Essen-Vogelheim. Im Essener Stadtteil Vogelheim schließt mit Penny jetzt der letzte Supermarkt. Diese Einkaufsmöglichkeiten verbleiben.
Ein letztes Mal wird der Penny-Markt an der Vogelheimer Straße 168 am Samstag, 9. Dezember, die Türen öffnen. Danach bleiben sie an dem Standort für immer geschlossen und der Stadtteil im Norden von Essen steht ohne größeren Lebensmittelmarkt da.
Kleine Geschäfte bleiben in Essen-Vogelheim, Vollsortimenter fehlt
Bei den Vogelheimern sorgt das für Unmut, einige erinnern sich daran, dass es vor einigen Jahren mit Edeka, Plus und Aldi noch mehrere Nahversorger in ihrem Quartier gab. „Heute ist Vogelheim Döner-City“, schreibt ein Nutzer bei Facebook und fügt direkt hinzu, dass er im Prinzip nichts gegen Döner einzuwenden habe. Davon allein könne man nur schlecht leben. Auch im neu eröffneten Tedi-Markt gibt es Lebensmittel. Diese sind aber nicht der Kategorie gesund zuzuordnen.
Direkt gegenüber befindet sich ein Ladenlokal mit dem schlichten Namen „Vogelheimer Supermarkt“. Hinter der Eingangstür verbirgt sich ein kleines arabisches Geschäft, in dem Kunden und Kundinnen unter anderem Reis, Mehl, einige Kühl- und Haushaltswaren kaufen können. Der Laden erinnert allerdings eher an einen Tante-Emma-Laden als an einen Vollsortimenter.
Penny in Essen-Vogelheim: Lager über dem Verkaufsraum
Als Grund für die Schließung des Penny-Marktes erklärt ein Sprecher des Unternehmens, dass der Markt „nicht mehr zeitgemäß aufgestellt“ sei: „Die Entscheidung, uns von diesem Markt zu trennen, war nicht leicht, leider aber ist ein Weiterbetrieb auf langfristige Sicht nicht möglich.“ Der Vogelheimer SPD-Ratsherr Detlef Schliffke sagt, das Lager liege über dem Verkaufsraum. Das schrecke viele ab, weil es die Warenverteilung verkompliziere. Der Aufzug sei zudem immer wieder kaputt gewesen. Mit 600 Quadratmetern zählt der Markt zu den kleinen seiner Art. Der Unternehmenssprecher bestätigt: „Die Verkaufsfläche ist zu klein und auf dem beengten Grundstück gibt es keine Möglichkeit, den Markt sinnvoll zu vergrößern.“
Karl-Heinz Kirchner, SPD-Mitglied der Bezirksvertretung beobachtet: „Die großen Märkte werden heutzutage auf die Fläche vertrieben,“ Ab 800 Quadratmetern Verkaufsfläche gilt ein Geschäft rein rechtlich als „großflächig“ und darf sich nur in speziell dafür ausgewiesenen Sondergebieten, beispielsweise außerhalb von Stadtteilkernen, ansiedeln. Vorteil: Auch kleine Geschäfte haben im Stadtteil die Chance, sich zu etablieren. Der Nachteil ist, dass viele Supermärkte heutzutage diese Grenze mit ihrem regulären Warensortiment überschreiten und aus den Zentren verschwinden. Von Penny heißt es, dass man weiter interessiert an dem Stadtteil und auf der Suche nach einem Standort in Vogelheim sei.
„Es kann nicht sein, dass die Oma mit dem Rollator jetzt bis nach Altenessen muss“, sagt Karl-Heinz Kirchner. Dort finden Kunden mit dem Allee-Center und dem Wochenmarkt die nächsten großen Einkaufsmöglichkeiten. Von Penny aus beträgt die Entfernung 1,1 Kilometer. Deutlich kürzer, nämlich nur 350 Meter, ist die Entfernung zum nächsten Großhandel. Bei der Metro an der Straße Lütkenbrauk 64 gibt es alles, was Mann und Frau in Küche und Haushalt brauchen. Einkaufen dürfen dort allerdings nur Gewerbetreibende. Das sind zum Beispiel Gastronominnen und Gastronomen, Kioskbetreibende, sonstige Kleinunternehmen, Vereine und Selbstständige.
Awo-Bus bringt Vogelheimer zum Einkaufen nach Altenessen
Abhilfe geschaffen hat Detlef Schliffke jetzt als Vorsitzender der Awo Vogelheim, indem er einen Bus organisiert hat, deren ehrenamtliche Fahrer ältere Menschen jeden Dienstag zwischen 8.30 und 12.30 Uhr nach Altenessen bringt (Anmeldung und Infos: 0201 85893887 oder 015125393959). Das Angebot werde bereits gut angenommen. Schliffke will sich aber, wie auch Karl-Heinz Kirchner, weiter für ein entsprechendes Nahversorgungs-Angebot im eigenen Stadtteil einsetzen und bekommt Unterstützung von der Stadt: „Die aktuellen Geschehnisse der Schließung des Supermarktes in Vogelheim passen nicht mit der Fortschreibung des Masterplans Einzelhandels zusammen“, sagt Stadtsprecherin Jacqueline Riedel.
Dieser besagt unter anderem: „Eine flächendeckende Versorgung mit Gütern des kurzfristigen Bedarfs (Nahversorgung) – insbesondere im Bereich Nahrungs- und Genussmittel – dient auch dem Ziel der „Stadt der kurzen Wege“: Es soll eine wohnungsnahe (und somit auch fußläufige) und möglichst flächendeckende Versorgung ermöglicht werden.“ Riedel erklärt, dass der Stadt allerdings die Hände gebunden seien, wenn sich ein Einzelhändler entschließt, seinen Standort nicht mehr fortzuführen. Riedel: „Nichtsdestotrotz sieht die Stadt die Dringlichkeit und Notwendigkeit, in Vogelheim ein neues Nahversorgungsangebot zu etablieren.“ Aktuell liefen dazu Gespräche, um eine schnelle Lösung für den Stadtteil herbeizuführen. Details oder einen Zeitplan konnte sie jedoch nicht nennen.
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