Essen. Nach dem Reizgasangriff auf Polizisten in der Tumultnacht auf dem Salzmarkt hat die Polizei einem mutmaßlichen Täter einen Besuch abgestattet.
Wochen nach dem Gewaltausbruch zwischen verfeindeten libanesischen und syrischen Clans mit zehn Verletzten und 400 Einsatzkräften Mitte Juni in der Essener Innenstadt hat die Polizei die Wohnung eines 24-jährigen Verdächtigen durchsucht. Der Syrer soll Beamte während des Tumults auf dem Salzmarkt mit Reizgas besprüht und so acht von ihnen zumindest leicht verletzt haben.
In seiner Wohnung fanden die Ermittler Kleidung. Sie soll der ähneln, die der Beschuldigte in einem der Randale-Videos getragen hat. Um Gewissheit zu bekommen und den mutmaßlichen Täter überführen zu können, werden nun die DNA-Spuren auf den Textilien mit denen auf dem ebenfalls sichergestellten Reizgassprühgerät abgeglichen, weiß die Staatsanwaltschaft Essen. Das Ergebnis der Analyse liege allerdings noch nicht vor, heißt es in einem Bericht für den Innenausschuss des NRW-Landtags am Donnerstag.
Mobiltelefone werden noch ausgewertet
Zudem werden nach Informationen dieser Zeitung aktuell noch Handys des Mannes ausgewertet. Die Mobiltelefone konnten zwar nicht bei der Wohnungsdurchsuchung, jedoch bei anschließenden Ermittlungen zusätzlich beschlagnahmt werden.
Insgesamt waren bei dem Großeinsatz am 16. Juni 169 an den Ausschreitungen beteiligte Männer identifiziert worden. Die anschließenden strafrechtlichen Ermittlungen wegen Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung, des besonders schweren Falls des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Verstoßes gegen das Waffengesetz und Sachbeschädigung laufen nach wie vor, so die Staatsanwaltschaft.
Wie viele von den Clanmitgliedern am Ende zur Rechenschaft gezogen werden, ist derzeit genau so offen, wie die Frage, ob sich der mutmaßliche Reizgas-Sprüher vor Gericht verantworten muss.
Die Aussagen von Beteiligten und Zeugen sind rar
Obwohl die „Ermittlungskommission Salz“ alles getan habe, was die Strafprozessordnung hergebe, seien die bisherigen Ergebnisse ähnlich überschaubar wie die Aussagen von Beteiligten wie Zeugen rar, heißt es bei der Polizei. So konnten auch die zahlreichen sichergestellten Waffen „weder einer konkreten Person, noch einer konkreten Tat zugeordnet werden“, räumt die Staatsanwaltschaft ein.
In unmittelbarer Nähe des syrischen Restaurants waren ein Baseballschläger, 15 Messer, ein Taschenmesser und drei Metallstangen entdeckt worden. Zudem habe ein Polizist beobachtet, „wie eine unbekannte Person eine nicht näher beschreibbare Schusswaffe gezogen, durchgeladen und im Hosenbund verstaut habe. Die Person habe jedoch weder festgehalten, noch die Waffe gesichert werden können“, heißt es seitens des Innenministeriums.
Die Gründe für die Ausschreitungen liegen im Dunkeln
Nachdem die Polizei die erste Theorie verworfen hatte, wonach der Gewaltausbruch von Castrop-Rauxel die Ursache für den Essener Tumult gewesen sein soll, ist bis heute unklar, was die Gründe für die Ausschreitungen am 16. Juni waren, nachdem sich rund 200 Männer an der „Grünen Mitte“ im Universitätsviertel versammelt hatten, um zum Salzmarkt zu marschieren.
Unter den Augen der Polizei schleuderten dort Randalierer Tische und Stühle des vor allem bei syrischen Familien beliebten Restaurants „Al Midan Al Dimaschki“ durch die Gegend. Das Mobiliar und auch Scheiben gingen zu Bruch, zwei Gäste wurden verletzt.