Essen-Katernberg. Mehrere Siberian Huskys sind in Essen über eine Katze hergefallen. Nach Angaben der Halterin wurde ihr Haustier „in der Luft zerfetzt“.

Ein Katernberger bietet in Essen Schlittentouren mit seinen Siberian Huskys an. Dabei ziehen die Hunde keinen Schlitten, sondern einen Wagen durch den Essener Norden. Als er Ende November privat mit seinen Huskys im Stadtteil unterwegs war, kam es zu einem Vorfall, bei dem ein Kater von den Tieren angegriffen wurde.

Der Essener schildert die Situation so: Er sei mit seinen fünf angeleinten Hunden in einem Waldstück unterwegs gewesen, als plötzlich eine Katze vor ihnen gestanden und gefaucht habe. Das Tier habe seine Hunde provoziert, diese seien ihrem Jagdinstinkt gefolgt und haben hinter der Katze herrennen wollen. Der Essener selbst sei dann hingefallen und ein Karabiner der Leine sei gebrochen. Daraufhin seien die Hunde frei gewesen und hätten die Katze auf einen Hof verfolgt – offenbar den Hof der Besitzer.

Essener Hundebesitzer gibt Katze die Schuld

Die Version der Katzenhalterin ist eine andere: Ihr Kater habe auf der Treppe vor ihrem Haus geschlafen, als erst ein, dann drei weitere Huskys auf den Hof gelaufen kamen und den Kater angegriffen hätten. „Die haben meinen schlafenden Kater in der Luft zerfetzt.“ Bei Facebook gibt es ein Video, das tatsächlich zeigt, wie das Tier von den Hunden förmlich zerlegt wird. Der Mann der Katzenhalterin sei dazwischengegangen, habe einen der Hunde festhalten und anbinden können.

Wie durch ein Wunder habe der Kater überlebt, wie die Halterin im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Er habe viel Blut verloren und überall Bisswunden. Die Tierärztin habe Antibiotika und Schmerzmittel verschrieben, noch schwebe er allerdings in Lebensgefahr.

Der Hundebesitzer erzählt, er habe sich etwa 200 Meter entfernt vom Tatort aufgerappelt und die Hunde gerufen. Das Ganze habe nicht mehr als 30 Sekunden gedauert. Einige Tiere seien auf sein Rufen gekommen, aber nicht alle. Ein Teil sei von den Anwohnern festgehalten und ebenfalls verletzt worden. Er habe dann seine Hunde zurückgefordert und sei gegangen.

„Es war nicht meine Schuld, sondern die der Katze“, sagt der Essener im Gespräch mit der Redaktion und verweist auf den Jagdtrieb seiner Tiere. Die Katzenhalterin entgegnet: „Wenn jemand verantwortlich ist, dann der Mann selbst.“ Auch Elke Esser-Weckmann, Vorsitzende des Essener Tierschutzvereins, sagt: „Er hat seine Aufsichtspflicht nicht in ausreichender Weise sichergestellt und war nicht in der Lage, die Hunde zu halten.“

Essener schildern unangenehme Begegnungen mit Hundebesitzer

Auch andere sind entsetzt, schildern, dass sie ebenfalls schon unangenehme Begegnungen mit dem Essener hatten. Glaubt man den Facebook-Kommentaren, sind in den vergangenen Jahren mehrere Anzeigen in Bezug auf den Hundehalter eingegangen. Angemerkt wird in den Kommentaren zu dem Video jedoch auch, dass die Hunde nicht grundsätzlich böse oder bissig sein müssen, sondern ihrem Jagdtrieb folgen, wenn sie eine frei laufende Katze sehen. Auch Katzen würden mitunter andere Tiere jagen.

Die Katzenhalterin erklärt, sie habe Ordnungsamt und Polizei verständigt. Die Polizei gibt keine personenbezogenen Daten heraus. Grundsätzlich müsse man in solchen Fällen anlassbezogen schauen, ob das Tierschutzgesetz eingehalten worden sei, so ein Polizei-Sprecher. Dem Ordnungsamt ist der Besitzer der Huskys und der erwähnte Vorfall bekannt. Das Ordnungsamt stehe im Austausch mit der Beschwerdeführerin, um Nachweise zu dem Vorfall zu erhalten.

Ordnungsamt hatte Essener Hunde entzogen

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Der Hundebesitzer erzählt selbst, dass er auch in der Vergangenheit schon Probleme mit den Behörden gehabt habe. So seien ihm die Hunde im Frühling für 14 Tage entzogen worden, nachdem eine andere Hundebesitzerin sich über ihn beklagt hatte. Nachdem er einen entsprechenden Hundeführerschein nachgewiesen hätte, habe er seine Huskys zurückbekommen. „Das ist aber kein Freifahrtschein, jetzt muss das Ordnungsamt wohl erneut einschreiten“, fordert Elke Esser-Weckmann, Vorsitzende des Tierschutzvereins Essens.

Auch der Vorfall mit der Katze ist laut dem Hundebesitzer nicht der erste gewesen. So habe es vor drei Jahren eine ähnliche Situation gegeben. Damals hätten die Hunde eine Katze gebissen, der Vorfall hätte durch die Haftpflichtversicherung geregelt werden können. Paragraf 833 des Bürgerlichen Gesetzbuches besagt, dass derjenige, der das Tier hält, zu Schadensersatz verpflichtet ist, wenn durch sein Tier ein Mensch getötet oder der Körper oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder eine Sache beschädigt wird. „Die Katze gilt, wie andere Tiere auch, rein rechtlich als Sache“, sagt Elke Esser-Weckmann. Die Katzenhalterin könnte den Essener demnach verklagen und überlegt jetzt, genau das zu tun: „Wenn ich damit verhindern kann, dass weitere Tiere verletzt werden, dann mache ich das.“

Hunde, die gezeigt haben, dass sie unkontrolliert Wild, Vieh, Katzen oder andere Tiere hetzen, beißen oder reißen, gelten als im Einzelfall gefährlich.
Burkhard Leise, Stadtsprecher

Huskys unterliegen in Nordrhein-Westfalen nicht der Maulkorbpflicht, gelten nicht als gefährliche Rasse. Stadtsprecher Burkhard Leise erklärt: „Hunde, die gezeigt haben, dass sie unkontrolliert Wild, Vieh, Katzen oder andere Tiere hetzen, beißen oder reißen, gelten jedoch als im Einzelfall gefährlich.“ Die Einstufung als gefährlicher Hund setze eine amtstierärztliche Begutachtung des Hundes voraus. Für die Dauer des Verfahrens könne die Ordnungsbehörde einen vorläufigen Maulkorbzwang anordnen. Voraussetzung für eine solche Anordnung sei, dass der Vorfall gerichtsverwertbar nachweisbar sei.

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