Essen-Bredeney. . Die ev. Kirche am Brandenbusch in Bredeney wurde vor 110 Jahren eingeweiht. Das Denkmal weist so manche architektonische Besonderheit auf.

Eigentlich ist 110 Jahre ja kein echtes Jubiläum. In diesem Fall aber ist die Beachtung, die man der Jubilarin zum Geburtstag schenkt, angesichts ihrer Bedeutung für den Stadtteil Bredeney durchaus angemessen: Am 22. Juli 1906 wurde die evangelische Kirche am Brandenbusch eingeweiht.

Sie zeichnet sich durch ihre besondere Architektur aus, mit der sie sich optisch perfekt in die Kruppsche Brandenbusch-Siedlung einfügt, die für die damals bis zu 560 Angestellten der Villa Hügel gebaut worden war. Die Kirche, im englischen Landhausstil erbaut, ist eine Mischung aus verschiedenen Stilen. Auch mit unterschiedlichen Materialien geizten die Erbauer damals nicht: Naturstein, behauener Stein, Ziegel und verputzte Flächen existieren nebeneinander und ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Ein wuchtiger Glockenturm hätte nicht zu der kleinen Kirche am Waldrand gepasst, die ursprünglich als Betsaal entstanden war. So erhielt sie nur einen Dachreiter, ein schlankes Türmchen mit nur einer Glocke.

Auch wenn die Kirche, die knapp 300 Leuten Platz bietet, in unmittelbarer Nähe der Villa Hügel liegt und die Krupp-Stiftung sich an den großen Renovierungsmaßnahmen 2004 bis 2011 finanziell beteiligte, wäre es falsch, sie als „Hauskirche“ der Industriellenfamilie Krupp zu bezeichnen, erklärt Pfarrer Joachim Lauterjung. Die Krupps seien zwar Protestanten gewesen, hätten das Grundstück zur Verfügung stellt, die erste Orgel sowie das bis heute verwendete silberne Abendmahlbesteck gestiftet und die Entwicklung der Kirche „mit Wohlwollen“ begleitet, aber persönlich habe Margarethe Krupp nur selten den Gottesdienst am Brandenbusch besucht – wenn, dann sei sie durch den Nebeneingang gekommen. „Die Krupps waren eher Richtung Werden orientiert, wo sie die Kirche an der Heckstraße besuchten“, so der Pfarrer. Für ihre Hochzeiten sei das Gotteshaus am Brandenbusch natürlich viel zu klein gewesen. „Wenn bei Krupp geheiratet wurde, kam der Kaiser“, so Harald Treptow, Vorsitzender des Presbyteriums.

So blieb die Hochzeit des späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit seiner Frau Marianne 1953 die einzige Prominenten-Hochzeit in der kleinen Kirche, die sich ansonsten bei Brautpaaren großer Beliebtheit erfreut. „Hier fragen sehr viele an, die gern romantisch heiraten wollen“, so Lauterjung. Die natürliche Gestaltung mit einfachen Waldhölzern, mit denen auch das Tonnengewölbe verkleidet ist, und die eigenwillige Dachform tragen sicherlich dazu bei.

Seit 1989 steht die Kirche unter Denkmalschutz. Deren Architekt war Carl Nordmann (1849-1922), der in Essen außerdem den Katernberger Bergmannsdom und die evangelische Kirche in Schonnebeck entwarf, die viele Parallelen zu der Bredeneyer Kirche aufweist.

Das 110-jährige Bestehen wird am Sonntag, 11. September, gleichzeitig mit der Goldkonfirmation mit einem Gottesdienst um 10.30 Uhr in der Kirche gefeiert. Anschließend ist ein Empfang geplant, bei dem Hobbyhistoriker Jürgen Lindenlaub zur Geschichte der Kirche referieren wird.Die evangelische Kirche am Brandenbusch steht auch für die Unabhängigkeit von der Gemeinde Werden, erklärt Hobbyhistoriker Jürgen Lindenlaub. Bredeney wuchs bis 1906 sehr schnell. Deswegen wurden Gottesdienste an verschiedenen Orten abgehalten, auch in der Gaststätte Rulhof an der Bredeneyer Straße, wo später ein Supermarkt untergebracht war. Das Haus wird jetzt abgerissen. Margarethe Krupp stellte 1904 ein Grundstück an der Meisenburgstraße/Vossbusch zur Verfügung. Das wurde aber schon bald gegen das Grundstück am Brandenbusch getauscht, das zentraler lag.

Die Kirche konnte nach nur einem Jahr Bauzeit eingeweiht worden. Die Baukosten in Höhe von rund 58 000 Mark trug die Gemeinde Werden, zu der Bredeney bis 1925 gehörte. Die Villa Hügel gehörte sogar bis in die 1950er-Jahre zu den Werdenern. Das war diesen angesichts der Kirchensteuereinnahmen sehr recht, auch wenn Krupps finanzielle Hochzeit da schon vorbei war. Ein 1927/28 angedachter Bau einer größeren Kirche wurde nie verwirklicht. 1944 wurde die Kirche von Bomben getroffen, aber bereits Weihnachten 1946 fanden dort wieder Gottesdienste statt.