Essen. Die „Starkregenkarte“ der Stadt Essen zeigt online sehr konkret die Gefahr für Häuser. Manche Stadtteile sind dabei besonders betroffen.

Vielen Gebäuden in Essen könnte selbst ein Jahrhundertregen nichts anhaben, andere liegen so prekär, dass ständige Gefahr für den Keller oder die Wohnungen im Erdgeschoss besteht. Welchen Gefährdungsgrad das eigene Haus hat, können Mieter und Eigentümer grundstücksgenau an einer Starkregenkarte ablesen, die die Stadt Essen im Internet anbietet.

Essen: Wegen der Bergsenkungen ist der Norden besonders gefährdet bei Starkregen

Dabei gilt es aber Missverständnisse zu vermeiden: Starkregen und Überflutungen hängen zwar zusammen, häufig bedingt das eine das andere; letztlich sind es aber doch zwei unterschiedliche Phänomene, betont das Umweltamt. Die meisten durch Starkregen gefährdeten Gebiete liegen in Essen deshalb nicht etwa in der Nähe der Ruhr, wo hin und wieder eine Überflutung droht, sondern im Norden der Stadt. „Dort haben wir die Bergsenkungsbereiche, die es im Süden deutlich seltener gibt“, heißt es bei der Stadt Essen. Der Kohleabbau führte dazu, dass der Boden nachgab und Senken entstanden, in denen sich Regenwasser sammeln kann. Ältere Häuser sanken mit, wer dort lebt, trägt ein höheres Risiko.

Im Juli 2021 waren in Werden unter anderem die Häuser an der Brehminsel überflutet – hier ein Foto von den Aufräumungsarbeiten. Dennoch ist „normaler“ Starkregen eher für Gebäude und Grundstücke im Essener Norden eine Gefahr.
Im Juli 2021 waren in Werden unter anderem die Häuser an der Brehminsel überflutet – hier ein Foto von den Aufräumungsarbeiten. Dennoch ist „normaler“ Starkregen eher für Gebäude und Grundstücke im Essener Norden eine Gefahr. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Die Karte zeigt die Folgen: In Altenessen, Katernberg oder Schonnebeck sind ganze Straßenviertel in die Kategorie 3 – farblich: dunkellila – eingeteilt: Bei einem Starkregen, wie er bislang statistisch alle 100 Jahre vorkam, droht dann Hochwasser ab 25 Zentimeter, nach oben ist die Kategorie offen. Deutlich entspannter können jene sein, deren Häuser in Kategorie 2 (helles lila) liegen, das im seltenen Extremfall eine maximale Wasserhöhe von fünf bis 25 Zentimetern prognostiziert. Praktisch sorgenfrei leben die Nutzer von Gebäuden der Kategorie 1 (weiß): Selbst bei einem Jahrhundertregen bliebe die Hochwassermarke bei höchstens fünf Zentimeter hängen.

Starkregen in Essen: Immobilien in Bachtälern können zur Wasserfalle werden

 Ausschnitt aus der Starkregenkarte der Stadt Essen: Hier der Großraum Altenessen, wo es wegen der Bergsenkungen besonders viele gefährdete Gebiete gibt.
 Ausschnitt aus der Starkregenkarte der Stadt Essen: Hier der Großraum Altenessen, wo es wegen der Bergsenkungen besonders viele gefährdete Gebiete gibt.

Wenig überraschend: Außer in Bergsenkungsgebiete lauert die größte Gefahr für Immobilien, aber auch für Kleingärten oder Sportanlagen dort, wo Bach- oder Flusstäler in der Nähe sind – weil Regenwasser sich nun einmal in diese Richtung bevorzugt hinbewegt. Vor einigen Wochen erlebten dies die Gartenbesitzer der Kleingartenanlage an der Nöggerathstraße in Altendorf, deren Parzellen am Borbecker Mühlenbach liegen und überflutet wurden.

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Wo solche Täler fehlen sieht die Lage günstiger aus. Der Stadtteil Holsterhausen etwa ist in Sachen Starkregen praktisch absolut sicher, nur am Mühlbachtal könnte es mal kritisch werden. Die Starkregenkarte dient als Service und zeigt an: Hier drohen nasse Füße. Interessant ist dies laut Stadt auch für Hauskäufer, die mögliche Hochwasserrisiken solide abgeschätzt wissen wollen, bevor sie viel Geld bezahlen.

Basis für die Karte sind die flächendeckenden Laserscanning-Daten für das Land NRW, die in einem digitalen Geländemodell Eingang finden, das jeden Quadratmeter des Stadtgebiets erfasst. So ergibt sich nach Darstellung der Stadtverwaltung eine hohe Detail-Genauigkeit, die es eben möglich mache, das Risiko jedes einzelnen Hauses einzuschätzen. Erstellt hat die Karte ein Ingenieurbüro in Verbindung mit dem Amt für Geoinformationen. Simuliert ist ein Zeitpunkt unmittelbar nach einem Starkregen, wenn das Wasser also hangabwärts geflossen ist und sich in Mulden gesammelt hat.

Starkregen in Essen: Manche Schwachstelle an Gebäuden ist hausgemacht

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Verbunden mit der Karte sind Hinweise, wie man Häuser hochwassersicher macht. Kanalrückstauklappen etwa verhindern, dass Regenwasser über die Abwasserleitungen in Bäder, Toiletten und Küchen drückt. Wasserdichte Kellerfenster bieten ebenso Schutz wie eine Erhöhung von Lichtschächten. Die Stadt empfiehlt jedenfalls, das eigene Grundstück vor dem Hintergrund klimabedingter Änderungen etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, ob Optimierungen beim Hochwasserschutz nötig sind.

Manche Schwachstelle an Gebäuden ist allerdings buchstäblich hausgemacht und hängt nicht an der Topographie des Grundstücks. So können tief liegende Garagen unter der Straßenoberfläche geradezu eine Einladung an das Regenwasser sein, hier doch bitte hinzufließen. Wenn dann der Wagen unter Wasser steht, darf man sich nicht wundern. Auch rückwärtige Kellertreppen bei vielen Altbauten gelten beim Umweltamt vielfach als Einfallstore für Überflutungen.

Stadt Essen bietet Hinweise und Vorsorge-Checkliste für Starkregen-Ereignisse an

Auf der Internet-Seite der Stadt Essen bietet das Umweltamt weitere Informationen, eine Vorsorge-Checkliste sowie einen allgemeinen Flyer zum Thema Starkregen und Hochwasser an und gibt Tipps zum Umgang mit derartigen Ereignissen. Die Online-Anlaufstelle www.essen.de/starkregen enthält neben Erklärungen zur Entstehung und Verhinderung von Hochwassergefahren auch viele Tipps zur Risiko- und Verhaltensvorsorge und verweist hierzu auch auf Internet-Seiten der Bezirksregierung und des Umweltministeriums.

Daneben bietet das Umweltamt der Stadt Essen eine ergänzende Bürgerberatung an. Dieses Angebot umfasst auch Themen wie die Essener Gründach-Initiative oder die alternative Regenwasserbewirtschaftung, die zur Minimierung von Starkregenabflüssen beitragen können. Ansprechpartner beim Umweltamt der Stadt Essen sind Claudia Köllner (Telefon: 0201 88-59228, E-Mail: claudia.koellner@umweltamt.essen.de) und Ludger Wegmann (Telefon: 0201 88-59229, E-Mail: ludger.wegmann@umweltamt.essen.de). Zurzeit sind allerdings aufgrund des Jahreswechsels nicht alle Ämter bei der Stadt besetzt.

Da in Zusammenhang mit Starkregen- und Hochwasserereignissen auch die Kanalisation eine wichtige Rolle spielt, sind hier die Stadtwerke Essen als Kanalnetzbetreiber Ansprechpartner. Sie bieten online sowohl einen Flyer zur Vermeidung von Kellerüberflutungen sowie zur Zustands- und Funktionsprüfung von privaten Abwasseranlagen an. Ein Video zur Rückstau-Sicherung und zum Überflutungsschutz zeigt zudem, wie wichtig die Ertüchtigung der Kanalisation auf dem eigenen Grundstück ist.

Hinweis: Dieser Artikel ist zuletzt auch im August 2023 erschienen

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