Essen. . Der vier Millionen Euro teure Fischaufzug diene dem Artenschutz, betont Staatssekretär Heinrich Bottermann bei der Enthüllung des Fahrkorbs.

In Sachen Fischlift ziehen sie buchstäblich an einem Strang: Gemeinsam enthüllte Oberbürgermeister Thomas Kufen am Montag am Stauwehr des Baldeneysees mit den Vorständen des Ruhrverbandes und Spitzenvertretern des Landes einen Fahrkorb des rund vier Millionen Euro teuren Aufzugs. Ab dem kommenden Jahr soll der Prototyp Barben, Quappen und anderen heimischen Fischarten dabei helfen, den rund neun Meter großen Höhenunterschied am Baldeneywehr zu überwinden.

Staatssekretär Heinrich Bottermann, der dem symbolischen „ersten Spatenstich“ in Vertretung von Landesumweltministerin Christina Schulze Föcking (CDU) beiwohnte, äußerte sich gegenüber der Redaktion auch zu der Frage, ob die Kosten in Millionenhöhe für das Projekt tatsächlich angemessen seien. Zumal es bei einem Aufzug nicht bleiben wird. Auch am Stauwehr in Kettwig ist ein Fischlift geplant.

Staatssekretär: Fische sind ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität

Das Land wolle kein Projekt nach dem Motto: „Nice to have“ – schön, dass wir es haben, betonte Bottermann. Der Fischaufzug sei deshalb sinnvoll, weil er es heimischen Arten ermögliche, die Ruhr zu durchschwimmen. Fische wiederum seien ein wichtiger Indikator für die Wasserqualität. Diese hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert und sei im vergangenen Jahr so gut gewesen wie noch nie, führte Norbert Jardin, technischer Vorstand des Ruhrverbandes aus. 1,6 Milliarden Euro hat der Wasserversorger bereits in die ökologische Aufwertung der Ruhr investiert.

Das Land trägt 80 Prozent der Kosten für den Lift

An den Kosten für den Fischaufzug beteiligt sich der Ruhrverband mit 20 Prozent, den Löwenanteil trägt das Land NRW. 3,3 Millionen Euro kommen aus der Schatulle des Finanzministers, der sich dafür des Wasserentnahmeentgelts bedient, besser bekannt als Wasserpfennig oder Wassercent, der vom Land für die Entnahme von Grund- oder Oberflächenwasser erhoben wird. Das Geld ist zweckgebunden und dürfte, wie Staatssekretär Bottermann hervorhob, beispielsweise gar nicht für die Sanierung von Schulen oder Kindergärten ausgegeben werden, wo es Kritiker des Fischlifts besser angelegt sähen.

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Die Bauarbeiten am Fischaufzug sollen im Sommer beginnen, wenn die Sanierung einer Betonwand am ehemaligen Rückpumpwerk beendet ist. Letzteres sollte in früheren Jahren dazu dienen, im Notfall bei Niedrigwasser Wasser aus dem Rhein in die Ruhr zu pumpen. Inzwischen hält man dies beim Ruhrverband nicht mehr für erforderlich. Vor zwei Jahren wurde die Anlage demontiert. An gleicher Stelle sollen nun die beiden kommunizierenden Röhren installiert werden, jede davon ausgestattet mit einem Fahrkorb, so dass Fische nie vergebens nach einem Einlass suchen müssen. „Ich hoffe auf große Akzeptanz in der Fischwelt“, sagte Ruhrverband-Vorstand Norbert Jardin.

Dass am Fuße des Wehrs einiges los ist, davon konnten sich die geladenen Gäste an einem Monitor überzeugen. Darauf zu sehen waren Bilder, die ein am Brückenpfeiler angebrachtes Sonar unter Wasser einfing. Fische, bis zu einem halben Meter groß, begehrten auf der Suche nach einem geschützten Laichplatz Einlass. Damit auch Arten wie Lachs und Quappe zurückkehren, die in der Ruhr einmal heimisch waren, wird man nach Einschätzung von Markus Kühlmann, Fischsachverständiger nicht umhinkommen, Jungfische einzusetzen.