Essen-Altenessen. Das KD 11/13 ist Anlaufstelle für viele Vereine. Jetzt steht es vor dem Aus und soll vielleicht abgerissen werden. Die Politik ist am Zug.

Das Zentrum für Kooperation und Inklusion in Altenessen ist seit rund fünf Jahren Anlaufstelle für zahlreiche Vereine und Gruppen – die Frage ist nur wie lange noch. Die Stadt will den Ankauf des Gebäudes an der Karl-Denkhaus-Straße vorbereiten, mit der Absicht, es im Anschluss abzureißen. Eine entsprechende Vorlage diskutieren die Mitglieder des Stadtplanungsausschuss im nichtöffentlichen Teil am Donnerstag, 17. August, um 15 Uhr im Rathaus.

Konzept vom Zentrum für Kooperation und Inklusion nicht tragfähig

Das Konzept des KD 11/13, wie es auch genannt wird: Vereine und Firmen mieten die Räumlichkeiten (2600 Quadratmeter Nutzfläche) beispielsweise für Sprachkurse, Tanz und Malerei, Beratungsangebote und Nachhaltigkeitsworkshops oder Firmenmeetings. Aus den Mieteinnahmen sowie Projektfördergeldern finanzieren sich Betreibergesellschaft sowie Betriebskosten. Die Idee geht aber nicht auf. „In den vergangenen Jahren hat sich mehrfach gezeigt, dass sich wichtige Fürsprecher aus dem Projekt zurückgezogen haben und den verbleibenden Verantwortlichen der KD 11/13 gGmbH und des Vereins KD 11/13 ist es leider nicht gelungen, Projekte im erforderlichen Maße zu akquirieren und Aktivitäten für den Stadtteil zu etablieren“, heißt es in der Vorlage, die der Redaktion vorliegt.

Die ursprüngliche Idee war, einen Ort zu bieten, an dem Menschen jeglicher Herkunft und jeglichen Alters einander begegnen und voneinander und miteinander lernen. So soll die Teilhabe an der Gesellschaft gelingen und der Stadtteil nach vorne gebracht werden.

Drei Szenarien für die Zukunft des Essener KD 11/13

Im Oktober 2020 wurden dem KD 11/13 zudem sieben Millionen Euro Fördergelder für die Sanierung des Gebäudes in Aussicht gestellt. Voraussetzung war ein zehnprozentiger Eigenanteil. Den können die Verantwortlichen nicht aufbringen, die Förderung wurde nie ausgezahlt und schließlich im Juni diesen Jahres gestrichen.

Wie geht es weiter? Die KD 11/13 gGmbH hat bisher noch keine Insolvenz angemeldet. Bei einer Gesellschafterversammlung haben die Verantwortlichen drei Szenarien beschlossen:

  • Die Stadt kauft und saniert das Gebäude, um es anschließend KD 11/13 zur Nutzung zu überlassen sowie den Betrieb über einen jährlichen Zuschussbetrag für 20 Jahre sicherzustellen.
  • Ein Investor kauft zum seitens der KD 11/13 ermittelten Verkehrswert von 1,8 Millionen Euro und saniert das Gebäude. Auch in diesem Fall erhält KD 11/13 das Gebäude 20 Jahre mietfrei zur Nutzung.
  • Das Gebäude wird versteigert. Die Aktivitäten von KD 11/13 sollen gegebenenfalls an anderen Orten fortgesetzt werden.

Nachdem die Mitglieder des Planungsausschusses darüber diskutiert haben, soll der Rat am Mittwoch, 30. August, laut Vorlage tatsächlich den Ankauf des Gebäudes beschließen – für den Fall, dass kein Käufer gefunden wird. Allerdings betont die Stadt in der Vorlage: „Es besteht kein Interesse an dem eigentlichen Gebäude oder am Weiterbetrieb des unwirtschaftlichen Konzepts. Der Ankauf würde daher den Abriss der Immobilie zur Folge haben.“

KD 11/13-Aus: Altenessener Vereine sollen unterstützt werden

Das von KD11/13 im Jahr 2020 beauftragte Gutachten, in dem das Grundstück mit 1,8 Millionen Euro bewertet wurde, könne heute aufgrund des schlechten Bauzustandes für die Bewertung nicht maßgebend sein. Die Stadt will ein neues Gutachten in Auftrag geben.

Mit dem Gebäude würde viele Vereine, Gruppen und Initiativen ihre Anlaufstelle verlieren. Dazu hatte Stadtplanungsdezernent Martin Harter gesagt, was jetzt auch in der Vorlage verschriftlicht wurde: „Wenn das Projekt KD 11/13 nicht umgesetzt wird, werden wir uns darum kümmern, dass die Vereine an anderer Stelle unterkommen. Wir werden sie nicht hängen lassen.“ Genau das ist die Sorge der ortsansässigen Politiker, die sich unisono für den Erhalt des KD 11/13 aussprechen.

Dein-Kult-Café-Betreiber bleibt optimistisch

Martin Harter hatte zuletzt die Zeche Carl als Ausweichquartier vorgeschlagen. Dort ist aber bereits die Junior-Universität beheimatet. Dennoch heißt es in der Vorlage: „Für die Stadt Essen steht im Vordergrund, dass die im KD 11/13 ansässigen Dauermieter mit gemeinnütziger Vereinsstruktur ihre Aktivitäten fortführen können.“ Die kommunalen Ressourcen und Möglichkeiten zur Unterstützung der Vereine würden von der Verwaltung derzeit geprüft. Mit den Dauermietern würden Lösungen zur Fortführung der Vereinsarbeit gesucht.

Einer der Dauermieter ist Eyyüphan Duy mit dem Dein-Kult-Verein und dem gleichnamigen Café im Erdgeschoss des Gebäudes. Er weiß, dass die Mühlen mitunter langsam mahlen und erklärt: „Wir sind entspannt und bleiben erstmal hier.“ Das Café werde im Stadtteil gut angenommen und auch die Projekte des Vereins liefen gut. Duy sieht den Abrissbagger noch nicht am Horizont, sondern will vielmehr mit den Verantwortlichen im Gespräch bleiben und noch nach anderen Lösungen suchen.

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