Essen. Die „Wasserpest“ im Baldeneysee blieb in diesem Sommer aus. Der Ruhrverband glaubt zu wissen, warum.

Es ist wenige Jahre her, da bedeckte die „Elodea“ weite Teile des Baldeneysees – zum Leidwesen von Seglern, Ruderern und Kanuten, denn Wassersport war unter diesen Bedingungen kaum noch möglich. In diesem Sommer ist die sonst raschwachsende Wasserpflanze fast gar nicht aufgetaucht. Der Ruhrverband glaubt zu wissen, warum.

So sei das geringe Wachstum eine Folge des Jahrhunderthochwassers 2021. Die Wassermassen mit ihrer gewaltigen Strömung säuberten den Seegrund kräftig und rissen die Elodea-Pflanzen mit sich. Sedimente überdeckten, was von der „Elodea“ übrig blieb. Und: Das reißende Hochwasser spülte auch eine andere invasive Art davon, die sich seit einigen Jahren im Baldeneysee breitmacht.

Es handelt sich um die Corbicula, zu deutsch Körbchenmuschel. Wie die „Elodea“ ist sie mit der Schifffahrt in Rhein und Ruhr gelangt. In den Stauseen scheint sie sich besonders wohlzufühlen. Durch das Jahrhunderthochwasser sei der Bestand im Baldeneysee aber stark zurückgegangen, berichtet Ruhrverbandssprecher Markus Rüdel.

Das Wasser des Baldeneysees ist in diesem Sommer trüber als sonst

Im vergangenen Jahr nahm der Ruhrverband eigens ein zweites Mähboot in Betrieb. In diesem Sommer legte es nur selten ab.
Im vergangenen Jahr nahm der Ruhrverband eigens ein zweites Mähboot in Betrieb. In diesem Sommer legte es nur selten ab. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Körbchenmuscheln ernähren sich von freischwimmenden Algen und sorgen dafür, dass das Wasser klarer wird. Die Sonne kann dadurch bis auf den Grund scheinen, was das Wachstum der „Elodea“ fördert. In vergangenen Jahren verbreitete sich die Pflanze in den Ruhrstauseen, wo sie Anfang der 2000er Jahre aufgetaucht war. Ihren Namen „Wasserpest“ hat sie sich seitdem redlich verdient.

Im Baldeneysee gibt es nun weniger Körbchenmuscheln, dafür aber mehr Algen, die das Wasser eintrüben. Weniger Sonnenlicht erreicht den Grund. Folglich hat die „Elodea“ schlechtere Bedingungen, um zu wachsen. Nachteil, wenn man es denn so nennen will: Das Wasser ist trüber als sonst, was nicht heißt, dass es unsauber wäre. Doch schöner anzuschauen für Spaziergänger, Schwimmer und auch für die Wassersportler ist der See sicherlich, wenn das Wasser klar ist. Hier gilt aber die alte Weisheit: Man kann eben leider nicht alles haben.

Das neue Mähboot auf dem Baldeneysee fährt fast vollautomatisch

Dass die „Wasserpest“ in diesem Sommer jedenfalls nahezu ausblieb, freut nicht nur die Wassersportler, sondern auch den Ruhrverband. Versuche, das Wachstum der „Elodea“ einzudämmen, waren wenig erfolgreich. Als effizient erwies sich allein das Abmähen. In diesem Jahr legte das Mähboot nur an einigen wenigen Tagen ab.

Dabei hatte der Ruhrverband im vergangenen Jahr ein zweites Mähboot in Dienst genommen. Das GPS-gesteuerte Boot fährt vollautomatisch, bei der Mahd berücksichtigt es Wind, Strömung und Wellengang. Ein Schiffsführer ist nur an Bord, um einzugreifen, wenn dies nötig ist.

Den Sommer über habe man die Zeit genutzt, um die Technik weiter zu verfeinern, sagt Markus Rüdel: „Wir sind gewappnet“. Denn dass die „Elodea“ nicht mehr wiederkommt, ist keinesfalls ausgemacht. Wenn sie sich gemeinsam mit der Körbchenmuschel wieder ansiedelt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Wasser wieder schön klar ist und das Sonnenlicht bis an den Grund vordringt. Und wenn dann kein Hochwasser kommt, beginnt eben alles von vorne.