Essen-Borbeck. Bei den „Flotten Socken“ tanzen Menschen mit geistiger Behinderung. Wie sie bei einem Wettbewerb der Special Olympics punkten konnten.

Trainerin Margarete Roderig dreht den Song „Dschinghis Khan“ in voller Lautstärke auf, dann beginnen die „Flotten Socken“ mit ihrer Choreografie und verwandeln das Tanztraining mit guter Laune und Taktgefühl in eine Party. Zwei mal pro Woche ist Trainingszeit im „Flotte-Socken-Treff“ in Borbeck. Dann trainieren 24 Menschen mit geistiger Behinderung im Alter von 18 bis 66 Jahren für ihre Auftritte.

Die Tanzgruppe „Flotte Socken“ aus Borbeck hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. „Wir haben in diesem Jahr zwei Gold- und eine Silbermedaille beim ,Anerkennungswettbewerb der Special Olympics Winterspiele‘ in Bonn gewonnen“, freut sich Trainerin Margarete Roderig (66), die als Bezirksbürgermeisterin bekannt ist. Sie trainiert gemeinsam mit ihrem Bruder Schorsch Roderig (55) die Tänzerinnen und Tänzer und betont, dass niemand in der Gruppe nach Perfektion strebe. „Unser Ziel ist es, gemeinsam Spaß zu haben.“

Tanzgruppe „Flotte Socken“ aus Essen-Borbeck tritt bei vielen Festen auf

Neben Wettbewerben habe die Tanzgruppe rund 50 Auftritte im Jahr, darunter seien auch das große Zechenfest, Karnevalssitzungen und die Messe „Mode Heim Handwerk“. Sich darum kümmern, dass es genügend Auftritte gebe, müsse sie sich nicht mehr, erklärt die Tanztrainerin: „Wir bekommen viele Anrufe und werden eingeladen, aufzutreten. Wir sind für unsere Spontaneinlagen bekannt, bei denen auch gerne das Publikum mit einbezogen wird. Über die Jahre hat sich so ein richtiger Fanclub gebildet.“ Schorsch Roderig ergänzt stolz: „Wir werden oft wie Stars empfangen und sind sogar schon einmal über einen roten Teppich gelaufen.“

Schorsch und Margarete Roderig trainieren die Tanzgruppe „Flotte Socken“ in Essen-Borbeck. Wichtig ist ihnen nicht das Streben nach Perfektion, sondern der Spaß an der Bewegung.
Schorsch und Margarete Roderig trainieren die Tanzgruppe „Flotte Socken“ in Essen-Borbeck. Wichtig ist ihnen nicht das Streben nach Perfektion, sondern der Spaß an der Bewegung. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Das Training findet immer im „Flotte-Socken-Treff“ am Kuhlmannsfeld 1 in Borbeck statt. Die Begegnungsstätte gibt es seit 2010 und wird vom gleichnamigen Verein betrieben, der aus 125 Mitgliedern besteht. Das Haus bietet neben dem Trainingsraum für die Tanzgruppe auch die Möglichkeit, gemeinsam zu kochen, zu feiern oder Gäste zu bewirten. „Wir feiern in unserem ,Flotte Socken-Haus‘ beispielsweise Poolpartys, veranstalten Dart-Turniere oder geben Kochkurse. Uns fällt immer etwas Neues ein, womit wir uns hier eine schöne Zeit machen “, erklärt Margarete Roderig.

Spaß und Bewegung stehen bei den „Flotten Socken“ im Vordergrund

Eine begeisterte Tänzerin, die seit der Gründung der „Flotten Socken“ im Jahr 2004 mitmacht, ist Irmgard Albers (66). „Ich tanze leidenschaftlich gerne und bin stolz, dabei sein zu dürfen. Neben dem Tanzen helfe ich auch im Flotte-Socken-Treff beim Putzen oder in der Küche. Wir sind wie eine große Familie.“ Überhaupt sei die Tanzgruppe oft gemeinsam unterwegs, sei es bei Auftritten, die teilweise in weiter entfernten Städten stattfinden, oder bei Ausflügen, schwärmt Trainer Schorsch Roderig.

Tänzer Klaus Back (68) hat ebenfalls Spaß am Tanzen und lässt dabei den gesundheitlichen Aspekt nicht außer Acht: „Das Tanzen und die Gemeinschaft machen mir sehr viel Spaß, aber am wichtigsten ist mir, dass ich durch die Bewegung so fit bin. Tanzen hilft mir, damit ich gesund bleibe.“ Apropos Bewegung: Nach einer kurzen Verschnaufpause holt Trainerin Roderig für den nächsten Tanz „Pompoms“ aus einer Kiste und verteilt sie an die Tänzerinnen und Tänzer. Tänzerin Christiane Bielefeldt (43) ist jeden Donnerstag beim Training dabei und kündigt an: „Jetzt wird hier richtig gefeiert!“ Zum spanischen Song „Que si, que no“ legt die „Gute-Laune-Truppe“, wie sie oft genannt wird, einen ausgelassenen Tanz hin.

Die Leitung der fröhlichen Tanzgruppe sei ein Herzensprojekt, erklärt Margarete Roderig: „Als damals ein Bewegungsangebot für Menschen mit Behinderung in Borbeck eingestellt wurde, weil die Trainerin in Rente gegangen ist, wollte ich helfen. Ich habe mich dann kurzerhand dazu entschieden, das Angebot in unserem Keller weiterzuführen.“ Über die Jahre habe sich dann eine mutige und erfolgreiche Tanzgruppe entwickelt: „Auch wenn die Aufregung vor einem Auftritt bei allen riesig ist, macht niemand einen Rückzieher. Am Ende stehen alle auf der Bühne, tanzen und haben Spaß“, sagt Margarete Roderig stolz.

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