Essen. Die Polizei Essen hat mit starken Kräften Präsenz in der City gezeigt. Man fürchtete eine größere Auseinandersetzung – das weckt Erinnerungen.
Mit starken Kräften ist die Polizei am Samstag (19. August) in Essen präsent gewesen. Es hatte Hinweise gegeben, dass es zu einer „Auseinandersetzung großer Personengruppen“ im Clan-Milieu im Herzen der Essener Innenstadt kommen könnte. Anhaltspunkte habe man dafür in den vergangenen Tagen in sozialen Netzwerken wie TikTok gefunden. Dort habe es Aufrufe gegeben, zu einer Auseinandersetzung nach Essen anzureisen. Die Polizei rechnete mit mehreren Hundert Personen, die den Gewaltaufrufen hätten folgen können.
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Im Vorfeld hatte die Behörde Kontakt zu Urhebern der Videos aufgenommen und „Gefährderansprachen“ gemacht. Das Ziel: Den „potenziellen Störern zu verdeutlichen, dass die Polizei die Planungen kennt und diesen konsequent begegnen wird“. Die Lage in der Innenstadt blieb den Samstag über „komplett ruhig“, wie ein Sprecher der Polizei am Sonntagmorgen mitteilte. Es kam zu keinem weiteren offen ausgetragenen Clan-Konflikt, trotzdem weckt auch die ausgebliebene Gewalt Erinnerungen.
Konflikt zwischen der syrischen und irakischen Community
Die Anfrage unserer Redaktion, ob es sich bei der angekündigten Auseinandersetzung um eine Fortführung der Tumulte von Mitte Juni handelt, verneinte Polizeisprecher Thomas Weise am Samstagnachmittag. Am 16. Juni hatte es heftigen Streit zwischen syrischen und libanesischen Großfamilien gegeben, Essen war bundesweit negativ in den Schlagzeilen. Diesmal lag laut Polizei ein anderer Konflikt zugrunde. Ermittlungen haben laut Thomas Weise ergeben, dass es sich nun um einen Konflikt zwischen der syrischen und irakischen Community handelt.
Am späten Samstagnachmittag (19. August), gegen 17 Uhr, hatten Einsatzkräfte nach Angaben der Polizei sechs Männer aus Syrien auf dem Kennedyplatz festgesetzt, die möglicherweise für die geplante Auseinandersetzung angereist waren. Die Personalien der Männer im Alter von 16 bis 51 Jahren seien aufgenommen worden und sie hätten Platzverweise erhalten. Augenzeugen hatten zuvor von acht eingekesselten Männern berichtet, einer soll gut sichtbar eine Irak-Flagge umgebunden gehabt haben. Unklar ist laut Polizei noch, warum es derzeit Streit zwischen syrischer und irakischer Community gibt.
Erinnerungen an Clan-Tumult in Essens Innenstadt Mitte Juni werden wach
Auch wenn dieses Mal die libanesische Community nicht beteiligt war, werden Erinnerungen an den Tumult auf dem Salzmarkt vor wenigen Monaten wach. Damals waren an einem Freitagabend Mitte Juni 169 Beteiligte von der Polizei identifiziert worden, die selbst mit 400 Kräften im Einsatz war. Es handelte sich um einen Konflikt zwischen verfeindeten libanesischen und syrischen Clans. Die Ermittlungen in dem Fall laufen nach wie vor – unter anderem wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, des besonders schweren Falls des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigung.
Erst kürzlich hat die Polizei die Wohnung eines 24-jährigen Syrers durchsucht, der während des Tumults Reizgas versprüht haben soll und dadurch acht Polizisten leicht verletzte. Derweil ist noch immer unklar, warum es Mitte Juni zu den Ausschreitungen mitten in der Innenstadt gekommen war. Damals hatten circa 200 Männer die Grüne Mitte im Universitätsviertel als Aufmarschfläche genutzt, um dann geschlossen in Richtung Salzmarkt zu marschieren.
Weitere Clan-Auseinandersetzungen der vergangenen Jahre in Essen:
- Im Juni 2022 gehen zwei Tage lang mehrere hundert Männer auf der Altendorfer Straße aufeinander los. Angeblich geht es um den Streit über einen Parkplatz. Ein 30-Jähriger wird durch einen Messerstich gefährlich verletzt. Innenminister Reul sagte: „Die Vorgänge sind ein Hinweis darauf, dass wir es noch nicht im Griff haben.“
- Mai 2020: In der Hochhaussiedlung Hörsterfeld gibt es tagelange Auseinandersetzungen.
- Im April 2016 wird ein 19-Jähriger auf der Friedrich-Ebert-Straße in Essens Nord-City auf offener Straße erschossen. Der Täter erhält eine lebenslange Freiheitsstrafe.
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