Essen-Stoppenberg. Der Essener Ernährungsrat verfolgt das Projekt „Essbare Stadt“. Was das Team damit meint, erklärt das Team an einer Kita namens Knifte.
Das Gelände des Reiterhofs Liefke liegt in Sichtweite der Zeche Zollverein. Und doch könnte man meinen, inmitten einer ländlichen Gegend zu stehen. Aktuell entsteht mit der Außengruppe der Kita Knifte des SOS Kinderdorfes Essen ein Freiluftparadies. „Am Reiterhof“ sollen ab Frühjahr 2024 jeweils rund 40 Kinder der Einrichtung die Möglichkeit bekommen, durch natur- und tiergestützte Pädagogik Sinnes- und Lernerfahrungen zu machen. Als Startschuss für eine Streuobstwiese spendete der Ernährungsrat Essen Apfelbäume.
Das Haupthaus „Am Schroerkotten“ der Kita Knifte liegt etwa 500 Meter Luftlinie vom Reiterhof entfernt und Verwaltungsleiter Lorenz Jotzo erklärt das Prinzip des rotierenden Systems: „Die Ü3-Kinder unserer Kita werden sich alle vier bis sechs Wochen abwechseln. So können mit der Zeit alle Kinder hier die vier Jahreszeiten erleben.“ Bald können die Kinder ihre eigenen Äpfel wachsen sehen und dürfen sie verspeisen, wenn sie reif sind.
Essener Ernährungsrat kämpft gegen Lebensmittelvernichtung
Das sei genau der Ansatz der „Essbaren Stadt“, verrät Barbara Schormann-Lang vom Ernährungsrat: „Klimaschutz fängt am besten beim Nachwuchs an. Kinder und Jugendliche sollen erfahren, wie viel Pflege ein Salat oder ein Apfel benötigt, bis er auf dem Teller landet. Wir sind überzeugt davon, dass dies der Vernichtung von Lebensmitteln entgegenwirkt.“
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Der Ernährungsrat hat 60 Essener Schulen und Kindergärten mit Hochbeeten versorgt. Kinder und Jugendliche bauen Gemüse und Obst an, pflegen und verzehren es. Das schaffe Bewusstsein für den Wert von landwirtschaftlichen Produkten, könne aber nur der erste Schritt sein, sagt Schormann-Lang. Es müssten Pädagogen her, die das Thema Ernährung vertiefen.
Kita in Essen-Stoppenberg mit Personalproblemen
Doch hier stößt man auf die Personalprobleme Essener Kitas. Baulich ist längst alles fertig, dennoch liegt der Hof verwaist da. Es fehlen die Fachkräfte, um jetzt schon starten zu können. Lorenz Jotzo ärgert sich über die Verzögerung: „Wir hatten über 300 Anfragen an Betreuungsplätzen. Aber wir suchen noch händeringend Erzieherinnen, uns fehlen mindestens vier volle Stellen. Wer sich bei uns für dieses innovative Konzept bewerben möchte, kann sich gerne alles anschauen.“
Als Rückzugsort bei Mistwetter stehen im ehemaligen Casino des Reitclubs zwei große Gruppenräume, ein Speiseraum, Sanitäreinrichtungen und eine Küche zur Verfügung. Peter Ellies leitet beim SOS Kinderdorf die Haustechnik: „Der Reiterhof stand schon länger leer. Erste Gespräche zur Übernahme haben wir vor über drei Jahren geführt. Jetzt haben wir Zwischenwände eingezogen, neue Fenster, Heizung, Lüftung und Sanitär eingebaut. Wird echt Zeit, dass es hier endlich losgeht.“
Einrichtungen können sich beteiligen
Die 2020 eröffnete Kita Knifte des SOS Kinderdorfes Essen stellt 113 Plätze für Kinder ab vier Monaten zur Verfügung. Informationen sind unter www.sos-kinderdorf.de/kinderdorf-essen erhältlich.
Wer sich mit Kita, Schule oder anderen sozialen Einrichtungen an der Baumspendenaktion des Ernährungsrates beteiligen möchte, kann sich per E-Mail an info@ernaehrungsrat-essen.de mit dem Betreff „Baumspende“ melden. Interessenten können sich auf www.ernaehrungsrat-essen.de über die Aktionen des Ernährungsrates Essen informieren.
Auf dem Freigelände ist genug Platz für jede Menge Bäume. Thomas Dobrick kümmert sich um alte Obstsorten und Streuobstwiesen. Heute hat er unter anderem „Säulenäpfel“ mitgebracht. Das sind Bäumchen, die gar nicht so hoch wachsen: „Kleine Bäume für kleine Menschen.“ Dafür werden sie aber sehr schnell Ertrag liefern: „Ich denke, dass im nächsten Jahr schon geerntet werden kann.“
Der Ernährungsrat habe aber ganz bewusst auch größere Bäume mitgebracht, so Dobrick: „Wir pflanzen hier alte, krankheitsresistente Sorten an. Der Berlepsch ist ein roter Weihnachtsapfel, hat viel Vitamin C und wird von fast allen Allergikern vertragen. Der Luxemburger Triumph ist auch lecker und später dran mit der Blüte. Die Äpfel der alten Sorte Jakob Lebel können sehr groß werden. Alle drei Sorten sind gut lagerfähig.“
Diese Hochstämmer haben eine Lebenserwartung von 100 bis 120 Jahren und brauchen noch einige Jahre bis zur ersten Ernte. Thomas Dobrick zieht den Vergleich: „Mit Bäumen muss man Geduld haben wie mit Kindern. Wir müssen jetzt die Bäume pflanzen für unsere Enkel und Urenkel.“
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