Essen. Das Granulat, das auf vielen Kunstrasenplätzen verwendet wird, ist in der EU ab 2031 verboten. Wie die Stadt Essen bei neuen Plätzen vorgeht.
Die meisten Essener Vereine spielen längst auf Kunstrasen, bei den Ballfreunden Bergeborbeck ist die Vorfreude auf den Umbau der Sportanlage an der Hagenbecker Bahn entsprechend groß. Denn sie müssen bislang noch auf Asche spielen und sehen darin vor allem beim Werben um Nachwuchs einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Vereinen. Kritiker hingegen fürchten durch den Bau von Kunstrasenplätzen langfristige Umweltschäden – nämlich durch Plastikteile, die von den Plätzen in natürliche Kreisläufe gelangen können. Grundsätzlich ist die Sorge berechtigt, die Stadt Essen arbeitet allerdings bereits seit mehreren Jahren an der Abkehr von umweltschädlichen Materialien.
Angesichts des geplanten Kunstrasen-Neubaus schreibt ein Leser an unsere Redaktion: „Schon lange ist bekannt, dass Fußball-Kunstrasen eine der großen Quellen von Mikroplastik ist (neben Autoreifenabrieb und synthetischer Kleidung). Plastik zerfällt zwar in immer kleinere Teile, verrottet aber nicht. Tiere nehmen diese Stoffe auf und verhungern bei vollem Magen. Durch Einatmen und durch die Nahrungskette selbst gelangt Mikroplastik in den menschlichen Körper.“
Bei Kunstrasen-Plätzen dreht sich diese Diskussion vor allem um das Granulat, das als Füllmaterial dient. Wenn Sportlerinnen und Sportler darauf trainieren, verteilen sie die Kunststoffteilchen zwangsläufig, nach und nach gelangen diese in die Umgebung eines Platzes, durch die Witterung werden sie weiter verbreitet.
Stadt Essen setzt auf Sand als Füllmaterial auf neuen Kunstrasenplätzen
Die Europäische Union hat daher ein Verkaufsverbot für die bisher übliche Gummigranulat-Füllung beschlossen – allerdings wird es erst in acht Jahren greifen. Das bedeutet, dass aktuell bestehende Plätze mit Gummigranulat nicht umgebaut werden müssen, sondern weiter genutzt werden können. Vereine und Kommunen, die das Material verwenden, müssen sich lediglich darauf einstellen, dass sie ab 2031 kein Nachfüllmaterial dieser Art mehr beziehen können. „Auch wenn die EU mal wieder eine lange Übergangsfrist erlaubt: Was heute noch juristisch erlaubt ist, ist damit natürlich nicht automatisch bedenkenlos“, findet der Leser.
Dass ein Verbot irgendwann kommen würde, war bereits vor mehreren Jahren klar geworden. Deshalb hat die Stadt Essen beim Neubau von Kunstrasenplätzen auch bereits alternative Füllmaterialien eingesetzt. Das umstrittene Gummigranulat ist laut Verwaltung zuletzt 2018 zum Einsatz gekommen. „In 2019 und 2020 wurde Kork als Füllmaterial verbaut“, erklärt Burkhard Leise, Pressereferent der Stadt Essen. „Seit 2021 werden alle verbauten Kunstrasen rein sandverfüllt gebaut.“
So wird es dann auch an der Hagenbecker Bahn sein, wenn der dortige Platz bis zum Frühjahr 2024 für rund 900.000 Euro mit Kunstrasen ausgestattet wird. In der Regel muss der Sand alle fünf Jahre nachgefüllt werden. „Reparaturen an den Nahtstellen oder der Austausch der Elf-Meter-Punkte sind klassische Ausbesserungsarbeiten, die zur Pflege und Unterhaltung der Kunstrasenplätze gehören und regelmäßig anfallen können“, erklärt die Stadt.
Verein knüpft seine Zukunft an den neuen Kunstrasen
Aktuell ist an der Hagenbecker Bahn noch einer der wenigen verbliebenen städtischen Ascheplätze Essens zu finden. Die übrigen neun befinden sich nach Angaben der Stadt auf den Sportanlagen Am Krausen Bäumchen, Lichtenhorst, Lohwiese, Oststadt, Seumannstraße, Veronikastraße, Wendelinstraße, Walpurgistal und Schönscheidtstraße.
Wie berichtet, verbinden die 1968 gegründeten Ballfreunde Bergeborbeck mit dem Kunstrasenbau die einzige Hoffnung auf einen Fortbestand. Aktuell hat der Verein nur noch drei Seniorenmannschaften und eine Jugendmannschaft – die aber auch erst seit Neuestem wieder und mit der Aussicht, dass in der nächsten Saison nicht mehr auf dem alten Ascheplatz trainiert und gespielt wird. Mehrere Jahre lang gab es keine Jugend im Verein mehr, Familien mit Kindern will der Verein ab dem kommenden für sich und die neue Anlage begeistern. Vorher sieht der Vorstand aufgrund der umliegenden Konkurrenz keine Chance dafür.
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