fakultät habe beim Wiederaufbau nach Kräften mitgearbeitet.

Letzter Hacker-Fall in Essen traf die Messe

Wer sind die Täter? Dass es sich um professionelle Gruppen handelt, steht außer Frage. Öffentliche und private Einrichtungen werden immer wieder angegriffen und dann mit Lösegeldforderungen erpresst. „Die Täter wollen größtmöglichen Schaden anrichten, darum, und das Lösegeld, geht es ihnen allein“, sagt Rensing.

Der letzte bekannt gewordene Fall in Essen, in dem eine Institution von Hackern angegriffen wird, spielte Ende Oktober. Opfer einer Cyberattacke wurde die Messe Essen. Dort stahlen unbekannte Kriminelle Kundendaten von der Ticketverkaufs-Plattform der Messe. Auch in diesem Fall, heißt es bei der Staatsanwaltschaft Köln, laufen die Ermittlungen noch.

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