Essen. Beim Treffen von Freikirchen in der Grugahalle wird ein Prediger auftreten, der als schwulenfeindlich gilt. Messe: Ablehnung war nicht möglich.
Der Vorstand des Lesben- und Schwulenverbands NRW fordert die Absage der Missionsveranstaltung „Festival of Hope“, bei der sich die Mitglieder evangelisch-freikirchlicher Gemeinden am 7. Oktober in der Grugahalle treffen. Auftreten wird dabei auch der US-amerikanische Prediger Franklin Graham, den der Verband als schwulenfeindlich darstellt. Der Essener Bundestagsabgeordnete Kai Gehring (Grüne) hat sich der Verbotsforderung jetzt angeschlossen: „In unserer vielfältigen Stadt ist kein Platz für Hass, Hetze und anti-queere Stimmungsmache, die als Predigt getarnt wird.“
Prediger Franklin Graham stelle Recht auf sexuelle Selbstbestimmung infrage
Die Äußerungen, mit denen Franklin Graham in der Vergangenheit immer wieder auffällig geworden sei, seien offen menschenverachtend und stellten das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung infrage, so Gehring. „Deswegen schließe ich mich der Aufforderung an, den Auftritt des queerfeindlichen TV-Predigers Franklin Graham in der Grugahalle zu stoppen.“
Falls die Messe Essen, zu der auch die Grugahalle gehört, an der Veranstaltung festhält, solle sie die Einnahmen an queere Menschenrechtsorganisationen spenden. „Seitens der Messe reicht es nicht aus, einmal im Jahr die Regenbogenflagge zu hissen, sie darf Volksverhetzung und Queerfeindlichkeit an 365 Tagen im Jahr keine Bühne zur Verfügung stellen“, so Gehring. Zu fördern gelte es, dass jeder offen, frei, sicher und gleichberechtigt leben und lieben könne.
Messe Essen: Verfassungsrechtliche Bedenken lagen nicht vor
Die Messe Essen erklärte, eine Ablehnung der Buchung sei aus rechtlichen Gründen nicht möglich gewesen. „Vor Annahme der Buchung haben wir – wie bei derartigen polarisierenden Veranstaltungsinhalten grundsätzlich üblich – eine verfassungsrechtliche Prüfung durchführen lassen. Es lagen keine verfassungsrechtlichen Bedenken gegenüber der Veranstaltung vor“, so Messe-Sprecherin Daniela Mühlen auf Anfrage.
Als Vermieter könne man Anfragen nach Räumlichkeiten nicht ablehnen, sofern kein verfassungsrechtliches Verbot der jeweiligen Organisation oder Partei vorliegt. „Als Messe- und Veranstaltungsstandort distanzieren wir uns jedoch ausdrücklich von jeglicher Form von diskriminierenden Programminhalten.“ Weltoffenheit, Diversität und Toleranz zählten zu den zentralen Unternehmenswerten, „die wir als Gastgeber für Menschen aus aller Welt täglich leben“.
Die Messe stand bereits in einem ähnlich gelagerten Fall vor einigen Jahren unter Druck, als die Grugahalle an die AfD vermietet wurde. Auch damals sah die Messe-Leitung keine rechtliche Handhabe, den Mietwunsch zu verweigern.