Essen. Ein Viertel aller Stellen im Bundesfreiwilligendienst stehen auf der Kippe, befürchten Sozialverbände, Kirchen und andere Einrichtungen.

Essener Sozialverbände und Kirchen schlagen Alarm: Ein Viertel aller Stellen im Bundesfreiwilligendienst seien ab dem Jahr 2024 bedroht, wenn die Bundesregierung angekündigte Sparpläne umsetzt. „Derzeit beschäftigen wir rund 350 Freiwillige“, sagt Birgitta Kelbch, die Leiterin der Freiwilligendienste im Bistum Essen. „Nach der Kürzung würden im Bistum über 80 Plätze verloren gehen.“

Beim Bundesfreiwilligendienst können sich Menschen in der Regel gegen ein Taschengeld ein Jahr lang ehrenamtlich engagieren - zum Beispiel in der Altenhilfe, sozialen, pädagogischen oder medizinischen Einrichtungen. Vor allem junge Leute nutzen das Angebot, um sich nach der Schule oder einer Berufsausbildung zu orientieren. Seit dem Wegfall der Wehrpflicht im Jahr 2011 und dem Wegbrechen der sogenannten „Zivildienstleistenden“ kommt dem Bundesfreiwilligendienst eine zentrale Rolle bei der Erfüllung sozialer Aufgaben zu. Anders als viele glauben, ist der Bundesfreiwilligendienst nicht nur für junge Menschen vorgesehen.

„Uns würden gewinnbringende Sachen verloren gehen“

Würde beim Bundesfreiwilligendienst gekürzt, „würden uns reihenweise gewinnbringende Sachen verloren gehen und auf lange Sicht würden sich diese Kürzungen auch auf die Alten- und Gesundheitspflege auswirken“, stellt Birgitta Kelbch vom Bistum klar. Der Bundesfreiwilligendienst brächte viele junge Leute überhaupt erst dazu, sich für einen sozialen Beruf zu engagieren. „Das soziale Engagement ist für unsere Gesellschaft unverzichtbar“, erklärt Anja Karrasch von den Johannitern.

Viele sogenannte „Bufdis“ und Ehemalige schließen sich derzeit einer Petition an, die bundesweit gegen die geplanten Kürzungen vorgehen will. Unter dem Motto „Freiwilligendienst stärken“ haben bereits mehr als 100.000 Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme für die Beibehaltung des Freiwilligendienstes abgegeben. Das sind bereits so viele Stimmen, dass das Thema demnächst im Petitionsausschuss des Bundestages besprochen wird.

„Nachfrage ist hoch“

„Die Nachfrage nach Bundesfreiwilligen-Stellen ist immer hoch, viele junge Menschen haben Interesse an einem sozialen Jahr“, sagt Anja Karrasch. „Gerade in Krisenzeiten darf nicht an der falschen Stelle gespart werden.“

Im Stadtgebiet gibt es schätzungsweise mehrere Hundert Stellen im Bundesfreiwilligendienst. Auch das Rote Kreuz, die Stadt Essen und Krankenhäuser bieten sogenannte „Bufdi-Stellen“ an.

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