Essen-Katernberg. Die Fleischerei Kolditz ist die letzte Metzgerei im Essener Stadtteil Katernberg. Inhaber Uwe macht sich Sorgen um die Zukunft der Branche.
„Des Metzgers Lieblingsmaschine“, sagt Uwe Kolditz lächelnd. Dabei lehnt der 55-Jährige sich an eine große, silberne Maschine – diese funktioniert ähnlich wie ein Fleischwolf, nur wird hier das Fleisch nicht ganz klein verarbeitet, sondern in Stückchen, etwa für die Herstellung von Mett.
Seit 32 Jahren ist Uwe Kolditz als Metzger in Essen-Katernberg tätig. Als er den Familienbetrieb 1991 von seinem Vater übernahm, gab es auf dem Essener Stadtgebiet noch rund 250 Metzgerbetriebe. Heute sind es laut den Zahlen der Fleischerinnung Rhein-Ruhr noch dreizehn. In Katernberg ist die Fleischerei Kolditz die letzte verbliebene Metzgerei. Es gibt in Katernberg zwar auch die arabische Metzgerei „El Feiha“, diese ist aber nicht Mitglied der Fleischerinnung, des Zusammenschlusses der Fleischereien im Rhein-Ruhr-Gebiet.
Fleischerei Kolditz ist die letzte Metzgerei in Essen-Katernberg
„Es wird immer schwieriger, sich zu halten“, sagt Kolditz. Die Fleischerei habe zwar eine Stammkundschaft, die regelmäßig ihre Produkte bei Herrn Kolditz einkaufe, aber dies seien vor allem ältere Menschen. Neue, jüngere Kundinnen und Kunden kämen kaum nach. Kolditz führt den Laden in der dritten Generation. Eröffnet wurde das Geschäft 1934 von seinem Großvater.
Dass die Metzgereien im wahrsten Sinne des Wortes „aussterben“, hat laut Uwe Kolditz verschiedene Gründe. Einerseits habe sich das Kaufverhalten der Menschen verändert. „Damals gab es noch keine Supermarktketten wie Lidl und Aldi“, sagt er. „Man kauft beim Lebensmittelhändler, beim Bäcker und beim Metzger ein.“ Heute gebe es in vielen Supermärkten auch eigene Theken mit Fleisch- und Wurstprodukten, die Menschen kauften aus Bequemlichkeit lieber alles dort ein, zumal es auch billiger sei.
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Außerdem seien die Familien heutzutage viel kleiner, die Menschen kauften in kleineren Mengen und achteten grundsätzlich mehr auf ihre Ernährung. Viele ernährten sich auch vegetarisch oder vegan. In Essen und besonders in Katernberg gebe es außerdem inzwischen viele Familien mit Migrationsgeschichte, die wiederum ein anderes Kaufverhalten an den Tag legten.
Fleischermeister Uwe Kolditz aus Essen: „Den Job will kaum noch wer machen“
Dass es immer weniger Fleischereien in Essen gibt, hat aber laut dem 55-Jährigen auch mit der Arbeitsbelastung in der Branche zu tun: „Den Job will kaum noch wer machen“, sagt er. Zurecht, findet er, denn die Arbeitsbelastung sei groß, die Selbstständigkeit bringe viele Unwägbarkeiten mit sich und die Entlohnung werde dem dahinter steckenden Aufwand nicht unbedingt gerecht.
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Uwe Kolditz‘ Arbeitstag hat meistens ungefähr zwölf Stunden. Er stehe mit verschiedenen Händlern in Kontakt, von denen er regional sein Fleisch bezieht. Ein- bis zweimal die Woche wird ihm Fleisch geliefert – dann steht er viele Stunden am Tag in seiner Werkstatt hinter dem Haus und verarbeitet das Fleisch zu Wurst, Schinken oder Steak.
Uwe Kolditz stellt seine Produkte selbst her. „Wir haben hier Handwerksqualität, deswegen verkaufen wir das Fleisch auch teurer. Wir kaufen ja auch teurer ein“, sagt er. Einige Produkte, die Kolditz noch herstellt, gibt es in vielen Supermarktketten gar nicht mehr, zum Beispiel die Blutwurst-Sorte Pannas, eine Kochwurst mit Buchweizenmehl. Doch Kolditz hält daran fest: „Und wenn ich der letzte Metzger in Essen bin, der das macht“, sagt er. Zugleich seien die Hygienevorschriften und EU-Normen, was die Fleischproduktion angeht, in den vergangenen Jahren immer anspruchsvoller geworden. Das mache den Job des Fleischers heute komplizierter als noch vor Jahrzehnten.
Zukunft der Fleischerei Kolditz in Essen-Katernberg ist ungewiss
Während Kolditz sich um die Produktion der Wurstwaren kümmert, steht seine Lebensgefährtin Birgit Bader (50) meist hinter der Theke, um die Produkte zu verkaufen. „Wenn wir nicht zu zweit wären, würden wir das gar nicht schaffen“, sagt sie. Birgit arbeitet seit fünf Jahren bei ihm im Laden mit, seit drei Jahren sind die beiden ein Paar. Ihre Wohnung befindet sich direkt neben der Fleischerei. Da sei es manchmal schwer, die Arbeit vom Privatleben zu trennen – zumal Uwe und Birgit auch am Wochenende arbeiten, da sie seit einigen Jahren einen großen Teil ihres Umsatzes aus dem Partyservice beziehen.
Der Partyservice sei eine gute Einnahmequelle, da Menschen aus dem ganzen Essener Raum bei der Fleischerei bestellen würden. Außerdem sei die Nachfrage in den vergangenen Jahren gewachsen, da die Menschen heutzutage weniger Zeit fürs Kochen aufwenden als früher. Für Uwe und seine Freundin bedeutet das aber mehr Arbeit am Wochenende. „Deswegen haben wir irgendwann entschieden, den Montag komplett freizumachen“, sagt er. Einen freien Tag in der Woche brauche man dann doch, um zum Beispiel Erledigungen zu tätigen, zum Baumarkt zu fahren oder Arztbesuche wahrzunehmen.
Geschäftsführer der Fleischerinnung: Metzgereien müssen sich durch Qualität abheben
Uwe macht sein Job bis heute Spaß – wie lang er den Laden aber noch weiterführen kann und ob er einen Nachfolger finden wird, weiß er nicht. Eigene Kinder hat Uwe nicht. Aber selbst wenn es Nachwuchs gäbe, wisse er nicht, ob diese überhaupt in seine Fußstapfen treten würden – „wenn die gesehen hätten, wie viel Arbeit dahintersteckt“, sagt er.
Laut Josef Grüneböhmer, Geschäftsführer der Fleischerinnung Rhein-Ruhr, müssen Fleischereibetriebe heutzutage sehr flexibel sein, wenn sie sich halten wollen. „Sie müssen unbedingt auch im Catering-Wesen ansässig sein“, sagt er. Außerdem müssen sie auf die Qualität des Fleisches achten, sodass sie für Kundinnen und Kunden eine Anlaufstelle würden, um „die beste Qualität“ zu erwerben.
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