Essen. Die Sparkasse verzeichnet nach schwachen Monaten eine höhere Nachfrage nach Immobilien. Warum aber von einem Preisverfall keine Rede sein kann.

Der Mühlenweg in Burgaltendorf zählt sicher zu den bevorzugten Wohnlagen in Essen. 15 Einfamilienhäuser werden dort gebaut. Ein Reihenhaus mit 152 Quadratmetern Wohnfläche ist ab 725.000 Euro zu haben. Wer vom eigenen Haus im Grünen träumt, muss sich das erst einmal leisten können. Und doch ist Georg Meintrup, Geschäftsführer der Immobilien GmbH der Sparkasse Essen sicher, dass dieses Angebot Interessenten finden wird, wenn sein Haus auf der Immobilienmesse in der Sparkassen-Zentrale (siehe Infobox) mit der Vermarktung beginnt.

Denn die Nachfrage nach Häusern und Eigentumswohnungen ist in den vergangenen Monaten wieder spürbar angezogen, weiß Meintrup zu berichten. Nach einem „Super-Jahr 2022, getragen vor allem von der ersten Jahreshälfte“ war das Interesse mit dem Ukraine-Krieg förmlich eingebrochen. Steigende Zinsen, die hohe Inflation und „eine allgemeine Verunsicherung“ sorgten auf dem Immobilienmarkt für eine Kaufzurückhaltung, die auch das Immobilien-Center der Sparkasse zu spüren bekam.

Gestiegene Zinsen ließen so manchen Traum vom eigenen Heim platzen

„Wir sind bis Mai durch ein tiefes Tal gegangen“, berichtet Georg Meintrup. Seitdem sei ein Trend zu beobachten, „der uns zuversichtlich macht“. 1000 Anfragen nach Immobilien-Exposés verzeichnete das Immobiliencenter laut Meintrup im August, das waren mehr als im August des Vorjahres.

Das mag überraschen angesichts des aktuellen Zinsniveaus. Im vergangenen Jahr verlangten die Geldinstitute für Baugeld gerade ein Prozent Zinsen, aktuell sind des durchschnittlich vier Prozent. Das ist immer noch wenig im Vergleich zu lange vergangenen Hochzinsjahren, und doch führt es dazu, dass Träume von den eigenen vier Wänden platzen. „Da scheiden einige aus oder entscheiden sich um.“

Georg Meintrup, Geschäftsführer der Sparkassen Immobilien GmbH, sieht Anzeichen für eine Trendwende auf dem Immobilienmarkt. Die Nachfrage ziehe trotz gestiegener Zinsen für Baugeld wieder an.
Georg Meintrup, Geschäftsführer der Sparkassen Immobilien GmbH, sieht Anzeichen für eine Trendwende auf dem Immobilienmarkt. Die Nachfrage ziehe trotz gestiegener Zinsen für Baugeld wieder an. © Funke Foto Services | Uwe Möller

Zumal die Preise für Wohnimmobilien keinesfalls einbrechen, wie Meintrup betont. Der durchschnittliche Preisrückgang betrage in Essen acht Prozent, was in etwa der durchschnittlichen Preissteigerung des Vorjahres entspreche. „Diese Preissteigerung schmilzt gerade wieder ab.“ Meintrup erinnert daran, dass sich die Immobilienpreise seit 2015/16 praktisch verdoppelt haben.

Sparkasse lädt zum Immobilienmarkt

Die Sparkasse Essen lädt am Wochenende 16./17. September jeweils von 10 bis 16 Uhr wieder zum Immobilienmarkt in ihre Zentrale, III. Hagen, ein. Im Fokus liegt diesmal das Thema „Wärme und Energie“. Experten stehen in Workshops Rede und Antwort und berichten in Fachvorträgen über die neuesten Entwicklungen so zum Beispiel über Anforderungen und Fördermöglichkeiten beim Austausch von Heizsystemen (um Anmeldung wird gebeten). Die Messe richtet sich an Käufer, Verkäufer wie auch an das Fachpublikum. Nähere Informationen: sparkasse-essen.de/immobilienmarkt.

Höhere Preisabschläge seien aktuell nur bei älteren Immobilien mit einem hohen Sanierungsbedarf zu erwarten. Kaufinteressenten fragten sich, welche Investitionen noch auf sie zukommen. Das sei schon immer so gewesen, betont Meintrup. Gesetzliche Vorgaben zum Austausch von Heizungen sorgten aber für Unsicherheit. „Wir warten dringend darauf, dass das Gesetz beschlossen wird“, sagt Meintrup, damit Klarheit herrsche.

Auf fallende Preise zu warten könnte laut Sparkasse ein trügerische Hoffnung sein

Dass die Bauzinsen in naher Zukunft wieder sinken werden, ist Meintrups Einschätzung nach nicht zu erwarten. Auch für Zinssteigerungen sieht der Immobilien-Experte nach eigenen Worten derzeit keine Signale. Und die Immobilienpreise? Dürften stabil bleiben. Darauf zu bauen, dass die Preise fallen, könnte jedenfalls eine trügerische Hoffnung sein. „Spekulation ist ein schlechter Ratgeber“, warnt Meintrup.

Der Grund: Wohnraum sei in Essen ein knappes Gut. Und daran dürfte sich so schnell nichts ändern. Im Gegenteil. Bauaktivitäten sind nicht eingeschlafen, aber spürbar zurückgegangen, seit die Baupreise in den vergangenen beiden Jahren geradezu explodiert sind. 5000 bis 6000 Euro pro Quadratmeter werden in Essen für Neubauten in guter Lage verlangt.

Für Kapitalanleger sind Immobilien wegen gestiegener Kapitalzinsen weniger interessant

Gerade Neubauwohnungen seien in der Vergangenheit auch für Kapitalanleger interessant gewesen, so Meintrup. Da die Zinsen für Fremdkapital gestiegen seien, sei dies heute weniger der Fall als noch im vergangenen Jahr. Da bot die Sparkasse beispielsweise ein Mehrfamilienhaus zum Kauf an und vereinbarte binnen zwei Stunden 25 Besichtigungstermine, so groß war das Interesse. „Das war ein richtiger Hype“, sagt Meintrup.

Diese Goldgräberstimmung auf dem Immobilienmarkt sei vorbei und dürfte aller positiven Signale zum Trotz so schnell nicht wiederkehren.