Essen. Seit 2005 ist er im Parlament und hat „noch viel vor“: Kai Gehring von den Grünen setzt auf eine fünfte Amtszeit – und die Chance mitzugestalten.

Sein Kollege von links, Niema Movassat, hört nach drei Wahlperioden im Bundestags nächstes Jahr auf. „Ich will wieder zurück ins normale Leben!“ hat der Bundestagsabgeordnete wissen lassen, und das dürfte für einen wie Kai Gehring einigermaßen seltsam klingen: Denn für ihn i s t das Berliner Parlament das normale Leben, seit 15 Jahren schon, und dabei soll es bleiben: Der 42-jährige Grünen-Abgeordnete will 2021 erneut kandidieren. Es wäre seine fünfte Amtszeit.

Und vielleicht die erste, in der Grüne wieder mal in der Regierung mitmischen. Denn als Gehring 2005 als 27-Jähriger im Reichstag Platz nahm, da war das „rot-grüne Projekt“ unter Kanzler Gerhard Schröder und Außenminister Joschka Fischer soeben beendet worden. Es folgte mehr als ein Jahrzehnt Opposition, bei der es auch nach den Sondierungsgesprächen für eine Jamaika-Koalition 2017 blieb.

Mit seinem Fachgebiet drängt es Gehring nicht gerade ins Rampenlicht

An denen nahm Gehring teil und musste erleben, dass es nichts wurde mit Schwarz-Gelb-Grün, „obwohl wir damals erstaunlich weit gekommen sind“. Kein Wunder, dass er anno 2020 erwartungsfroh formuliert, er habe „Bock auf Gestaltung“ und überhaupt „noch viel vor“: als Botschafter für Essen in Berlin und in seinem Fachgebiet Forschung, Wissenschaft und Hochschule, dessen Sprecherposten für die Grünen zwar nicht ganz so viel Rampenlicht verspricht, aber – wie Gehring glaubt – spannende Themen bereithält.

Dazu zählt etwa eine Grundsicherung für Studierende, bei denen sich die Coronakrise hunderttausendfach existenzgefährdend ausgewirkt habe: Viele von ihnen hätten ihren Nebenjob verloren, mehr als ein Fünftel sei nicht mehr in der Lage, Rechnungen und Miete pünktlich zu zahlen. „Wer eine Alibi-Nothilfe für wenige auf den Weg bringt, riskiert sehenden Auges massenhaften Studienabbruch – das ist unverantwortlich.“

Ein bisschen Schub für die Kommunalwahl vom Grünen-„Popstar“ Robert Habeck

Im Essener Süd-West-Wahlkreis, wo auf dem Höhepunkt der Grünen-Begeisterung manche Wahlprognose Kai Gehring gar bescheinigten, das Direktmandat erringen zu können, wird ihm die Kandidatur absehbar wohl niemand streitig machen. Gehring ist schließlich seit fünf Jahren auch Parteivorsitzender der hiesigen Grünen.

Formell erfolgt die Kandidatenkür zum Bundestag im Herbst, die Listenaufstellung im Februar. Bis dahin erhofft sich auch die Essener Partei einen neuen Schub aus Berlin, zumal im anstehenden Wahlkampf Robert Habeck Flagge zeigen soll. Der ist übrigens acht Jahre älter als Gehring – und tritt 2021 zum ersten Mal für den Bundestag an.