Essen. Der „Ernährungsrat“ hat in drei Jahren 45 Essener Kitas und Schulen mit Beeten und Obstbäumen ausgestattet. Es geht um mehr als nur Gesundheit.
In den ersten drei Jahren seines Bestehens hat der 2019 gegründete Verein „Ernährungsrat Essen e.V.“ bereits 45 Schulen und Kindergärten im Essener Stadtgebiet mit Hochbeeten oder Obstbäumen versorgt – trotz Corona. „Die praktische Ernährungsbildung von Kindern zählt zu unseren Haupt-Aufgaben“, sagt Barbara Schormann-Lang vom Vorstand des Vereins.
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In den Hochbeeten sollen Kinder und Jugendliche unter Anleitung Gemüse selbst anbauen; bis zum Frühling 2023 sind weitere 15 Einrichtungen auf der Warteliste, die versorgt werden sollen. Doch allein das Material zu beschaffen, macht natürlich noch keine Schulgarten-AG oder ein nachhaltiges Bio-Projekt: „Wir stehen mit vielen Schulen im Kontakt, und es müssen Pädagogen vor Ort sein, die das Thema Ernährung besonders anschaulich vermitteln wollen“, sagt Barbara Schormann-Lang.
Es geht nicht nur um gesunde Ernährung
Dem Verein geht es nicht allein um gesunde Ernährung junger Menschen. „Es geht auch um Umwelt- und Klimaschutz sowie Teilhabe“, sagt Karin Schmidt vom Verein „Ernährungsrat Essen“. „Gesunde Ernährung soll für alle Menschen kostengünstig zugänglich sein.“ In Altenessen startet der Verein deshalb bald die Umsetzung einer Vision von der „essbaren Stadt“ – öffentliche Flächen sollen nicht länger nur mit Stiefmütterchen oder anderen Zierpflanzen bewachsen sein, sondern auch mit allem, was man essen kann: Johannisbeersträucher, Brombeerhecken, aber auch fast vergessene Pflanzen wie Giersch und Gundermann sollen wachsen; in anderen Städten gebe es längst großangelegte „Naschgärten“, die in Essen erst noch anzulegen sind.
Was Essen mit dem Klimaschutz zu tun hat, liegt auf der Hand: Massentierhaltung ist schlecht für die CO2-Bilanz, und zu viele Mahlzeiten – vor allem aus Kantinen und Mensen – landen in der Tonne. Hier hat sich der Ernährungsrat das EU-Projekt „SchoolFood4Change“ auf die Fahnen geschrieben; in Kürze soll das Essen an einigen Schulen im Stadtgebiet entsprechend verändert werden. Obwohl der Verein „Ernährungsrat“ relativ jung ist, kommt er mit geballter Erfahrung daher: Karin Schmidt war früher zum Beispiel ehrenamtlich fürs Schüler-Bistro des Goethe-Gymnasiums aktiv. „Snacks mit weniger Fleisch funktionieren – man muss nur mit etwas Geschick vorgehen, Grund-Ideen von erfolgreichen, kommerziellen Anbietern abgucken und dann leicht verändern“, hat sie festgestellt.
Verein sucht weiter Kontakte in alle Richtungen
Dass Veränderung nur funktioniert, wenn alle mitmachen, das hat der Verein in seinen ersten drei Lebensjahren schon festgestellt. Entsprechend engagiert man sich beim Netzwerken, ist unter anderem Teil des „Runden Umwelttisches“ (RUTE), pflegt enge Kontakte zum Grüne-Hauptstadt-Büro und streckt auch sonst die Fühler in alle Richtungen aus – zur Stadt, zu öffentlichen Institutionen, Kirchen, anderen Initiativen.
Und weil es gerade so heiß ist und Ortspolitiker in Frohnhausen das Thema mal wieder auf den Tisch brachten: Öffentliche Trinkwasserspender, ist man beim „Ernährungsrat“ überzeugt, gehören zu einer Stadt, die gesunde und nachhaltige Ernährung ernst nimmt, unbedingt dazu.