Essen. Der Pfleger, der wegen Missbrauchsvorwürfen in einer Essener Kita in U-Haft sitzt, war auch Jugendtrainer. Die Polizei ermittelt in Fußballclubs.
Der Fall eines Kinderpflegers (25), der unter Missbrauchsverdacht steht, zieht Kreise im Essener Stadtgebiet. Mittlerweile hat die Polizei auch in einem Fußballclub im Essener Süden ermittelt, in dem der Verdächtige als Jugendtrainer gearbeitet hat. Auch dort soll er sich dem Vernehmen nach übergriffig verhalten haben.
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Im Juni war der gelernte Kinderpfleger mit sofortiger Wirkung vom Dienst in einer Kindertagesstätte des bischöflichen Zweckverbandes freigestellt worden. Mehrere Familien hatten unabhängig voneinander berichtet, dass der Kinderpfleger in der Kita Jungen und Mädchen mit Süßigkeiten gelockt habe, um sich dann sexuell übergriffig zu verhalten. Das soll unter anderem in einem Kellerraum der Kita geschehen sein.
Missbrauchsverdacht in Essener Kita: Verdächtiger (25) war drei Wochen auf freiem Fuß
Der 25-Jährige musste in Untersuchungshaft, kam zwischenzeitlich für drei Wochen auf freien Fuß. Mittlerweile, seit dem 24. Juli, sitzt er wieder im Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen den Beschluss des Amtsgerichts, den Mann in Freiheit zu lassen, Beschwerde eingelegt. Die Begründung: Eine so genannte Wiederholungsgefahr bestehe nach wie vor. „Dieses Argument hatten wir von Anfang an, und für uns gilt es weiterhin“, sagt Anette Milk, Sprecherin der Essener Staatsanwaltschaft.
In der betroffenen Kita kehrt derzeit kaum Ruhe ein: Das Vertrauen in die Leitung der Einrichtung scheint bei manchen Müttern und Vätern irreparabel beschädigt. „Man spricht kaum mit uns, und wir verstehen nicht, dass die Leiterin der Einrichtung jetzt auch noch eine zweite Kita leiten soll“, beschwert sich eine Mutter, deren Kind über Monate von dem Verdächtigen betreut wurde. „Diese Personalentscheidung“, rechtfertigt Zweckverband-Sprecherin Lina Strafer, „ist schon länger bekannt und wurde transparent und frühzeitig kommuniziert.“
Die Geschäftsführerin des Zweckverbands, Verena Kleine-Holthaus, ergänzt: „Wir sind stets um Transparenz bemüht, sowohl die Kita-Leiterin als auch unsere Gebietsleiterin stehen den Eltern regelmäßig für Gespräche zur Verfügung.“
Nach Freistellung zwei Info-Abende für Eltern in betroffener Essener Kita
Nachdem der Zweckverband den Verdächtigen vom Dienst freigestellt hatte, hatte es in der Kita zwei Info-Abende für alle Mütter und Väter gegeben. Volker Schröder, der Anwalt des 25-Jährigen, hat jetzt gegen den Beschluss, dass sein Mandant wieder in Haft musste, Beschwerde beim Oberlandesgericht eingelegt. „Er hat sich während der Zeit, in der er nicht im Gefängnis war, an alle Auflagen gehalten“, argumentiert Schröder. Der Verdächtige durfte sich der Kita nicht nähern und musste sich dreimal pro Woche beim Amtsgericht melden.
Außerdem habe der 25-Jährige selbstständig Hilfe gesucht bei einer Organisation, die Sexualstraftäter therapiert. Von den Fußballclubs, in denen er als Jugendtrainer gearbeitet hat, habe er sich sofort abgemeldet. Der 25-Jährige war als Trainer in einem Essener Club aktiv und in einem Verein in einer Nachbarstadt. „Mein Mandant weiß, dass er nie wieder im pädagogischen Bereich mit Kindern arbeiten wird“, sagt Schröder. „Er ist schon jetzt um einen Neuanfang bemüht.“
Wann die Ermittlungen beendet sind und es zu einem Gerichtsprozess kommt, ist noch offen. Nach Einschätzungen Schröders wird das noch Monate dauern.
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