Essen. Ist der 6,8 Millionen Euro teure Fischlift am Baldeneysee sein Geld wert? Forscher der Uni Duisburg-Essen wollen es wissen – und zählen Fische.

Als der Ruhrverband vor drei Jahren einen Fischlift am Stauwehr des Baldeneysees in Betrieb nahm, war das öffentliche Interesse groß. Handelt es sich bei dem Bauwerk doch um einen Prototyp, der zudem nicht ganz billig war. 6,8 Millionen Euro hat der Lift die Steuerzahler gekostet. Hält der Fischlift, was sich der Ruhrverband davon versprochen hat? Fahren Fische Fahrstuhl? Diese Fragen sollen Wissenschaftler der Universität Duisburg-Essen beantworten. Denn der Fischlift wird zum Forschungsprojekt.

Der Fischlift am Baldeney-Stauwehr funktioniert nach dem Prinzip kommunizierender Röhren. Schwimmen Fische von der Ruhr hinein, wird eine Röhre geflutet, sodass sie in den höher gelegenen Baldeneysee gelangen. In der anderen Röhre sinkt der Wasserspiegel derweil ab.

Mit Hilfe des Fischlifts in Essen sollen Fische zu ihren Laichplätzen gelangen können

Ein Blick in den Fischlift am Baldeneysee in Essen. Eine der beiden Röhren wird geflutet.
Ein Blick in den Fischlift am Baldeneysee in Essen. Eine der beiden Röhren wird geflutet. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Der Lift soll dazu dienen, die künstlichen Bauwerke entlang der Ruhr „durchlässig“ zu machen; Fische sollen den Fluss durchschwimmen können, um zu ihren Laichplätzen zu gelangen. Mit dem Bau des Fischliftes erfüllen Land und Ruhrverband eine Vorgabe der Europäischen Union.

„Nach unseren Erkenntnissen wird der Fischlift gut angenommen“, sagt Ruhrverbandssprecher Markus Rüdel. Rotaugen, Barsche und Grundeln wurden gleich nach der Inbetriebnahme gesichtet – und sogar ein kapitaler Wels.

Von Beginn des Projektes an sei ein zweijähriges Monitoring geplant gewesen, so Rüdel. Das Land habe dies zur Bedingung gemacht, schließlich hat NRW den Lift zu 80 Prozent bezahlt. Im Auftrag des Ruhrverbandes und des Landesamtes für Umwelt und Verbraucherschutz werden Forscher der Universität Duisburg-Essen die Anlage zwei Jahre lang auf Funktion und Effektivität hin überprüfen. Dazu werden mehr als 1500 Fische unterhalb des Wehres mit Transpondern markiert, um aufzuzeichnen, wie und wo sie sich auf dem Weg durch das Fischliftsystem bewegen, heißt es vonseiten der Hochschule.

Mit Sonar und einer Kamera werden die Fische am Baldeneysee erfasst

Der Fischlift funktioniert nach dem Prinzip kommunizierender Röhren. Bei der Anlage am Baldeneysee handelt es sich um einen Prototyp.
Der Fischlift funktioniert nach dem Prinzip kommunizierender Röhren. Bei der Anlage am Baldeneysee handelt es sich um einen Prototyp. © Kerstin Kokoska

Darüber hinaus werden mit einer Sonar-Anlage und einem Kamerasystem, die fest in der Aufstiegsanlage installiert sind, Anzahl, Größe und Verhalten der Fische untersucht. „Von den Daten erwarten wir uns nicht nur Erkenntnisse zur Effektivität der Anlage; sie dienen auch dazu, die Steuerung des Fischliftsystems zu optimieren“ sagt Daniel Hering, Professor für Aquatische Ökologie. Erste Ergebnisse werden im Jahr 2024 erwartet.

Die Erkenntnisse seien insbesondere für den Bau weiterer Anlagen von Interesse. Wie berichtet, will der Ruhrverband am Stauwehr in Kettwig einen weiteren Fischlift bauen. „Wir warten die Ergebnisse des Monitorings ab“, sagt Markus Rüdel. Danach könnten die konkreten Planungen für einen Lift in Kettwig beginnen. Bis zum Baustart dürften dann weitere ein bis zwei Jahre vergehen.

[Essen-Newsletter hier gratis abonnieren | Auf einen Blick: Polizei- und Feuerwehr-Artikel + Innenstadt-Schwerpunkt + Rot-Weiss Essen + Lokalsport | Nachrichten aus: Süd + Rüttenscheid + Nord + Ost + Kettwig & Werden + Borbeck & West | Alle Artikel aus Essen]