Essen-Kray. Morgens in die Huta: Damit sich Job und Hundehaltung nicht ausschließen, gibt es Hundetagesstätten. Für den Besuch gibt es auch andere Gründe.

Wenn Herrchen oder Frauchen ins Büro, die Praxis oder in den Laden müssen, treffen sich Pepper, Bruno und Sunny in der Hundetagesstätte (Huta). In Kray betreuen Kim Kuckelberg und Thorsten Pach die Vierbeiner. Ein Job, den die beiden jetzt seit zehn Jahren machen. Der Bedarf an dieser Hundebetreuung sei immer schon groß gewesen. Zu Besuch in einer Huta.

Plötzlich rast Zwergpudel Stormy los, fordert Terrier Pepper zum Spielen auf, los geht es über das etwa 1200 Quadratmeter große Gelände am Bonifaciusring mit dem Sandbereich, dem Schwimmteich und der Wiese darauf. Daneben wächst Kirschlorbeer, davor ist der Boden mit Holzhäckseln bedeckt, damit die Vierbeiner buddeln können. Die beiden Hunde toben in der Tagesstätte, die fast versteckt im Industriegebiet eingebettet ist und an die große Halle mit der Tischlerei und den Proberäumen mit den rustikalen Balkonen davor grenzt.

Die Innenräume in der Essener Huta werden bei Bedarf beheizt

Eine Terrasse befindet sich auf dem Grundstück vor dem rund 70 Quadratmeter großem Häuschen, in dem eine Küche und der Schlafbereich mit vielen Sofas und Decken eingerichtet sind. „Die Hunde entscheiden selbst, wo sie sich aufhalten möchten“, erklärt Kim Kuckelberg zu den Hundetagesstätten Canis familiaris und Familienhund, die hier gemeinsam betrieben werden. Die Innenräume werden bei Bedarf beheizt und nur bei wirklich stürmischem Unwetter geschlossen.

Schwimmzeit: Abkühlung und Badevergnügen für das Hunderudel in Essen-Kray bietet der Schwimmteich in der Huta.
Schwimmzeit: Abkühlung und Badevergnügen für das Hunderudel in Essen-Kray bietet der Schwimmteich in der Huta. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Geöffnet hat die Huta wochentags zwischen sieben und 18 Uhr, freitags schließt sie eine halbe Stunde eher. Hunde wie Labradoodle Bruno oder Malteser Sunny sind wegen der Berufstätigkeit ihrer Halter hier, andere kommen auf Empfehlung von Trainern, um etwa das Sozialverhalten zu verbessern – aggressiv dürfen die Tiere allerdings nicht sein.

Corona habe zudem manchen neuen Kunden gebracht, da Homeoffice und Hundebetreuung nicht immer einfach zu stemmen seien. Hunde wie Riesenschnauzer Kyron („der Rüde kommt immer donnerstags“) wiederum toben in der Huta mit ihren Hundekumpeln, um ein wenig Ausgleich und Abwechslung zu haben. Etwa ein Drittel der Hunde käme aus Freude, weil Besitzer ihnen den Kontakt zum Rudel ermöglichen möchten.

Die Essener Huta-Betreiber bleiben stets Chef im Hunderudel

Urlaubshunde sind sehr selten, denn wir sind keine Pension“, betont Kim Kuckelberg, für die als Betreiberin Prüfungen und Genehmigungen des Veterinäramtes notwendig gewesen sind. In die Huta können Halter und Halterinnen, ihre Hunde bis zehn Uhr morgens bringen, dann ist Ruhezeit. So nennt Kim Kuckelberg die Phase bis 15 Uhr, in der die Hunde entscheiden, ob sie spielen, schwimmen, dösen oder schlafen. Sie selbst beschäftigt sich mit ihnen, wirft Bällchen, macht Suchspiele – bleibt dabei stets konsequent und die Chefin des Rudels.

Ein wenig versteckt in dem Industriegebiet in Essen-Kray findet sich auch die Hundetagesstätte Canis Familiaris und Familienhund.
Ein wenig versteckt in dem Industriegebiet in Essen-Kray findet sich auch die Hundetagesstätte Canis Familiaris und Familienhund. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Wann wird es Labradorhündin zu viel, wann wird Stormy zu frech, bis zu welchem Augenblick ist es noch in Ordnung, dass Welpen zicken, kann sie das laufen lassen oder muss sie eingreifen: „Was die Hunde hier lernen und erfahren, das prägt sie“, sagt die 29-Jährige über die Verantwortung in ihrem Job, auf das Sozialverhalten der Gruppe zu achten. Bis zu 20 Hunde kommen am Tag, vom Welpen bis zum Senior, vom Dackel bis zum Riesenschnauzer. Mit dabei ist auch ihre Schäferhündin Maggie und die Rottweilerhündin Sue von Thorsten Pach.

Sommerfest in der Huta

Die Hundetagesstätte Canis familiaris und Familienhund, Bonifaciusring 1b, lädt am Samstag, 5. August, zum Sommerfest ein. Das beginnt um 12 Uhr und soll bis etwa 18 Uhr dauern. Geplant sind Stände Aktionen für Kinder und eine Tombola. Ein Hundefotograf wird vor Ort sein, es werden Stände mit Hundeartikeln aufgebaut, um Kleinunternehmen so eine Plattform zu geben. „Auch wir sind in den Anfängen unterstützt worden“, sagt Kim Kuckelberg, die auch Kaffee, Kuchen, Getränke und Gegrilltes anbieten möchte.

Kontakt zu Hundetagesstätte Familienhund (Inhaberin Kim Kuckelberg): 0163 1689809, , www.huta-familienhund.de.

Kontakt zur Hundetagesstätte Canis familiaris (Inhaber Thorsten Pach: 0163-2694973, www.huta-canis-familiaris.de.

„Es ist ein eingespieltes Rudel, das an manchen Tagen auch etwa unterschiedlich zusammengefügt ist, weil nicht jeder Hund täglich gebracht wird“, sagt Kim Kuckelberg, die den Haltern und Halterinnen verschiedene Angebote macht. So kostet die Monatskarte bei täglicher Betreuung 380 Euro, eine regelmäßige Betreuung an festen Tagen zwei- bis dreimal in der Woche 26 Euro am Tag, eine einzelne Tageskarte 30, eine sporadische Betreuung 32 Euro am Tag. Bevor ein Hund das ganze Rudel kennenlernen darf, gibt es Probetage.

Manche Hunde kommen schon als Welpe in die Essener Huta

Die kleine Malteserhündin verbringt gerade ihren zweiten Tag in der Huta, bellt noch aufgeregt, wenn es klingelt, weil ein Hund abgeholt wird. Zuvor hat sie die Artgenossen erst am Zaun, dann einzeln beschnuppern dürfen. Kim Kuckelberg beobachtet dabei ganz genau, ob der Neuzugang neugierig schnuppert oder eher ängstlich wirkt.

Das Gelände der Essener Hundetagesstätte grenzt unter anderem an eine Industriehalle.
Das Gelände der Essener Hundetagesstätte grenzt unter anderem an eine Industriehalle. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Dabei zeige die Erfahrung, dass Verlustängste schnell schwinden, wenn Frauchen oder Herrchen gegangen sind. Das Rudel gebe selbst schüchternen Hunden rasch Sicherheit. So entwickelt sich mancher Leinenpöbler zum entspannten Vierbeiner, werden selbstbewusste und aktive Vertreter wie Zwergpudel Stormy auf ihrem Schoß zum Kuschelhund und ängstliche Hunde wie Lars zu zugänglichen Artgenossen. Anfangs habe der Schweizer Schäferhund-Mix selbst bei Dauerregen im Sand gelegen, um Menschenkontakt im Haus zu vermeiden. „Heute liegt er bei mir auf der Couch“, sagt die 29-Jährige.

Manche Hunde kämen als Welpe schon. Von einigen hat sie bereits Abschied nehmen müssen, wie von Emma, als die Labradorhündin mit zehn Jahren plötzlich starb. Ihre Halter zahlten den Huta-Platz weiter, bis diesen ihr neuer Hund Paula einnehmen konnte, die nun ein Jahr alt ist. Ridgeback-Mix Nilaja wiederum kam mit vier Monaten erstmals, ist auch in der Huta aufgewachsen und mit ihren drei Jahren eine sehr sozialverträgliche Hündin, die stets den ersten Kontakt zu Neuzugängen aufnimmt.

„Bestenfalls ist Nilaja noch mit 14 Jahren hier“, wünscht sich Kim Kuckelberg, die schon so viele glückliche, aber auch traurige Momente erlebt hat, wenn ein Hund starb. In der Huta selbst gab es ebenfalls einige Höhen und Tiefen. So zerstörte ein Feuer die Einrichtung, die sich damals noch in Schönebeck befand. „Wahrscheinlich war ein technischer Defekt die Ursache“, sagt Kim Kuckelberg, die sich bereits nach dem Fachabi selbstständig gemacht. Damals hatte ihr Geschäftspartner bereits das Gelände, beide verband unter anderem ihr gemeinsamer Einsatz im Tierschutz.

Betreiberin nennt ihre Essener Hundetagesstätte einen Ort des Friedens

In der Hundetagesstätte in Essen-Kray betreut Kim Kuckelberg die Vierbeiner.
In der Hundetagesstätte in Essen-Kray betreut Kim Kuckelberg die Vierbeiner. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

Nach dem Brand bauten sie mit vereinten Kräften und Familie ihre Huta wieder auf, bevor im Jahr erst Sturm Ela alles zunichtemachte und sie ein weiteres Jahr später die Kündigung in den Händen hielten. Doch sie gaben nicht auf. „Jetzt sind wir endlich angekommen“, sagt Kim Kuckelberg zu dem Standort in Kray, den sie vor etwa sieben Jahren einrichteten, an dem sie aus einer Betonfläche den Hundeauslauf schufen. Ehemals sei es ein Stadtstrand für Musiker und Bands gewesen, dank eines tierlieben Verpächters treffen sich hier nun auch Frieda, Emma und Mogli.

„Es ist ein Ort des Friedens“, so beschreibt Kim Kuckelberg ihren Arbeitsplatz, an dem es entspannt und fröhlich zugehe. Wenn ihr Wecker morgens um 5.45 Uhr geht und sie wenig später startet, hat sie ohnehin nicht das Gefühl zur Arbeit zu müssen, denn eine Huta war seit jeher ihr Berufswunsch. Die Hunde sind ihr längst ans Herz gewachsen. Zu ihnen hat sie eine enge Bindung, zu manchen Haltern und Halterinnenein freundschaftliches Verhältnis. Und wenn alle gegangen sind, bleiben sie und Maggie oft noch in Kray, dann dreht sie mit ihrer Hündin eine Runde am Mechtenberg.