Essen. Hunderte wollen sich prügeln, mitten auf dem Salzmarkt im Herzen der Essener Innenstadt. Vor der Randale hatten Viele gewarnt.

Kenner der Migranten-Szene in Essen haben schon lange vor dieser Eskalation gewarnt. Jetzt ist es passiert – und offenbar mit voller Wucht: In der Essener Innenstadt ist es am Freitagabend (16. Juni) zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Syrern und Libanesen gekommen. Augenzeugen berichten von mehreren Schauplätzen. Die Essener Polizei spricht von einer „Tumultlage mit mehreren Hundert Personen“ und kündigte am Samstag eine verstärkte Präsenz in der Essener Innenstadt an. „Wir sind taktisch und personell auf mögliche Tumultlagen vorbereitet und werden konsequent gegen Straftäter vorgehen“, sagte Polizeisprecherin Sylvia Czapiewski.

Zwei Beamte der Bereitschaftspolizei wurden beim Einsatz verletzt

Bei den Zusammenstößen seien zwei Polizeibeamte verletzt worden. Sie hätten ihren Dienst nicht mehr fortsetzen können und sich im Krankenhaus behandeln lassen müssen.

Der Essener Kommunalpolitiker und ehemalige SPD-Ratsherr Jens Gröne hat die Tumultlage auf dem Salzmarkt am Freitagabend als Augenzeuge erlebt. Er spricht von skandalösen Vorgängen und bestätigt, dass syrische und libanesischen Gruppen aufeinandergeprallt sind.

Lesen Sie hier: Massenschlägereien in Essen und Castrop: Was nun, Herr Reul?

Gröne saß in der „Temple Bar“ auf dem Salzmarkt, wo er nach 22 Uhr einen Aufmarsch offenbar von libanesischen Männern beobachtete. „Ich sah ungefähr 150 bis 200 Männer, die zielgerichtet und fast in Formation auf das syrische Restaurant zumarschierten, dann hat es 60 Sekunden gescheppert“, berichtet Gröne. In einem aktuellen Facebook-Post spricht er von einer „Riesenschlägerei“.

Essener Politiker ist schockiert: „Schwangere Frauen müssen flüchten“

Inzwischen sind auch Videos von dem Tumult in der Essener Innenstadt in Umlauf. Eines ist 21 Sekunden lang und liegt dieser Redaktion vor. Es zeigt, wie die Männer auf das syrische Restaurant und das Café direkt daneben losstürmen. Tische und Stühle fliegen durch die Luft, Scheiben zerbersten, ein lautes Geschrei und Stimmengewirr auf Arabisch ist zu hören.

Der SPD-Politiker berichtet ferner, dass Beamte der Einsatzhundertschaft schnell vor Ort gewesen seien. „Ich wollte die Polizei anrufen, als ich sah, dass die Einsatzkräfte schon am Rand mitliefen.“

Unter den Gästen des syrischen Restaurants sei bei dem mutmaßlich libanesischen Angriff Panik ausgebrochen. „Sie rannten alle auf unsere Seite des Salzmarktes“, berichtet Gröne, und fügt eine Beobachtung hinzu, die ihn schockiert habe. „Unter den Flüchtenden waren auch schwangere Frauen.“ Eine Eskalation, über die Gröne entsetzt den Kopf schüttelt. Auf Facebook schreibt er: „Ich habe dafür kein Verständnis, erst recht nicht, da beim Syrer auf dem Salzmarkt fast nur Familien mit kleinen Kindern als Gäste sind und sich sehr friedlich in die Gesellschaft einfügen.“

21-Sekunden-Video zeigt, wie Stühle und Tische durch die Luft fliegen

Das 21-Sekunden-Video vom Salzmarkt-Krawall zeigt auch, dass die Einsatzkräfte der Polizei massiv Tränengas einsetzten, um die mutmaßlich libanesischen Angreifer zurückzudrängen. „Die Polizei empfand ich als sehr zielgerichtet, der Spuk war schnell vorbei“, fügt Jens Gröne hinzu.

Massenschlägerei in der Essener City – Hunderte beteiligt

In der Essener Innenstadt ist es in der Nacht zum Samstag, 17. Juni, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen mehreren Gruppen gekommen. Hunderte Menschen waren beteiligt.
In der Essener Innenstadt ist es in der Nacht zum Samstag, 17. Juni, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen mehreren Gruppen gekommen. Hunderte Menschen waren beteiligt. © dpa | Markus Gayk
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Die Eskalation des syrisch-libanesischen Konflikts hat die Verantwortlichen von Polizei und Stadt aufgeschreckt. Die große Sorge ist, dass sich die Lage in den nächsten Tagen nicht beruhigen könnte und weitere gewalttätige Zusammenstöße drohen.

Beobachter und Kenner der Migranten-Szene gehen davon aus, dass es sich nicht um eine Clan-Fehde handelt, sondern um einen familienübergreifenden Konflikt zwischen Libanesen und Syrern. Trotzdem spreche vieles dafür, dass der Funke der Massenschlägerei aus Castrop-Rauxel vom Donnerstag am Tag darauf auf Essen übergesprungen sei.

Zuerst gab es Scharmützel in der grünen Mitte, dann schaukelte sich der Streit hoch

Nach kleineren Scharmützeln in der grünen Mitte habe sich die Situation bis zum Abend zu einer brenzligen Tumultlage hochgeschaukelt. In der grünen Mitte habe die libanesische Seite dem Vernehmen nach Verstärkung angefordert. Innerhalb kürzester Zeit hätten sich zahlreiche Mitglieder von Großfamilien dort eingefunden. Die Polizeisprecherin bestätigt dies: „In der grünen Mitte ging es gegen 21.30 Uhr los.“

Ein Hubschrauber sei im Einsatz gewesen, um ein Lagebild erstellen zu können. An mehreren Stellen in der Essener Innenstadt sei es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen, so die Sprecherin.

Nachdem die Polizei die verfeindeten Gruppen voneinander getrennt hatte, seien die Personalien zahlreicher Beteiligter ermittelt worden.

Hass und Beleidigungen in Videobotschaften auf TikTok-Kanal

Wie Kenner der Szene berichten, sollen aktuell Videobotschaften im Umlauf sein – zum Beispiel im Videokanal TikTok. Das Verstörende daran: Beide Seiten würden ihre üblen Beleidigungen darin mit großer Schärfe fortsetzen.

Die Essener Polizei bittet unter Telefon 02018290 um Hinweise von Zeugen und Anwohner, die die Vorgänge am Freitagabend gesehen und möglicherweise auch Videoaufnahmen oder Fotos davon gemacht haben.