Essen-Kupferdreh. Murmeln, Puzzle und Harry Potters Zaubermantel: Bei „Kinderkram“ in Essen-Kupferdreh gibt es Spielzeug und Kunden auch aus anderen Städten.
Der Spielwarenverkauf war Ursula Brinkmann sozusagen in die Wiege gelegt. Schon die Eltern der 1948 geborenen Kupferdreherin handelten mit Schlummerle-Puppen und Zubehör. „Sie hatten eine freie Handelsvertretung und waren bis Ende der 1980er Jahre darin tätig“, erzählt die „Kinderkram“-Inhaberin. Als 24-Jährige hatte sie ihr Studium abgebrochen, stieg als junge Mutter in den elterlichen Betrieb ein. Der Kontakt zu Menschen und der Verkauf gefielen ihr.
„Seit 1964 habe ich bis auf wenige Ausnahmen jede Spielwarenmesse in Nürnberg besucht“, fügt die 75-Jährige hinzu. In der Frankenmetropole regelmäßig „nach schönen und besonderen Dingen“ zu stöbern, bereite ihr nach wie vor Vergnügen.
Anfangs hatte das Geschäft in Essen-Kupferdreh knapp 40 qm
Die Geschichte des Spielwarenladens begann an der Byfanger Straße 8, oberhalb des Eiscafés Plückthun. Vor „Kinderkram“ war dort ein Handarbeitsgeschäft. Den Wunsch nach einem „richtigen“ Laden habe ihre Tochter, Cornelia Brinkmann, in ihr geweckt. Eröffnung wurde am 30. September 1993 gefeiert. Das erste Ladenlokal war winzig. „Wir hatten knapp 40 Quadratmeter inklusive Büro und Küche“, erinnern sich Mutter und Tochter. Damals verkauften sie ausschließlich Holzspielzeug: Bauklötze, Eisen- und Murmelbahnen, Figuren, Puppenhäuser und Steckpuzzle.
Ab Anfang 1996, mit dem Umzug an die Kupferdreher Straße 182, wo das Geschäft bis heute ansässig ist, wurde das Sortiment weiter ausgebaut. Ausgefallene, fantasievolle, kreative und klassische Spielsachen großer und kleiner Hersteller überwiegen im Sortiment. Hinzu kommen Sachbücher und Lesegeschichten für Kinder. „Nachhaltigkeit war uns schon immer wichtig.“ Brett- und Kartenspiele für alle von 0 bis 99 Jahren finden sich reichlich. Greiflinge und Rasseln gibt es für Neugeborene. Und ein Paar Babysöckchen von der Chefin als Geschenk gleich dazu. Die strickt sie selbst.
Im Essener Spielwarengeschäft gibt es Glasmurmeln, Jo-Jos und Knackfrösche aus Blech
Nach Feierabend puzzelt die Ladeninhaberin mit Eifer. Fertige Motive hängt sie ins Büro, neben die Gemälde ihrer inzwischen erwachsenen Enkel. „Das ist praktisch, wenn Kunden wissen wollen, wie ein Puzzle später zusammengesetzt aussieht.“ Oft liefere der Blick auf die Verpackung wenig Informationen. Dann helfen die Angestellten.
Kinderkram und Kinkerlitz in Kupferdreh
„Kinderkram und Kinkerlitz“ heißt das Geschäft an der Kupferdreher Straße 182 seit 2013. Rechts neben dem Eingang verkauft Cornelia Brinkmann, die Tochter der Spielwarenladeninhaberin, in einem kleineren Ladenbereich Deko- und Geschenkartikel, Tischwäsche und Geschirr.
Zur Geburt oder Geburtstagen und anderen Feiern können bei „Kinderkram“ Geschenkboxen eingerichtet werden.
„Wir beraten und zeigen auf Wunsch, was sich in den Kartons verbirgt“, sagt Petra Rumpf, seit 25 Jahren im Verkaufsteam. In einer Reihe Holzkisten ohne Verpackung locken kleine Schätze, die nicht nur Kinderaugen zum Leuchten bringen: springende Flummis aller Farben und Größen, Glasmurmeln, Jo-Jos, Halbedelsteine, Knackfrösche aus Blech, Stempel, Wackelfiguren, Würfel. Auch einzelne Aufkleber, Luftballons, Tortenkerzen oder lose Wachsmalstifte. „Oft muss ja nur einer ersetzt werden, nicht die ganze Packung“, so die langjährige Verkäuferin Tanja Reeck.
Die hohen Regale auf rund 180 Quadratmetern sind gut gefüllt. „Regelrechte Saisonware führen wir nicht“, so Ursula Brinkmann. „Bei uns findet man das ganze Jahr Schwimmflossen oder Poporutscher für den Schneehang. Kostüme bieten wir nicht nur zu Karneval. Kinder lieben es, sich zu verkleiden, unabhängig von der Jahreszeit.“
Allen bereitet der Verkauf in Essen-Kupferdreh große Freude
Harry Potters schwarzer Zaubermantel jedenfalls hängt bereit und Hedwig, die Eule des beliebten Kinderbuchhelden, flattert im Regal. Fertig zum Countdown der Weltraummission aus dem Kinderzimmer ist der silberne Astronautenanzug. Major Tom lässt grüßen. Ebenso stilecht wirken die Outfits für tapfere Ritter und hübsche Prinzessinnen.
30 Jahre sind eine lange Zeit. Hat sie ein Erfolgsgeheimnis? „Allen hier bereitet der Spielwarenverkauf Freude“, sagt Ursula Brinkmann. Dennoch sei es „schwer geworden, sich auf dem Markt zu halten“, räumt sie ein. Im Ortsteil ist sie alleinige Anbieterin, doch im Internet lockt die Konkurrenz. Die nötige Energie zum Weitermachen gewinnt sie aus der Liebe zum Beruf. Die zufriedene Kundschaft lebe nicht nur auf der Ruhrhalbinsel, sondern auch im Bergischen, im Rheinland oder anderen Ruhrgebietsstädten.
Keine 30, doch 26 Jahre begleitete der lebensgroße Kösen-Plüschbär die Geschicke des Geschäftes. Der Star der Stofftierabteilung begeistert nicht nur die Jüngsten. Eine Frage zum Schluss: Was spielte die Ladenchefin als Mädchen am liebsten? „Wenn ich nicht mit den Rollschuhen meine Runden auf dem Kupferdreher Marktplatz drehte, stand ich stundenlang in meinem Kaufladen.“ Wen wundert’s!