Essen. Krupp-Stiftung und Thyssenkrupp AG planen ein neues Entrée zur Villa Hügel und zur historischen Siedlung Brandenbusch. So soll es aussehen.

Im 150. Jubiläumsjahr der Villa Hügel geht die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gemeinsam mit der Thyssenkrupp AG die Neugestaltung des Entrées zum ehemaligen Familiensitz der Krupp-Dynastie an. Dabei geht es um die Zufahrt zur historischen Brandenbuschsiedlung und damit im weiteren Verlauf um die Anfahrt von der Frankenstraße zur Villa Hügel.

Fünf renommierte Architekturbüros hatten sich dazu auf Einladung von Thyssenkrupp und der Stiftung Gedanken gemacht. Am Freitag kürte Professor Andreas Fritzen, Inhaber des Lehrstuhls für Städtebau an der Hochschule Bochum, als Vorsitzender eine 15-köpfigen Preisgerichts das Büro Czyborra Klingbeil aus Berlin zum Sieger des Ideenwettbewerbs.

Städtebaulich wollen Krupp-Stiftung und Thyssenkrupp AG einen neuen Akzent setzen

Professor Andreas Fritzen, Vorsitzender der Jury, Preisträger Marek Czyborra, Stefan Wolter, Vorsitzender von Thyssenkrupp Real Estate, Oberbürgermeister Thomas Kufen und Volker Troche, Vorstandssprecher der Krupp-Stiftung (v.li.), präsentieren ein Modell des preisgekrönten Entwurfes.
Professor Andreas Fritzen, Vorsitzender der Jury, Preisträger Marek Czyborra, Stefan Wolter, Vorsitzender von Thyssenkrupp Real Estate, Oberbürgermeister Thomas Kufen und Volker Troche, Vorstandssprecher der Krupp-Stiftung (v.li.), präsentieren ein Modell des preisgekrönten Entwurfes. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

„Der Hügel, der so starr und konservativ daherkommt, ist in Bewegung“, sagte Volker Troche, Vorstandssprecher der Krupp-Stiftung, anlässlich der Preisverleihung, womit er nicht nur auf die Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr anspielte. Auch städtebaulich will die Stiftung gemeinsam mit Thyssenkrupp neue Akzente setzen.

Nicht irgendwo, sondern am Entrée zur 1885 im Stile eine Gartenstadt errichteten Brandenbuschsiedlung, die „Teil unseres historischen Erbes“ sei, wie Oberbürgermeister Thomas Kufen hervorhob. Erbaut worden war sie einst für Bedienstete des nahen Hügel.

Heute wirkt das Entrée zur Brandenbuschsiedlung unauffällig und nicht einladend

Blick von der Frankenstraße in die Haraldstraße: So sieht das Entrée zur Brandenbuschsiedlung heute aus. Im weiteren Verlauf der Haraldstraße geht es zur Villa Hügel.
Blick von der Frankenstraße in die Haraldstraße: So sieht das Entrée zur Brandenbuschsiedlung heute aus. Im weiteren Verlauf der Haraldstraße geht es zur Villa Hügel. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wer sich heute von der Frankenstraße der Zufahrt nähert, kann diese trotz eines Hinweisschildes, das Besuchern den Weg zur Villa Hügel weist, leicht übersehen. Das „Touring-Hotel“, das an der Ecke Frankenstraße/Haraldstraße stand, wurde schon in den 1980er Jahren abgerissen. Auf der anderen Seite der Haraldstraße wirkt, etwas zurückgesetzt von der Frankenstraße, ein Garagenhof nicht besonders einladend.

Erst dahinter öffnet sich dem Betrachter die historische Brandenbuschsiedlung, deren Gebäude zurecht unter Denkmalschutz stehen. Diese Siedlung städtebaulich mit einem gänzlich neuen Entrée zu verbinden, war eine Herausforderung, der sich die Teilnehmer des Architektenwettbewerbs stellten.

Die Siedlung ist verkehrsberuhigt, Autos verschwinden in Tiefgaragen

Dem Büro Czyborra Klingbeil sei es mit seinem Entwurf gelungen „etwas Neues zu kreieren, ohne Altes zu negieren“, lobte Volker Troche. Die neuen Gebäuden gehen über in den Altbestand, nur scheinbar bilden sie eine Riegel zur Frankenstraße hin. Tatsächlich sind die dreieinhalbgeschossigen Bauten dort durchlässig durch begrünte Laubengänge. Dahinter folgen zweieinhalbgeschossige Gebäude, Plätze zum Verweilen und viel Grün. Autos verschwinden in Tiefgaragen, die Zufahrt über die Haraldstraße ist eine Spielstraße und damit verkehrsberuhigt, aber breit genug, dass zwei Reisebusse aneinander vorbei passen – sie bleibt schließlich Hauptzufahrt zur Villa Hügel.

Mit der neuen Bebauung – auf dem Plan sind Flächen grün – greifen Czyborra Klingbeil den Siedlungscharakter auf. Die Flächen am linken Rand sollen zu einem späteren Zeitpunkt bebaut werden.
Mit der neuen Bebauung – auf dem Plan sind Flächen grün – greifen Czyborra Klingbeil den Siedlungscharakter auf. Die Flächen am linken Rand sollen zu einem späteren Zeitpunkt bebaut werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Den aufgelockerten Charakter einer Siedlung haben Czyborra Klingbeil aufgegriffen. Als einziger der fünf Wettbewerbsbeiträge lässt ihr Entwurf einen freien Blick auf die evangelische Kirche der Brandenbuschsiedlung. Auch damit konnten die Architekten bei der Jury punkten.

Die Gebäude sind so angelegt, dass sich die Wohnungsgrößen verändern lassen

Einen Namen haben sich die Berliner mit Holzbauten gemacht. Abfallfreies und damit nachhaltiges Bauen sei eines der Leitbilder, die auch dem Siegerentwurf zugrunde liegen, erläuterte Marek Czyborra im Anschluss an die Preisverleihung. Auch eine flexible Gestaltung gehört dazu. Durch eine Skelettstruktur ist jedes Gebäude so angelegt, dass sich Wände im Inneren versetzen oder wegnehmen lassen, wodurch sich die Größe der Wohnungen je nach Bedarf immer wieder verändern lässt. Czyborra Klingbeil sehen in ihrem Entwurf kleinere Wohnungsgrößen vor, nicht zuletzt wegen öffentlicher Förderung und um soziale Durchmischung zu erreichen.

Marek Czyborra nahm den Preis in der Villa Hügel entgegen.
Marek Czyborra nahm den Preis in der Villa Hügel entgegen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Was daraus wird, bleibt abzuwarten. Die Kruppstiftung und die Thyssenkrupp AG sind nach den Worten von Stefan Wolter, Vorsitzender der Geschäftsführung von Thyssenkrupp Real Estate, fest entschlossen, den Siegerentwurf umzusetzen. Auch wenn dieser „nicht die billigste Lösung“ sei. Zahlen nannte Wolter nicht.

Auf der Immobilienmesse Expo Real wurde der Siegerentwurf bereits präsentiert

Sobald die Aufsichtsgremien zugestimmt haben, soll ein Investorenwettbewerb starten. Dass in der Branche aktuell Krisenstimmung herrscht, macht die Aufgabe nicht leichter. Auf der Immobilienmesse Expo Real sei der Siegerentwurf von Czyborra Klingbeil auf reges Interesse gestoßen.

Bevor die Bagger anrollen, gilt es Baurecht zu schaffen. Mit einem Baustart wird frühestens 2026 gerechnet. Auch für zwei weitere Flächen an der Frankenstraße nicht weit entfernt von der Haraldstraße in Richtung Bredeneyer Straße schmiedet Thyssenkrupp Pläne. Auch dazu haben Czyborra Klingbeil Ideen entworfen. Da es sich bei einer Fläche um Wald handelt, liegen die planungsrechtlichen Hürden höher. Baumhäuser, die sich Marek Czyborra hat einfallen lassen, sind dann doch eher Gedankenspiele.

Der Siegerentwurf und alle Wettbewerbsbeiträge sind in der Villa Hügel bis zum 10. Dezember in einer Ausstellung zu sehen.

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