Für Zündstoff sorgt ein Antrag in der BV 9, Auf- und Abbau von Festen auf dem Rathausplatz in Essen-Kettwig zu begrenzen. Das sagen die Kritiker.

„Kettwiger Feste brauchen Unterstützung und nicht mehr Bürokratie!“ Diesen eindringlichen Appell richtet die SPD-Fraktion an ihre Kolleginnen und Kollegen von CDU und FDP in der Bezirksvertretung 9. Ihre Forderung: Der am 31. Oktober zu verhandelnde Antrag auf eine enge Beschränkung der Auf- und Abbauzeiten für Feste auf dem Bürgermeister-Fiedler-Platz solle zurückgezogen werden.

Kritik wird auch in den sozialen Medien laut

Auch in den sozialen Medien kommt der CDU/FDP-Antrag nicht gut weg. Dieser sieht vor, dass Veranstalter künftig mehr Rücksicht nehmen sollen auf Trauungen, die am Donnerstag und Freitag im Kettwiger Rathaus stattfinden. Der Aufbau von Stadtteilfesten auf dem Rathausplatz solle donnerstags und freitags erst ab 14 Uhr erlaubt sein und darüber hinaus solle der Abbau bis zum Folgetag um 7 Uhr erfolgen.

„So etwas kommt dabei raus, wenn man überhaupt nicht mehr weiß, was die Menschen in Kettwig bewegt. Mehr Entfremdung vom Bürger geht nicht“, so ein Nutzer in einer Kettwiger Facebook-Gruppe. „Meine Güte, das ist ein normales Standesamt (ja natürlich ein sehr schönes, aber ein Amt)“, sagt eine Nutzerin und fragt ironisch: „Darf es da auch nicht mehr regnen, wenn die Leute heiraten wollen?“

SPD: Ehrenamtliche können Feste kaum noch stemmen

Die Kritik der Bürgerinnen und Bürger halten die Sozialdemokraten in der BV für berechtigt. „Was Stadtteilfeste nun wirklich nicht brauchen, ist ein Mehr an Bürokratie. Es ist doch schon ohne diesen Antrag Wahnsinn, was für Auflagen in den letzten Jahren dazu gekommen sind. Das ist für die ehrenamtlichen Veranstalter so schon kaum noch zu stemmen“, findet der SPD-Vorsitzende und Ratsherr Daniel Behmenburg, der selbst bereits im Rahmen seines Vereinsengagements viele Feste und Veranstaltungen mit geplant und begleitet hat.

Das Team vom Weingut Richter und Wanja auf dem diesjährigen Weinfest in Essen-Kettwig. Der Anbieter kommt aus Rheinland-Pfalz, hat also einen langen Anfahrtsweg ins Ruhrgebiet. CDU/FDP wollen ihm nun bestimmte Auf- und Abbauzeiten für den Stand auferlegen.
Das Team vom Weingut Richter und Wanja auf dem diesjährigen Weinfest in Essen-Kettwig. Der Anbieter kommt aus Rheinland-Pfalz, hat also einen langen Anfahrtsweg ins Ruhrgebiet. CDU/FDP wollen ihm nun bestimmte Auf- und Abbauzeiten für den Stand auferlegen. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Nehmen wir doch das jüngste Brunnenfest. Wie soll denn eine Eröffnung am Freitag um 18 Uhr möglich sein, wenn erst ab 14 Uhr die Bühne, die Getränkewagen, Sitzgelegenheiten und so weiter angeliefert werden dürfen?“ Der Freitag sei einfach notwendig, damit ein solches Fest sich insbesondere für die Standbetreiber rechne. „Und sind wir doch mal ehrlich, der Freitagabend war beim Brunnenfest doch ein tolles Erlebnis.“

Vereinen könnten demnächst Bußgelder drohen

Fernab jeder Realität sei aber die Forderung, dass nach dem Fest um 7 Uhr morgens alles weggeräumt sein müsse. „Wie soll das denn funktionieren, wenn ein Fest bis 20 Uhr dauert? Es war doch bisher nie ein Problem. Die Veranstalter haben doch immer dafür gesorgt, dass alles zeitnah abtransportiert wurde. Sollen dann jetzt zukünftig zulasten unserer Vereine Bußgelder verhängt werden, wenn die Elektrofirma den Verteilerkasten erst Montagmittag abbaut, weil es vorher auftragsmäßig nicht passt?“

Heike Lohmann, Fraktionsvorsitzende der SPD in der BV, ergänzt: „Ich bin seit Beginn bei der Durchführung des Kettwiger Feierabendtreffs beteiligt, der in der Sommerzeit einmal im Monat donnerstags auf dem Rathausplatz stattfindet und sich großer Beliebtheit erfreut. Wir sind sehr froh, dass wir regelmäßig auf einen Getränkewagen zurückgreifen können. Dieser kann auch schon mal vor 14 Uhr angeliefert werden, wenn das Fest um 16 Uhr beginnt.“

Statt einer Reglementierung – lieber mal „Danke“ sagen

Auch die Bänke und Stühle würden so angeliefert, wie es an dem Tag für die beauftragte Firma passe. „Das kann dann ebenfalls schon mal vor 14 Uhr sein, zumal wir diese dann auch noch aufstellen müssen. Ich appelliere dringend, persönlich und im Namen der SPD-Fraktion in der Bezirksvertretung, an CDU und FDP, diesen Antrag zurückzuziehen.“ Stattdessen sollte jenen gedankt werden, die sich ehrenamtlich dafür einsetzen, „dass unser Stadtteilleben durch Feste bereichert wird“.

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