Essen-Werden. Das Gymnasium Essen-Werden hat einen neuen Schulleiter. Nach seinem Abi traf er eine falsche Entscheidung, die im Nachhinein doch richtig war.
Eins der größten städtischen Gymnasien, das Gymnasium Essen-Werden, hat einen neuen Schulleiter. „Unsere Schule soll weiter vor allem als vielfältige Schule wahrgenommen werden, die den Kindern und Jugendlichen möglichst viele Wege eröffnet“, sagt Dominik Krister. Der 45-Jährige kennt das Werdener Gymnasium in- und auswendig: Als Lehrer für Englisch und Geschichte arbeitet er dort seit 2007, war zwischenzeitlich Beratungslehrer und Oberstufenkoordinator. Vor allem die internationalen Begegnungen mit Partnerschulen in aller Welt sind Krister ans Herz gewachsen: „Es gibt keine intensivere Art des Lernens und des Erfahrungsaustausches“, sagt Krister, der seine Schule auf bislang mehr als 50 Fahrten begleitete.
Abifach Tanzen – darauf sollte und soll Werden nicht reduziert werden
Das Gymnasium Werden bietet als einzige Schule in Deutschland Jugendlichen die Möglichkeit, auch im Fach Tanz das Abitur abzulegen. „Es wäre falsch, die Schule darauf zu reduzieren“, sagt er. Entsprechend will er die vielen Profilschwerpunkte in Sachen Naturwissenschaft oder Sprachen weiter ausbauen, aber auch den Bereich Tanz weiterentwickeln: „Wünschenswert wäre eine internationale Kooperation im Bereich Tanz; in Osteuropa ist Tanz sehr viel verbreiteter als woanders.“
Als eine der größten Herausforderungen, vor der die Schule - wie andere - stehe, sei die Digitalisierung: „Wir müssen die ständige Weiterentwicklung der Art und Weise, wie wir mit Lehr- und Lernmedien umgehen, kritisch vorantreiben. Nur Geräte wie Tablet-Rechner anzuschaffen, bringt es schließlich nicht.“ Denn der Schlüssel zu allem Bildungs- und Lebenserfolg liege im Lesen: „Da können wir den Kampf gegen digitale Medien noch verlieren.“
Die Liebe zu Großbritannien erwachte im siebten Schuljahr
Krister, der in Bottrop aufwuchs, die meiste Zeit seines Lebens aber in Essen verbrachte und heute in Mülheim-Heimaterde lebt, kommt aus einem Lehrerhaushalt. Trotzdem wollte er nach dem Abi erst mal nicht Lehrer werden, interessierte sich für Betriebswirtschaft. Dann folgte eine falsche Entscheidung, die sich im Nachhinein als goldrichtig erwies: „Ich ging zur Bundeswehr, statt den Kriegsdienst zu verweigern – zunächst.“
Nach wenigen Tagen in der damaligen Gustav-Heinemann-Kaserne in Kray kam er aber zu dem Schluss: „Das war ein vollkommen sinnloses Unterfangen und gar nichts für mich.“ Er verweigerte im Nachhinein, bekam einen Job als Zivildienstleistender, arbeitete mit Kindern mit Behinderungen in einem integrativen Kindergarten. „Da wusste ich, dass die pädagogische Arbeit doch genau mein Ding ist.“ Es folgte das Lehramtsstudium in Essen, unterbrochen von Auslandsaufenthalten in Großbritannien.
Schon als Kind, es war während eines Schüleraustausches in der siebten Klasse, entdeckte er seine Liebe zum Vereinigten Königreich. „Ich mag das Geschichtsbewusstsein der Engländer, und die Höflichkeit und Freundlichkeit der Menschen hat mich immer beeindruckt.“ Dass die Briten einen gewissen Hang zur Arroganz und Schrulligkeit haben, ließ Kristers Interesse am Vereinigten Königreich nur wachsen – und er hofft, dass die Briten ihre Entscheidung, nicht mehr zur Europäischen Union zu gehören, irgendwann zurücknehmen.
Zurück nach Werden: Konkret engagieren sich die Schule und Krister derzeit dafür, eine neue Partnerschule zu gewinnen – am besten in Riwne, der ukrainischen Stadt, mit der Essen nach Ausbruch des russischen Angriffskrieges eine so genannte „Solidaritätspartnerschaft“ eingegangen ist. Auch das soll weiter dazu beitragen, dass das Gymnasium Werden weit über die Grenzen des Stadtteils und der Stadt als „Schule der Vielfalt“ bekannt und anerkannt bleibt.
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