Essen. Viele Versorger senken ihre Strompreise zum Jahreswechsel, anders bei den Stadtwerken Essen. Das rät die Verbraucherzentrale den Kunden.
Für viele Millionen Haushalte wird Strom zum Jahresanfang günstiger. Etwa die Hälfte aller örtlichen Versorger will die Preise zum Jahreswechsel senken und damit die fallenden Großhandelspreise an die Kunden weitergeben. Bei ihnen wird der Strom im Schnitt um 13 Prozent günstiger, wie das Vergleichsportal Verivox berichtet.
Es gibt allerdings auch einige Energieunternehmen, die von ihren Kunden ab Januar mehr Geld für die Stromlieferung verlangen. Dazu zählen auch die Stadtwerke Essen, die ihren Strom teurer machen. Das betrifft sowohl den Tarif EssenStromFix als auch die klassischen Tarife EssenStrom S, M und L.
Stadtwerke Essen: Tarife EssenStrom und EssenStromFix werden teurer
Konkret sieht das so aus: Kunden und Kundinnen, deren Fixtarif Ende Dezember ausläuft, zahlen bislang für die Kilowattstunde 35,57 Cent und einen Grundpreis von 1 13,99 Euro im Jahr. Die Stadtwerke machen ihnen nun das Angebot, ihren Vertrag zu verlängern, allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen: Der Arbeitspreis soll auf 42,04 Cent pro kWh steigen, der Grundpreis auf 118,51 Euro. Allein der Preis für die Kilowattstunde liegt damit fast 20 Prozent höher als bisher.
Eine Erhöhung, die so mancher Kunde nicht nachvollziehen kann. „Wenn ich auf den Arbeitspreis schaue und ihn mit denen anderer Anbieter vergleiche, dann ist der Preis bei den Stadtwerken Essen drastisch überhöht“, ärgert sich beispielsweise Marc Ballay. Wer in Essen momentan nach den günstigsten Angeboten von Versorgern schaut, zahlt zwischen 30 und 32 Cent für die Kilowattstunde (ohne Boni und bei einer Laufzeit von zwölf Monaten). „Man hat das Gefühl, die Stadtwerke wollen lieber Kunden verlieren, statt neue zu gewinnen“, wundert sich Ballay über deren momentane Preispolitik.
Wer als neuer Kunde den Fixtarif abschließen will, für den ist das Angebot etwas günstiger. Er zahlt aktuell 38,97 Cent pro Kilowattstunde und damit rund drei Cent weniger als diejenigen, die bereits einen Fixtarif haben. Allerdings ist der jährliche Grundpreis mit 142,49 Euro für neue Kunden deutlich teurer.
Die Stromtarife der Stadtwerke Essen im Überblick
Tarife | Grundpreis alt (brutto) | Grundpreis neu | Arbeitspreis alt | Arbeitspreis neu |
EssenStrom S | 103,30 Euro/Jahr | 107,83 Euro/Jahr | 48,35 Cent/kWh | 50,93 Cent/kWh |
EssenStrom M | 109,25 Euro | 113,78 Euro | 47,96 Cent | 50,54 Cent |
EssenStromL | 115,20 Euro | 119,73 Euro | 47,75 Cent | 50,34 Cent |
EssenStromFix (bis 31.12.2023) | 113,99 Euro | 118,51 Euro | 35,57 Cent | 42,04 Cent |
Grundpreis aktuell | Arbeitspreis aktuell | |||
EssenStromFix (bis 31.12.2025) | 142,49 Euro | 38,97 Cent |
Die Stadtwerke Essen hatten den Fixtarif im August 2022 aufgelegt und damit überrascht, weil damals die Preise bundesweit auf breiter Front stiegen. Etwa 30.000 Stromkunden zählen die Stadtwerke nach eigenen Angaben, etwa die Hälfte von ihnen haben einen Fixtarif abgeschlossen.
Wer sich für eine Verlängerung seines Vertrages entscheidet, für den schlagen die höheren Stromkosten dann auch voll durch. Denn die Strompreisbremse, die momentan bei 40 Cent pro kWh liegt, läuft Ende des Jahres aus. Das kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Haushaltsrede am Dienstag (28.1.1.) an.
Noch mehr zahlen Stadtwerke-Kunden, die einen der klassischen Tarife Essen Strom S, M oder L haben. Schon jetzt kostet die Kilowattstunde rund 48 Cent. Ab Januar wird’s noch teurer. Dann sind über 50 Cent fällig. Die Strompreisbremse, die die Kosten bislang noch etwas dämpft, hilft dann auch hier nicht mehr.
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Mit 50 Cent pro Kilowattstunde liegen die Stadtwerke höher als so mancher Tarif in der häufig teuren Grundversorgung, sagt die Verbraucherzentrale NRW. Im Schnitt liege die in NRW derzeit bei 44 Cent, Tendenz fallend. Christina Wallraf, Energieexpertin bei der Verbraucherzentrale, rät daher betroffenen Stadtwerke-Kunden, sich nach einem günstigeren Tarif umzuschauen und dafür sicherheitshalber ihr Sonderkündigungsrecht zu nutzen. „Schon die 48 Cent, die jetzt zu zahlen sind, sind hoch“, meint Wallraf und vermutet, dass die Stadtwerke Essen entweder schlecht eingekauft haben oder eine hohe Marge anlegen.
Stadtwerke Essen sprechen von langfristiger Einkaufsstrategie
Ein Sprecher begründet auf Nachfrage die Preise unter anderem mit der Beschaffungsstrategie. Die Stadtwerke hätten ihre Strommengen langfristig eingekauft. Denn erste Prämisse sei es, die „Versorgung sicherzustellen“. Die Folge allerdings ist: Die zuletzt gesunkenen Großhandelspreise kommen für die Kunden damit nicht zum Tagen. Der Sprecher betonte allerdings, dass der örtliche Versorger während der zurückliegenden Hochpreisphase mit dem Fixtarif den Kunden ein attraktives Angebot gemacht habe.
Zu den Einkaufspreisen kämen aktuell noch höhere Netzentgelte hinzu sowie Mehrkosten für den Herkunftsnachweis für den Ökostrom, den die Stadtwerke beziehen. „Die Kunden haben natürlich jederzeit die Möglichkeit, sich an uns zu wenden, um den für sie geeignetsten Tarif, den wir anbieten, zu ermitteln“, so der Sprecher.
Stadtwerke-Kunde spart mit Wechsel viel Geld
Marc Ballay wird übrigens seinen Vertrag nicht verlängern und stattdessen den Versorger wechseln. Mit einem recht hohen Verbrauch von rund 5000 Kilowattstunden im Jahr ist die Ersparnis entsprechend. Allein im ersten Jahr zahle er beim neuen Energieunternehmen gegenüber dem Angebot der Stadtwerke rund 1000 Euro weniger. „Ich wäre auch bereit gewesen, etwas mehr zu bezahlen, um die Stadtwerke als örtlichen Versorger zu unterstützen“, meint er abschließend. Aber nicht um jeden Preis.
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